Die Syphilis war neu im Ottomanischen Reich, da wollte der Sultan seinen Horizont erweitern durch Lektüre. 1655 bekam er eine Zusammenstellung von Texten aus dem Westen, zumeist Übersetzungen, die jedoch alle rund hundert Jahre alt waren.
Wissen kaufte man ein, entwickelte es aber nicht selbst. Am einfachsten gestaltete sich das bei Fertigprodukten wie Kanonen und Musketen, die der westliche Freihandel frei Sultan lieferte. Das waren die bevorzugten Güter, aber auch andere westliche Erzeugnisse waren begehrt, allen voran Uhren, wie amtliche Erblisten ausweisen.
Brillen rangierten am hinteren Ende, vermutlich, weil der Anblick so fremdartig war. Wenn man an die Mechaniker denkt, dann macht das einen großer Nachteil aus, denn die fähigsten Handwerker sind die älteren, die bereits altersbedingt eine Nahsichtbrille brauchen, um genau arbeiten zu können. Uhrmacher brauchen sogar zusätzliche Lupen. Bücher und Karten rangieren ganz am Ende, was für das 18. Jahrhundert nicht erstaunt. Allerdings sieht das in den meisten türkischen Haushalten heutzutage in Deutschland auch nicht anders aus. Da steht der Fernseher, der oft den ganzen Tag läuft. Eine Wissenskultur ist fremd, denn - das war seinerzeit ein wirkmächtiges Argument gegen die Übernahme des Buchdrucks - ein Buch, der Koran, reicht. Hätte Herr A. gewollt, so das fromme Verständnis, daß die Muslime mehr erfahren, dann hätte er es in den Koran gegeben.
Vgl. Lewis, What went wrong, 2010, S. 39f.
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