Nachdem es im Mittelalter möglich wurde, die Stadtbevölkerung zu ernähren, erfolgten viele Stadtgründungen, einerseits Hofstädte, die eher parasitischen Charakter trugen, weil der Hofstaat auf Kosten der Bauern lebte, andererseits Marktstädte, in denen der Handel eine zentrale Rolle spielte. Der Handel sprengte die regionalen Grenzen und betrieb seine Geschäfte auch als Fernhandel. Führend waren dabei norditalienische Städte wie Siena. Von dem Sieneser Kaufmann Andrea de Tolomei ist ein Brief von 1265 erhalten, den er aus der französischen Messestadt Troyes an seine Teilhaber in Siena schrieb. Aus ihm geht hervor, daß er sowohl Geld- als auch Warengeschäfte kombiniert betrieb, die bis nach London und Coventry reichten. Das sind Entfernungen, die erstaunen, die aber in der gleichen Zeit ebenso von der Hanse über die sanfte Ostsee bewältigt wurden.
Die Marktwirtschaft spielte also früh nicht nur eine große, sondern auch eine internationale Rolle und entwickelte sich kontinuierlich weiter. Der Palazzo Tolomei in Siena steht heute noch.
Vgl. Arno Borst, Lebensformen im Mittelalter, S. 387ff.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen