Donnerstag, 6. September 2018

Mit Gefühl









Emotionale Intelligenz sei “die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu reflektieren und nicht von ihnen überwältigt zu werden, sondern sie situationsabhängig zu beherrschen, zu integrieren oder zu instrumentalisieren, sowie die Fähigkeit, sich in andere einfühlen zu können (Empathie).” So das Lexikon der Neurowissenschaft einleitend zu mehreren Seiten des Eintrags.
Die Mode unserer Tage läßt vom komplexen Thema nur die Empathie übrig.
“Wir leben in einem Zeitalter der Empathie. Das verkündet ein Manifest des angesehenen Primatenforschers Frans de Waal, eines aus einer ganzen Welle von Büchern, die sich am Ende des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends für diese Fähigkeit der Menschen einsetzen. Die folgende Auswahl von Titeln und Untertiteln gehören zu Werken, die in den letzten zwei Jahren erschienen sind: The Age of Empathy [dt. Prinzip Empathie], Why Empathy Matters, The Social Neuroscience of Empathy, The Science of Empathy [dt. Woher wir wissen, was andere denken und fühlen], The Empathy Gap, Why Empathy is Essential (and Endangered), Empathy in the Global World.”
Pinker, Steven. Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit (German Edition) (Kindle-Positionen16012-16018). Ich füge noch “Emotionale Intelligenz” von Daniel Goleman hinzu, der allerdings nicht so salopp daherschwätzt wie Frans de Waal oder Jeremy Rifkin.
Gegen Empathie hat niemand etwas, auch Pinker nicht, aber sie ist nicht immer etwas Gutes.
Wenn ein spezieller Richter aus empathischen Gründen einen Sexualstraftäter aus der Sicherungsverwahrung entläßt, weil ein empathischer Gutachter das empfahl, und dieser Sexualverbrecher kurz danach ein Nachbarsmädchen überfällt (vgl. FAZ 14.7.11), dann zeigt sich Empathie von ihrer ganz üblen Seite. Ähnliches gilt für den Polizisten Nivel, der sich von dem Hooligan Frank Renger zum Invaliden schlagen läßt, statt zur Pistole zu greifen.
Emotionen - die positiven wie die negativen - bedürfen der rationalen Kontrolle, sie sollten ihren Produzenten nicht überschwemmen und fortreißen.
Unten: Neuronale Grundlagen primärer und sekundärer Emotionen (nach A.R. Damasio) 1) Signalleitungswege bei der Entstehung primärer Emotionen
















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