Das waren Kerle!
Jean-François Pilâtre de Rozier und François Laurent, Marquis d’Arlandes! 1783 stiegen sie mit einem Heißluftballon auf und waren damit die ersten Luftfahrer der Welt. Pilâtre war der Ingenieur, d’Arlandes der Mitflieger. Der Flug gelang und die Luftfahrt war eröffnet. Heute hätten die beiden keine Betriebsgenehmigung für den Ballon bekommen. Zu riskant. Der Historiker Brüggemeier stellte den Fall vor in seinem Eingangsreferat zum Symposium des Jungen Kollegs der Akademie der Wissenschaften zur Wahrnehmung von Risiken.
Diese Diskussion begann in Deutschland mit dem soziologischen Erzspinner Ulrich Beck, ein 68er, der 1986 ein Buch mit dem Titel “Die Risikogesellschaft” - natürlich bei suhrkamp - zusammengeschwurbelt hatte. Darin der Satz, der jedem Differenzierungsvermögen hohnspricht: „Arm an geschichtlichen Katastrophen war dieses Jahrhundert wahrlich nicht: zwei Weltkriege, Auschwitz, Nagasaki, dann Harrisburg und Bhopal, nun Tschernobyl.
… Not läßt sich ausgrenzen, die Gefahren des Atomzeitalters nicht mehr“.
Zur Strafe gleichsam wurde er auch nur 70 Jahre alt, der Risikoseher; Otto Hahn, der immer 150 bis 250 kg Uransalz unter dem Labortisch liegen hatte, wurde dagegen stattliche 89 Jahre alt. Seine Kollegin Lise Meitner vom gleichen Labortisch übertraf ihn noch um 1 Jahr - sie erreichte das satte Alter von 90 Jahren. Das ist besonders bemerkenswert, da sie Jahrgang 1878 und 1879 waren und diese Jahrgänge noch nicht die durchschnittliche Lebenserwartung besaßen wie der 1944 geborene Beck, oder gar die Geburtsjahrgänge der Gegenwart. “Laut Angaben des statistischen Bundesamtes lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland für Männer im Jahr 1900 bei 46,4 und für Frauen bei 52,5 Jahren. Nach den aktuellen Daten hat das Bundesamt eine durchschnittliche Lebenserwartung für einen heute geborenen Jungen von 81,7 und für ein Mädchen von 87,8 Jahren berechnet. Somit hat sich die Lebenserwartung in diesem Zeitraum in etwa verdoppelt.” (Berlin-Institut)
Das sind unglaubliche Zahlen!
Sie lehren, daß die Risikowahrnehmung stark zunimmt, während die Risiken tatsächlich drastisch abnehmen.
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