Sonntag, 14. Januar 2018
Biber läßt humorvoll nachahmen, Heine macht sich über Wagner und seinen Schwiegervater Liszt lustig. Jung-Katerverein für Poesie-Musik Der philharmonische Katerverein War auf dem Dache versammelt Heut nacht - doch nicht aus Sinnenbrunst; Da ward nicht gebuhlt und gerammelt. Es paßt kein Sommernachthochzeitstraum, Es passen nicht Lieder der Minne Zur Winterjahrzeit, zu Frost und Schnee; Gefroren war jede Rinne. Auch hat überhaupt ein neuer Geist Der Katzenschaft sich bemeistert; Die Jugend zumal, der Jung-Kater ist Für höheren Ernst begeistert. Die alte frivole Generation Verröchelt; ein neues Bestreben, Ein Katzenfrühling der Poesie Regt sich in Kunst und Leben. Der philharmonische Katerverein, Er kehrt zur primitiven Kunstlosen Tonkunst jetzt zurück, Zum schnauzenwüchsig Naiven. Er will die Poesiemusik, Rouladen ohne Triller, Die Instrumental- und Vokalpoesie, Die keine Musik ist, will er. Er will die Herrschaft des Genies, Das freilich manchmal stümpert, Doch in der Kunst oft unbewußt Die höchste Staffel erklimpert. Er huldigt dem Genie, das sich Nicht von der Natur entfernt hat, Sich nicht mit Gelehrsamkeit brüsten will Und wirklich auch nichts gelernt hat. Dies ist das Programm des Katervereins, Und voll von diesem Streben Hat er sein erstes Winterkonzert Heut nacht auf dem Dache gegeben. Doch schrecklich war die Exekution Der großen Idee, der pompösen - Häng dich, mein teurer Berlioz, Daß du nicht dabei gewesen! Das war ein Charivari, als ob Einen Kuhschwanzhopsaschleifer Plötzlich aufspielten, branntweinberauscht, Drei Dutzend Dudelsackpfeifer. Das war ein Tauhu-Wauhu, als ob In der Arche Noä anfingen Sämtliche Tiere unisono Die Sündflut zu besingen. O, welch ein Krächzen und Heulen und Knurrn, Welch ein Miaun und Gegröhle! Die alten Schornsteine stimmten ein Und schnauften Kirchenchoräle. Zumeist vernehmbar war eine Stimm, Die kreischend zugleich und matte Wie einst die Stimme der Sontag war, Als sie keine Stimme mehr hatte. Das tolle Konzert! Ich glaube, es ward Ein großes Tedeum gesungen, Zur Feier des Siegs, den über Vernunft Der frechste Wahnsinn errungen. Vielleicht auch ward vom Katerverein Die große Oper probieret, Die Ungarns größter Pianist Für Charenton komponieret. Es hat bei Tagesanbruch erst Der Sabbat ein Ende genommen; Eine schwangere Köchin ist dadurch Zu früh in die Wochen gekommen. Die sinnebetörte Wöchnerin Hat ganz das Gedächtnis verloren; Sie weiß nicht mehr, wer der Vater ist Des Kindes, das sie geboren. War es der Peter? War es der Paul? Sag, Lise, wer ist der Vater? Die Lise lächelt verklärt und spricht: O Liszt! du himmlischer Kater! /// Biber Sonata Representativa in A Major
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