Ein bißchen Unzucht hätte geholfen, und Ankyra wäre Ankyra noch heute.
Es gab sie immer und überall, die Asketen. Es waren ihrer aber immer wenige. In der Regel besaßen sie eine spirituelle Ausrichtung als Priester und Mönche, die der Muße pflegten und keiner produktiven Arbeit nachgingen, und auch im Christentum gab es sie. Einer war Nilus von Ankyra (Ankara), der 430 starb und zu den Kirchenvätern zählt. Er schrieb Mahnbriefe an seine Genossen, wenn auch nicht sehr logisch konsistent. Die Edition dieser Opera ascetica des Nilus betreibt Henning Drecoll in Tübingen. Darin warnt der Mönch, der vorher ein Höfling des oströmischen Kaisers Theodosius II. war, vor Schlemmerei, Ruhmsucht und Unzucht und auch vor Handwerk und Landbau. Städte seien zu meiden, sie lenkten ab vom meditativen Leben. Vorbildlich seien die Asketen des Judentums.
Naturgemäß gehört eine individuelle Anlage zu solchem Leben, doch kann es auch in Gemeinschaften gepflegt werden. Bedingt kann sich der asketische Geist auch mit Arbeit verpaaren, wie bei den Zisterziensern und den Benediktinern. Das sichert das Überleben, schafft aber wenig Wohlstand. Daher war das christliche Mittelalter so lang, dumpf und dunkel. Interessant wird die Askese als eine innerweltliche im Calvinismus, die mit ökonomischem Sinn nicht in Prunk wie im Orient investiert, sondern in wirtschaftliche Tätigkeit. Diese Haltung herrscht noch vor im Westen, doch ist sie bedroht durch eine offensive Genußgesinnung von innen und durch unqualifizierte Zuwanderung von außen.
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