Samstag, 13. Juni 2020

Was man weiß, und was man nicht weiß, muß man wissen.


Daß das irgendwie nicht geht, ist das Ergebnis in Platons frühem Dialog CHARMIDES. Drei Jahre war Sokrates im Krieg, und gleich am nächsten Tag seiner Rückkehr trifft er die alten Bekannten auf dem Ringplatz und muß von der letzten Schlacht von Poteidaia (432 v. Seneca) erzählen. Aber dann stürzt er sich gleich wieder in seine Hebammenkunst mit Kritias und dessen jungen Neffen Charmides: was denn Besonnenheit sei: 
“daß er erkennte, was er weiß daß er es weiß, und was er nicht weiß daß er es nicht weiß. Und dieses haben wir in der Tat sehr freigebig eingeräumt, ohne darauf zu sehen wie unmöglich es ist, was einer ganz und gar nicht weiß, dieses doch gewissermaßen zu wissen.”
Platon, Charmides, Kindle-Version.


Daß der Weise alles Wissen und Nichtwissen wissen muß, das ist nicht zu leisten. Schon die Grenzen seines Wissen sind unklar. Wenn er nicht gerade Drosten heißt. Der weiß alles und hat keinerlei Bedenken. Platons CHARMIDES hat er vermutlich nicht gelesen, keinen Popper und keinen Luhmann, und sich nie Gedanken um sein Nichtwissen gemacht. Dafür bespringt er munter jedes Mikrophon. 
















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