Im 11. Jahrhundert sei bereits alles Wichtige, alles Grundlegende vorhanden gewesen, soll der französische Anthropologe Louis Dumont regelmäßig in seinen Vorlesungen verkündet haben. So Michael Mitterauer in seiner Monographie “Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs”. Neben der frühmittelalterlichen Agrarrevolution und dem Lehnswesen sieht er mit der gattenzentrierten Familie und der zweiseitigen Verwandtschaftsbewertung wichtige Faktoren am Werk, die durch das späte europäische Heiratsalter dominant werden und auch zur ‘Erfindung des Individuums’ führen.
Diese Betrachtung ist ziemlich schlüssig, wenn auch bis zur Gegenwart noch viele kulturelle, soziale und politische Phänomene dazugetreten sind. Sie hätte auch zu dem Urteil geführt, daß Interventionen in streng patrilinearen Gesellschaften mit früher Verheiratung mutmaßlich erfolglos bleiben.
Das Paschtunwali - der archaische Rechtskodex des Paschtunenstammes - ist ein besonders extremes Beispiel für patrilineare Kodifikation.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen