Eingang
Was reif in diesen Zeilen steht,
Was lächelnd winkt und sinnend fleht,
Das soll kein Kind betrüben;
Die Einfalt hat es ausgesät,
Die Schwermut hat hindurch geweht,
Die Sehnsucht hat's getrieben.
Und ist das Feld einst abgemäht,
Die Armut durch die Stoppeln geht,
Sucht Ähren, die geblieben;
Sucht Lieb, die für sie untergeht,
Sucht Lieb, die mit ihr aufersteht,
Sucht Lieb, die sie kann lieben.
Und hat sie einsam und verschmäht
Die Nacht durch, dankend in Gebet,
Die Körner ausgerieben,
Liest sie, als früh der Hahn gekräht,
Was Lieb erhielt, was Leid verweht,
Ans Feldkreuz angeschrieben:
"O Stern und Blume, Geist und Kleid,
Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit!"
Brentano 1778-1842
Es klingt einfach gut und es läßt sich auch etwas dabei denken. Aber nichts Präzises, nichts Distinktes. Das ist zugleich Mangel und Vorteil, denn wo der Gedanke scharf analysiert, breitet sich keine Stimmung aus, kein Klang. Von dem aber lebt dieses Gedicht, und bei “reif” und “Feld”, “Schwermut” und “Lieb”, vor allem aber bei der schließenden Koda
"O Stern und Blume, Geist und Kleid,
Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit!" l
läßt sich manches denkfühlen. Das ist Romantik.
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