“Wie können wir die offenkundig vernünftige Idee, daß Gefühle das Motiv der intelligenten kulturellen Lösungen für Probleme waren, die aus der Natur des Menschen erwachsen, mit der Tatsache in Einklang bringen, daß geistlose Bakterien effiziente soziale Verhaltensweisen an den Tag legen, die in Umrissen manche kulturellen Reaktionen der Menschen vorausahnen lassen?” (Damasio, Am Anfang war das Gefühl, S. 33f.)
Der ambitionierte Neurologe Damasio schürft tief und beginnt bei den einfachsten Lebewesen. Er sieht die Homöostase am Werk, eine Fließgleichgewicht, daß die einzelne Zelle mit dem Gesamtorganismus verbindet und am Leben und Überleben erhält. Spinoza hat es von philosophischer Seite aus “conatus” benannt, Maturana aus biologischer Perspektive “Autopoiesis”.
“Mangelnde Homöostase drückt sich im Wesentlichen in Form negativer Gefühle aus, während positive Gefühle ein Anzeichen für ein angemessenes Niveau an Homöostase sind und den Organismus aufgeschlossen für vorteilhafte Möglichkeiten macht. Gefühle und Homöostase stehen zueinander in einem ganz prinzipiellen, widerspruchsfreien Zusammenhang.” (Damasio, Am Anfang war das Gefühl, S. 34)
Die Gefühle sind Meldungen aus dem Gesamt des Organismus zum Zustand des Fließgleichgewichts - ob Bauchschmerzen, Hunger, Wohlbefinden, Begeisterung. Schmerz und Begeisterung motivieren zu Handlungen, sowohl beim Bakterium mit einfachem Signalmuster (da wird man es anders benennen), als auch beim sehr viel komplexeren Menschen entsprechend den Billionen Zellen und Neuronen. Da kann es in den Signalwegen “Knoten”, also Probleme geben, daß zum Beispiel zuwenig Neurotransmitter gebildet werden, zu wenig Serotonin vielleicht, oder Dopamin etc. So funktioniert das, aber nicht immer gleich gut. Homöostase ist es also, was die belebte Welt im Innersten zusammenhält, meint Damasio. Recht hat er.
Manche nennen’s Seele, aber das geht in den Bereich verunklarender, abwegiger Mythologie.
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