Das hätte Friedrich II. wohl nicht verstanden, unter anderem, weil seine Deutschkenntnisse armselig waren. Seine französische Gouvernante sprach nur französisch, dafür war sie da, und der preußische König schrieb auch sein Testament noch auf Französisch. Deutsch spreche er nur mit den Pferden, pflegte er zu sagen.
So war das praktisch an allen deutschen Höfen der vielen deutschen Länder zwischen Flensburg und Wien. Der Adel sprach Französisch, und die Gelehrten schrieben schlechtes Latein. Nur die Bürger und Bauern sprachen den deutschen Dialekt ihrer Region. Den Friesen verstand an der Donau niemand.
Das änderte sich langsam mit Luthers Bibelübersetzung. Das war ein Bestseller und erreichte fast alle, die lesen konnten, was allerdings nur ein Teil der männlichen Stadtbürger konnte und ein Teil des Adels. Der Sachse Caspar von Teutleben (1576-1629) konnte es auch, er studierte u.a. in Padua, Siena und Florenz, wo er die Accademia della Crusca kennenlernte, die wohl älteste Sprachgesellschaft. Das brauchen wir auch!, dachte Caspar, und da er Prinzenerzieher und Hofmarschall in Weimar geworden war, gründete er mit seinen Schülern Johann Ernst und Friedrich von Sachsen-Weimar - am 24.8.1617 - die FRUCHTBRINGENDE GESELLSCHAFT, auch Palmorden genannt. Es war ein protestantisches Projekt in protestantischen Landen, weil nur Lutheraner zunächst Mitglied waren. Dem religiösen Agitator Luther kam es auf die Sprache an, weil er nur anerkennen wollte, was in der Bibel stand. Er nahm damit aber auch ein Stück Zeitgeist auf, denn es regte sich ein Verlangen nach der deutschen Verkehrssprache. Man muß sich vorstellen, daß die gesellschaftliche Kommunikation durch die sprachliche Dreiteilung in Latein als Wissenschafts- und Kirchensprache, Französisch als politische und Hofsprache sowie Deutsch als Bauernsprache erheblich behindert war.
Heute hat sich längst das Deutsche durchgesetzt, selbst nichtnutzige Kardinäle sprechen es heute, sogar in ihrer Betbude. Aber das sollte nicht vergessen machen, daß Szenelekte und Denglisch die allgemeine Kommunikation nicht befördern, und der sprachliche Pflegegedanke recht unterentwickelt ist.
Das sollte einen nicht auf die Palme bringen - der Sprachgarten verträgt auch Unkraut - aber im Deutschunterricht und im Germanistikstudium darf er bestimmt vorkommen, der Pflegegedanke.
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