“Die Leute neigen zum Moralisieren, weil das Moralschema gut/schlecht ihnen eine Chance gibt, sich selbst auf der guten Seite zu platzieren.”
Luhmann, Moral, S. 174
“Wer in diesem Sinne moralisch kommuniziert, deutet an, daß er andere nicht achten kann, wenn sie sich nicht an die mitkommunizierten Bedingungen halten ...
Die Moral hat es mit der wechselseitigen Achtung und Mißachtung unter Menschen zu tun. Sie macht es möglich, bei aller Unsicherheit kräftig zu fühlen und zu handeln. Sie ist zudem ein polemisches und in vielen Hinsichten unsauberes Geschäft. Sie ist deshalb auch für politischen Gebrauch besonders geeignet. Wer moralisiert, will verletzen - so jedenfalls sieht es aus, wenn man sich mit empirischem Interesse das wirkliche Verhalten von Moralisten anschaut. Von Moral in diesem Sinne müssen wir Ethik unterscheiden.
Unter Ethik kann man seit dem 18. Jahrhundert eine Theorie verstehen, die Moralfragen reflektiert. Die Ethik hat diese Funktion einer Theorie der Moral jedoch recht einseitig wahrgenommen. Sie hat nie recht begriffen, daß es zu ihrer Aufgabe gehören könnte, vor Moral zu warnen. Eher hat sie sich als eine Art Waschanlage der Moral verstanden …”
Luhmann, Moral, S. 368ff.
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