Foto: Lise Meitner (1878-1968), Wiki.
Transnationalität
Wo die Länder aneinandergrenzten, haben sich die Bevölkerungen auch vermischt, und das war für beide Seiten meist von Vorteil. Der Zunftzwang, der die Handwerker zur Wanderung in Europa trieb, bis eine Zunftstelle winkte, wirkte in dieser Hinsicht positiv. Auch in spezieller Form transnationale Familien wie die Rothschilds stifteten Verbindungsgewinne im Kommunikations- und Finanzwesen. Bei größeren Wanderungsbewegungen fällt die Bilanz eher gemischt aus; wo Assimilation stattfand - wie bei den hochqualifizierten Hugenotten in Brandenburg und Berlin - da gab es eine Bereicherung. Wo die kulturellen Unterschiede zwischen den Einwanderern und der aufnehmenden Gesellschaft sehr groß waren - wie bei den protestantischen Siebenbürger Sachsen in Rumänien - bildeten sich Parallelgesellschaften.
Ein ganz spezieller Fall waren die vielen jüdischstämmigen, assimilierten Wissenschaftler im Deutschland des 19. und 20. Jahrhunderts, von denen das Land bis zur Nazi-Diktatur profitierte.
Mit dem Sozialstaat ist die Zuwanderung überwiegend unproduktiv geworden, ganz nach Milton Friedmans Diktum: Man kann Zuwanderung haben, und man kann offene Grenzen haben, aber nicht beides.
Eine produktive Reihe: die Mendelssohns, der Philosoph Moses und die Musiker Fanny und Felix; der Sprachkünstler Heinrich Heine, die Saloniere und Publizistin Rahel Varnhagen (1771-1833), der Jurist Carl Bernstein mit seiner Frau und Saloniere Felicie, die Saloniere Henriette Herz (1764-1847) und ihr Gatte, Philosoph und Arzt Marcus Herz (1747-1803), die Publizistin und Saloniere Marie-Anne von Goldschmidt-Rotschild, der Historiker Hans Rothfels, die Kernforscherin Lise Meitner, die Mathematikerin Emmy Nöther (1882-1935), die Philosophin Hannah Arendt, der Weinhändler und Enzymologe Moritz Traube (1826-94), der Chemiker Wilhelm Traube (1866-1942), der Sozialwissenschaftler und Lehrer Ludwig Erhards, Franz Oppenheimer, der Finanzwissenschaftler Fritz Neumark, die Biochemikerin Charlotte Auerbach (1899-1994), der Astrophysiker Nir Shaviv und der muntere Journalist unserer Tage, Henryk Broder (u.v.a.m.).
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