Bild: Heinrich Vogelei, Erster Sommer. 1902. Porträt Martha Vogeler und Tochter Marieluise (Mieke). Kunsthalle Bremen/Wikip.
Der Mensch, das nicht festgestellte Tier.
Heinrich Vogeler krepierte am 14.6.1942 elendiglich in Stalins Kasachstan.
Er war der Inbegriff von Jugendstiligkeit mit einer märchenhaften Seite. Aus wohlhabendem Haus wandte er sich nach einer Lebens- und Sinnkrise dem Stalinismus zu. Zunächst der KPD, die ihn aber ausschloß. Da hätte er eigentlich gewarnt sein müssen, daß dort, wo er das Heil erwartete, primitivste Funktionäre die Macht in Händen hielten und sie mißbrauchten. Aber sein Drang, an der Errichtung einer Heilsgesellschaft mitzuarbeiten, machte ihn blind für die Gefahren, die ihn in Moskau erwarteten. Andere trieb es aus den gleichen Gründen zum Faschismus, auch sie wurden grausam enttäuscht. Es war das Jahrhundert zwischen Skylla und Charybdis. Glücklich, wer beiden desaströsen Ideologien entkam. Aber der utopische Geist stirbt nie, er wird nur zuzeiten schwächer. Das ist der Preis für die Phantasie, die sich immer mehr vorstellen kann, als die Realität des Menschen zuläßt.
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