Freitag, 5. Januar 2018

Goethe am Gardasee und die größte Erfindung der Menschheit


Antike. Römische Bedürfnisanstalt mit Wasserspülung.
Dann begann das finstere christliche Mittelalter.
(Bildquelle: John Romero/quora.com)




“In der Abendkühle ging ich spazieren und befinde mich nun wirklich in einem neuen Lande, in einer ganz fremden Umgebung. Die Menschen leben ein nachlässiges Schlaraffenleben: erstlich haben die Türen keine Schlösser; der Wirt aber versicherte mir, ich könnte ganz ruhig sein, und wenn alles, was ich bei mir hätte, aus Diamanten bestünde; zweitens sind die Fenster mit Ölpapier statt Glasscheiben geschlossen; drittens fehlt eine höchst nötige Bequemlichkeit, so daß man dem Naturzustande hier ziemlich nahe kömmt. Als ich den Hausknecht nach einer gewissen Gelegenheit fragte, deutete er in den Hof hinunter. »Qui abasso può servirsi!« Ich fragte: »Dove?« – »Da per tutto, dove vuol!« antwortete er freundlich. Durchaus zeigt sich die größte Sorglosigkeit, doch Leben und Geschäftigkeit genug. …”
Goethe: Italienische Reise - Kapitel 5, Torbole, den 12. September 1786

Am Gardasee fällt es Goethe auf, daß er in Italien ist. Und nicht im Rom der Antike, wo es in den besseren Vierteln einschlägige Bequemlichkeitsorte mit Wasserspülung gab. Im christlichen Mittelalter machte man sich keine Gedanken über die Wasserspülung, die ferkeligen Mönche bewegte die bedeutende Frage, wieviel Engel auf einer Messerspitze Platz hätten. Noch Dürer in Nürnberg ließ seine Unbequemlichkeit frei auf den Kopf des Nachbarn fallen, wofür er vom Magistrat verwarnt wurde. Auch die Renaissance dachte noch nicht an die Wasserspülung, die größte Erfindung der Menschheit schlechthin. Wie muß es in Nürnberg und Wittenberg gestunken haben? Man war daran gewöhnt, und Luther fragte bei Tische arglos seine Tischgenossen: Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmacket?














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