“Charcot demonstriert, assistiert von Joseph Babinski, an der Salpêtrière die hysterische Patientin Blanche Wittman in hypnotisiertem Zustand.” Foto: Monniaux/Wikip.
Manche Männer beschäftigen sich gern mit Frauen, beruflich, wie zum Beispiel Charcot und Freud. Bevor sich Freud mit seiner Erfindung der “Psychoanalyse” selbständig machte, hatte er bei Charcot in Paris studiert. Dessen Treiben hat der Maler Brouillet 1887 festgehalten.
Was Charcot die Wittman, das war Freud die Anna O., realiter Bertha Pappenheim.
“Der Psychologiehistoriker Henry F. Ellenberger entdeckte 1972 die ursprüngliche Krankengeschichte von Bertha Pappenheim, mit der sie von Breuer nach ihrer vermeintlichen Heilung im Juli 1882 in das Kreuzlinger Sanatorium Bellevue eingewiesen worden war. Ellenberger stellte fest: "Der berühmte ,Prototyp einer kathartischen Kur' war weder eine Kur noch eine Katharsis. Anna O. war eine stark abhängige Morphinistin geworden und litt weiter unter einem Teil ihrer auffälligsten Symptome." Zusammen mit einer Reihe von Begleitbriefen und einem Bericht Bertha Pappenheims über ihre Krankheit ist das Kreuzlinger Dossier 1978 von Albrecht Hirschmüller publiziert worden.
Anhand dieser Dokumente hat Borch-Jacobsen Breuers Krankengeschichte der Anna O. in den dreizehn Jahren später gemeinsam mit Sigmund Freud verfaßten "Studien zur Hysterie" noch einmal genau untersucht und dabei eine Reihe von verblüffenden Beobachtungen gemacht. Die schlichte Chronologie weckt den Verdacht, daß es sich auch bei der vermeintlichen "Hysterie" von Anna O. um jene Suggestion "krankhafter Suggestibilität" handelt, wie sie sich in der Pariser Salpêtrière zwischen dem Neurologen Jean-Martin Charcot und seinen Patientinnen beobachten ließ. Denn vor ihrer Behandlung durch Josef Breuer, der Ende 1880 als Hausarzt erst wegen eines intensiven Hustens, später wegen einer schmerzhaften, durch eine Zahnerkrankung bedingten Gesichtsneuralgie zu Anna O. gerufen worden war, konnte niemand bei ihr hysterische Symptome beobachten.” (Logik der Nachträglichkeit FAZ 8.05.1996, Nr. 107, S. N5
Anhand dieser Dokumente hat Borch-Jacobsen Breuers Krankengeschichte der Anna O. in den dreizehn Jahren später gemeinsam mit Sigmund Freud verfaßten "Studien zur Hysterie" noch einmal genau untersucht und dabei eine Reihe von verblüffenden Beobachtungen gemacht. Die schlichte Chronologie weckt den Verdacht, daß es sich auch bei der vermeintlichen "Hysterie" von Anna O. um jene Suggestion "krankhafter Suggestibilität" handelt, wie sie sich in der Pariser Salpêtrière zwischen dem Neurologen Jean-Martin Charcot und seinen Patientinnen beobachten ließ. Denn vor ihrer Behandlung durch Josef Breuer, der Ende 1880 als Hausarzt erst wegen eines intensiven Hustens, später wegen einer schmerzhaften, durch eine Zahnerkrankung bedingten Gesichtsneuralgie zu Anna O. gerufen worden war, konnte niemand bei ihr hysterische Symptome beobachten.” (Logik der Nachträglichkeit FAZ 8.05.1996, Nr. 107, S. N5
Sigmund Freud, Anna O. und Erfindungen der Psychoanalyse)
Damals war Hysterie Mode, und ein guter Arzt verschließt sich der Mode eben nicht. Heute kennt kein Mensch mehr die Diagnose “Hysterie”. In New York scheint man heute bei den “Angststörungen” angelangt zu sein. So berichtet die Feuilletonistin Andrea Köhler in der NZZ von der grassierenden Diagnose “Angststörungen”. Ob mehr dahintersteckt als bei der Hysterie?
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