Atheismus auf dem Schwarzmarkt
Der Traktat von den drei Betrügern – Moses, Jesus und Mohammed – ist eine der berüchtigten Schriften der Aufklärungszeit. Der Frage, wer ihn verfasst hat, kommt man nun näher. F.A.Z., Mittwoch den 17.08.2016
Der Traktat von den drei Betrügern – Moses, Jesus und Mohammed – ist eine der berüchtigten Schriften der Aufklärungszeit. Der Frage, wer ihn verfasst hat, kommt man nun näher. F.A.Z., Mittwoch den 17.08.2016
Dass Religionsstifter Betrüger sein können, war schon in der Antike ein Thema. Akut wurde der Verdacht in Bezug auf die Stifter der großen monotheistischen Religionen aber erst im Laufe des achten oder neunten Jahrhunderts – im Nahen Osten, wo Juden, Christen und Muslime eng beieinanderlebten. Wo und wie das Schlagwort von den „drei Betrügern“ Moses, Jesus und Mohammed aufkam und ob es womöglich zunächst nur die Denunzierung von Gegnern mit einem absurden Vorwurf war, ist unklar. Die Formel wurde durch das Mittelalter und in den Westen transportiert, wo sie am Ende des siebzehnten Jahrhunderts gleich mehrere Schriften hervorgelockt hat. Da niemand wusste, ob es eine legendäre mittelalterliche Schrift „De tribus impostoribus“ (Über die drei Betrüger) je gegeben hatte, aber alle davon raunten, juckte es einige Autoren in den Fingern, diese Schrift eben selbst zu schreiben. ...
Daher mag es sinnvoll sein, auf eine ältere Hypothese zurückzukommen, dass nämlich der Autor der Journalist Jean-Maximilien Lucas gewesen ist. Dieser Hugenotte im niederländischen Exil ist auch der Autor einer Lebensbeschreibung seines Freundes Spinoza, „La vie de Spinoza“. Daher wäre ihm zuzutrauen, auch einen Text wie die Betrügerschrift als „Esprit des Spinoza“, als Essenz spinozistischen Denkens, gleich mitzukompilieren. Reibereien mit den örtlichen Autoritäten hat er zur Genüge gehabt und ist in diesen Kontexten mehrfach verurteilt worden. ..."
Daher mag es sinnvoll sein, auf eine ältere Hypothese zurückzukommen, dass nämlich der Autor der Journalist Jean-Maximilien Lucas gewesen ist. Dieser Hugenotte im niederländischen Exil ist auch der Autor einer Lebensbeschreibung seines Freundes Spinoza, „La vie de Spinoza“. Daher wäre ihm zuzutrauen, auch einen Text wie die Betrügerschrift als „Esprit des Spinoza“, als Essenz spinozistischen Denkens, gleich mitzukompilieren. Reibereien mit den örtlichen Autoritäten hat er zur Genüge gehabt und ist in diesen Kontexten mehrfach verurteilt worden. ..."
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