Dienstag, 20. Dezember 2016

Engels: Arbeit macht aus Affe Mensch







Wer wird benachteiligt im Deutschland der Gegenwart? Männer oder Frauen? So das Thema am 19.12.16 in der Reihe GENDERCHANGE. Geschlechterforschung zwischen Innovation und Backlash der Uni Düsseldorf.
Die Frage wurde im Debattierformat behandelt, je drei Vertreter vertraten in 7minütigen Beiträgen Pro und Contra.
Klarer Debattensieger war August Bebel, der zwar nicht in der mitmischte, aber mit seinem Buch “Die Frau und der Sozialismus” den Hauptakzent setzte. Beziehungsweise, was davon heute in im allgemeinen Bewußtsein bestimmend ist: Die Berufstätigkeit ist der Weg zur Befreiung der Frau vom Joch des kapitalistischen Patriarchats. Alle Redner standen zur Berufstätigkeit ohne Wenn und Aber, und alle Rednerinnen noch mehr. Frauen-Quote inbegriffen bei letzteren.
Das war einmal anders. Cicero (106-43) hielt nur die selbstgewählte Beschäftigung für erstrebenswert, die Erwerbsarbeit war ihm verächtlich:
"Eines Freien unwürdig und schmutzig sind ferner die Erwerbsformen aller Tagelöhner, deren Arbeitsleistungen gekauft werden, nicht deren Kunstfertigkeiten/handwerkliche Geschicklichkeiten. Denn es ist bei ihnen der Lohn Handgeld für Knechtstätigkeit (Sklavendienst)."
Cicero. De officiis 1, 150 – 151

Ganz ähnlich sieht das auch Seneca etwas später:
“Alle Geschäftsleute sind in einer beklagenswerten Lage, am beklagenswertesten aber ist die Lage derjenigen, die sich nicht einmal mit Geschäften für sich selbst abarbeiten: ihr Schlaf richtet sich nach dem Schlaf anderer, ihre Schrittführung nach dem Schritte anderer …”
(Seneca, Von der Kürze des Lebens)

Späterhin von Proust wissen wir, daß er vorzugsweise sein Leben auf der Liege verbrachte, und von Th. Manns Romanheld Hans Castorp im “Zauberberg”, daß er beharrlich der Arbeit aus dem Weg ging.

Heute halten es sogar die Frauen mit der Erwerbsarbeit, wie sie Heinrich Seidel (1842 - 1906) besang:

Hymne an die Arbeit
Arbeit! Arbeit! Segensquelle;
Heil und Ehre deiner Kraft,
die aus Finsternis die Helle,
Edles aus Gemeinem schafft!
Aus dem Wirken quillt das Rechte,
aus dem Schaffen keimt das Echte,
wehe, wenn die Tat erschlafft!
In der müß'gen Stunde Gähnen
stirbt das letzte Fünkchen Mut,
träge in den kranken Venen
schleicht das böse schwarze Blut;
tiefer Gram umwölkt die Stirne,
Wahnsinn brütet da im Hirne,
bis das Herz im Tode ruht.
Mensch, was dich auch immer quäle,
Arbeit ist das Zauberwort,
Arbeit ist des Glückes Seele,
Arbeit ist des Friedens Hort!
Deine Pulse schlagen schneller
deine Blicke werden heller,
und dein Herz pocht munter fort.
Völker! Lasst das Murren, Klagen
über Götzendienerei;
wollt ihr einen Götzen schlagen,
schlagt den Müßiggang entzwei!
Nur die Arbeit kann erretten,
nur die Arbeit sprengt die Ketten,
Arbeit macht die Völker frei!
Und die Frauen des Feminismus. Was für ein Fortschritt!


Nun ist gegen Arbeit nicht immer etwas einzuwenden, und für kleine Geister ist sie lebensstrukturierend, damit sie nicht verkommen. Überhaupt sind die Menschen unterschiedlich, Männer wie Frauen. Sie sollten sich fragen, wie sie ihre gemessene Lebenspanne am besten bewirtschaften können, so, daß es ein ihnen gemäßes Leben darstellt. Lebenskunst nennt sich das. Und darin können alle, ob männlich oder weiblich, intelligent oder dumm, große Stümper sein. Und von sozialistischen Dumpfbacken wie August Bebel oder arbeitssüchtigen Ingenieuren wie Seidel sollten sie sich nicht dreinreden lassen.












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