Wertegemeinschaft und Tugendterror treten gern gemeinsam auf
Wertegemeinschaft?
Es klingt so wunderlich nach Blutsgemeinschaft, Volksgemeinschaft, Klassengemeinschaft, Gemeinschaft der Kommunisten, Solidargemeinschaft. Klingt immer nach klein und eng. Nach Wohlfahrtsausschuß und Erziehungsdiktatur, nach Gouvernante und Glaubensmief. Die Gemeinschaft ist stets eine kleine, überschaubare Gruppe - am wichtigsten für den Menschen ist die Familiengemeinschaft. Die Wertegemeinschaft aber will an die Stelle der Gesellschaft treten, die ein großes Aggregat darstellt, eine Großgruppe, in der verschiedene Interessen und Standpunkte interagieren. In einem freiheitlichen Rahmen soll das geschehen, nach freiheitlichen Regeln. Die Werte kommen und gehen, lehrt die Geschichte. Die Freiheit der Einzelnen und ihrer Standpunkte sollte jedoch bestehen im Diskussionsverbund der Nation als Demokratie. Die Demokratie ist eine Organisationsform, die ihre Bedeutung aus der Freiheit bezieht. Fehlt dieses Fundament der Freiheit - wie in den islamischen Ländern und in Indien - dann ist die Demokratie nur eine Hohlform und ein Zählmodus.
Europa sollte keine Wertegemeinschaft als Gouvernantenherrschft anstreben, sondern das Freiheitselement pflegen und entwickeln. Wie das die Aufklärer unternahmen, die selbst recht unterschiedliche Standpunkte vertraten, aber die Diskussionsfreiheit hochhielten. Die Wertegemeinschaft setzt dagegen auf Einmütigkeit und Alternativlosigkeit. Sie führt zur Erziehungsdiktatur.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen