Süßmilch, Johann Peter, protestantischer Theologe, Statistiker, * 3. 9. 1707 Zehlendorf bei Berlin, Ω 22. 3. 1767 Berlin
Süßmilch schrieb “Die göttl. Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben” und bezeichnete damit den Beginn der deutschen Demographie.
Kann man ihn zu den Aufklärern rechnen? Ich denke, ja. Vielleicht sogar mehr als einen Kant, der zwar systematisch dachte, aber der Empirie abgeneigt war. Süßmilch heute zu lesen ist viele Male interessanter als Kants “Kritik der praktischen Vernunft”, die voller blinder Annahmen und Postulate steckt. Süßmilchs ermittelte Sterbedaten von Männern und Frauen fanden zeitnah Eingang in die Praxis der Witwenversicherung, die Preußens Friedrich II., der aufgeklärte Autokrat, 1775 errichten ließ. Die Zahlen dienten bis ins 19. Jahrhundert den Sterbetafeln der Lebensversicherung.
Süßmilch ging zwar von einem göttlichen Hintergrund aus, erbrachte aber - wie viele protetantische Pfarrer, die zB Uhren und Rechenmaschinen konstruierten - eine säkulare Leistung. In diesem Sinne arbeiteten sie so aufklärerisch wie ihre atheistischen Kollegen La Mettrie und Holbach.
Foto: Wiki.
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