“Um 1300 existierte Europa bereits als identifizierbare kulturelle Einheit. Diese ließe sich auf vielerlei Weise beschreiben, doch gehörten zu den gemeinsamen Zügen im kulturellen Gesicht des mittelalterlichen Europas sicherlich die Heiligen, die Namen, die Münzen, die Urkunden und das Bildungswesen … Im Spätmittelalter waren Europas Namen und Kulte wesentlich einheitlicher als je zuvor; überall prägten die Herrscher Europas Münzen, überall stützten sich sich auf Kanzleien; und Europas Beamte teilten einen gemeinsamen Erfahrungsschatz an höherer Bildung. In all diesen Punkten zeigt sich die Europäisierung Europas.”*
Das ist kaum zu bezweifeln, und diese grundlegende Einheitlichkeit soll im Rahmen der EU bewahrt und vor allem weiterentwickelt werden, wozu der Bologna-Prozeß angeschoben wurde.
Bologna war die juristische Elite-Universität und Paris die theologische; inzwischen sind viele Fächer und viele Unis dazugekommen. Das Kalkül dabei bleibt, daß die im Bologna-Verbund ausgebildeten Führungskräfte auch die politischen Prozesse in einer gewissen Einheitlichkeit gestalten werden. Das ergibt Reibungspotential mit demokratischen Vorstellungen. “We, the people” als Kern der Demokratie sind nicht deckungsgleich mit Akademiker-Schichten, die von den Brüsselkraten heute als Weltverbesserungsagenten gedacht sind. War das große Werk Europas im Mittelalter und danach die effiziente Abwehr von Plünderern und Eroberern, so ist von der seinerzeitigen militärischen Stärke wenig übriggeblieben. Europas Macht liegt hinter China, Rußland und den USA weit zurück. Mit fixen Ideen wie der CO2-Bepreisung schwächt es sich selbst nachhaltig. Man könnte diese Entwicklung einen Bologna-Zerfallsprozeß nennen.
*Bartlett, “Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt”, S. 350
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