Sonntag, 25. August 2019

25.8.1744 Geburtstag Herders


Es zählen vor allem Herders Gedanken zum Nationalcharakter und zur Nation: 

“... der natürlichste Staat ist also auch ein Volk, mit einem Nationalcharakter. Jahrtausendelang erhält sich dieser in ihm und kann, wenn seinem mitgebornen Fürsten daran liegt, am natürlichsten ausgebildet werden; denn ein Volk ist sowohl eine Pflanze der Natur als eine Familie, nur jenes mit mehreren Zweigen. Nichts scheint also dem Zweck der Regierungen so offenbar entgegen als die unnatürliche Vergrößerung der Staaten, die wilde Vermischung der Menschengattungen und Nationen unter einen Zepter. Der Menschenzepter ist viel zu schwach und klein, daß so widersinnige Teile in ihn eingeimpft werden könnten; zusammengeleimt werden sie also in eine brechliche Maschine, die man Staatsmaschine nennet, ohne inneres Leben und Sympathie der Teile gegeneinander. Reiche dieser Art, die dem besten Monarchen den Namen Vater des Vaterlandes so schwer machen, erscheinen in der Geschichte wie jene Symbole der Monarchien im Traumbilde des Propheten, wo sich das Löwenhaupt mit dem Drachenschweif und der Adlersflügel mit dem Bärenfuß zu einem unpatriotischen Staatsgebilde vereinigt.”

Herder, Johann Gottfried. Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Hofenberg. Kindle-Version.

Freilich ist der Nationalcharakter eine schwer faßbare Sache, er ist ein Ergebnis vielfältiger Prozesse. Eher läßt sich angeben, was den Nationalcharakter nicht positiv beeinflußt. So hat Herder die Bevorzugung des Französischen an den Höfen kritisiert. Wesentlich wird er dabei als Aufklärer den preußischen König Friedrich II. im Auge gehabt haben, der das Deutsche verachtete und noch sein Testament französisch abfaßte. Die Sprache spielte für Herder aber eine herausgehobene Rolle in der Erziehung sowohl der Kinder als auch bei der Herstellung der Nation. 


















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