mo 7°, lausig kalter Wind, na 13°; in der Sonne erster Bienenflug.
- Caterpillar und Honeywell mit besseren Zahlen als erw.
- Lukoil vermutet 100 Mrd. Barrel Öl in der russischen Arktis und erwartet durch die Arktiserwärmung bessere Förderbedingungen.- Hoffentlich; der letzte Winter war mit Temperaturen bis -40° streng (vgl. Graeser, "Unter Russen", FAZ 17.4.).
- "Was kann ich dafür?
Hirnbilder: Unser freier Wille ist aber spät dran.
Es war kaum zu erwarten, dass die Hirnforschung sich von den nicht enden wollenden Debatten um den freien Willen zermürben lassen und das Handtuch werfen würde. Durch nichts und niemanden hat sie sich in zwanzig Jahren von ihrer Überzeugung abbringen lassen, der freie Wille und damit die Freiheit, bewusste Entscheidungen als autarkes Wesen auch völlig frei treffen zu können, sei eine Illusion des Menschen. Eine Illusion deshalb, weil man im Kopf Stromkurven aufgezeichnet hatte, die jeweils immer der bewussten Entscheidung einige hundert Millisekunden vorausgehen.
Was der Hirnforscher Benjamin Libet und seine Kollegen 1983 mit ihren Experimenten als die Stromspur des "Bereitschaftspotentials" beschrieben hatten, kam allerdings durch die methodische und philosophische Kritik immer wieder ins Wanken. Jetzt legt die Hirnforschung freilich mächtig nach. Sie versucht nicht nur, Libets Provokation empirisch zu untermauern. Sie entwirft auch, gespickt von neuen Hirnbildern, ein gewaltiges neues Theoriegebäude, das sich anschickt, den freien Willen unter einem Netz von neuronalen Entschluss-Anbahnungs-Autoritäten zu begraben.
Ausgangspunkt waren Versuche mit jungen Leuten am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und am Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience der Berliner Charité. Dort haben der Hirnforscher John-Dylan Haynes und seine Kollegen vierzehn Probanden in den Kernspintomographen geschoben und deren Entscheidungswillen experimentell zurückverfolgt.
Der Versuchsaufbau war komplex. Geprüft werden sollte, wann exakt die Versuchsteilnehmer ohne große Vorgaben sich dazu entschlossen, den Knopf unter dem linken oder jenen unter dem rechten Zeigefinger zu drücken. Die Probanden waren frei zu drücken, wie und wann sie sich dazu entschlossen. Wann genau sie sich allerdings bewusst entschieden, sollten sie sich genau merken. Dazu wurde vor ihren Augen eine Buchstabensequenz heruntergespult, und wann immer sie den Entschluss fassten zu drücken, sollten sie sich den gerade eingeblendeten Buchstaben merken.
Die Situation in der Röhre war also keine einfache, und deshalb wählten die Forscher ihre Probanden auch sorgfältig aus. Wer in den Vorversuchen gezeigt hatte, dass er von vornherein aus irgendwelchen Gründen eine Seite bevorzugte, schied aus.
Die übrigen freilich produzierten eine Serie von Hirnbildern, die selbst den Wissenschaftlern die Sprache verschlagen musste. Es zeigte sich nämlich, dass es im Bereich des Stirnhirns einige Bezirke gibt, aus deren Aktivierung man mit einiger Sicherheit herauslesen konnte, für welchen Knopf der- oder diejenige sich entscheiden werde. Und nicht nur das: Die Aktivität jener Hirnareale, die die Entscheidung - alles noch völlig unbewusst - quasi vorbereiten, beginnt offenbar schon mehr als acht Sekunden, vermutlich bis zu zehn Sekunden vor dem Zeitpunkt, den sich die Probanden als den Moment der bewussten Entscheidung gemerkt hatten.
Zehn Sekunden - das ist eine kleine Ewigkeit. Die Kritik an Lebits Versuchen, bei den hundert millionstel Sekunden Zeitverzögerung von der Hirnaktivität bis zur bewussten Entscheidung handele es sich um Messfehler oder um Reaktionsverzögerungen auf Seiten der Probanden, verpufft damit. Haynes glaubt nun vielmehr, wie er in der heute erscheinenden Ausgabe der Zeitschrift "Nature Neurosience" zu Protokoll gibt, dass es sogar ein Bereitschaftspotential mit Vorlaufzeit gibt. Im vorderen und seitlichen Teil der Stirnhirnrinde habe er ein Netzwerk von Nervenzentren identifiziert, das - lange bevor man meint, es willentlich und aus freien Stücken zu tun - eine Entscheidung anbahne. Sogar der Zeitpunkt, wann eine Entscheidung getroffen werde, werde Sekunden vorher festgelegt. Aus den zwei proaktiven Hauptarealen ragt das sogenannte Brodmann-Areal 10 besonders früh heraus. "Spezifisch" für die jeweilige Tat sei dieses entschlussvorbereitende Feuerwerk hinter der Stirn, meint Haynes. Genau darin allerdings dürfte sich auch einige Kritik entzünden. Denn nicht in jedem Fall, allenfalls in zwei Drittel bis drei Viertel der Fälle, lässt sich aus den Hirnbildern die tatsächliche spätere Entscheidung auch im Voraus ablesen. Das ist statistisch "überzufällig", aber weshalb weicht ein Teil dennoch vom Schema ab? Und wo wäre wohl die oberste, die erste Instanz der unbewussten Entscheidungskaskade?
"Wir wissen noch nicht, wo die Entscheidungen endgültig getroffen werden", meint Haynes. "Vor allem wissen wir noch nicht, ob man sich entgegen einer vorgebahnten Entscheidung des Gehirns auch anders entscheiden kann." Schließlich: Wie viel Raum lässt dieses Schema wohl noch für wirklich spontane Entscheidungen, die nicht in der Tomographenröhre zu treffen sind?
JOACHIM MÜLLER-JUNG" 14.4.08 FAZ S. 37 // Frei kann ein Wille dann geheißen werden, wenn äußerer Zwang fehlt. Für "Freiheit" gilt Entsprechendes.
- Der Todestag des Chemikers Justus Liebig - . April 1873
ZeitZeichen: Er wird den Menschen ewig als Erfinder des Fleischextrakts in
Erinnerung bleiben. Aber der Nachwelt überließ er außerdem mehr als 700
zum Teil bahnbrechende Abhandlungen. Durch Liebig war die Chemie nun als
Wissenschaft anerkannt. // Vor allem aber hat er die Landwirtschaft durch seine Düngerforschung revolutioniert und auf unvorhersehbare Weise produktiv gemacht; insofern kann man seine Wirkung nur gigantisch nennen. Ohne Düngung könnten die derzeit 6 Mrd. Menschen nicht ernähren. Gemessen am Wirken der Päpste kann seine Leistung auch nur segensreich genannt werden. Sein Lehrer Zimmermann in Bonn war noch theologischer Alchemist, der in alberner "Naturphilosophie" machte. Als Begründer der naturwissenschaftlichen Chemie hat er sich ebenfalls größte Verdienste erworben. Zuvor hatten dem Schüler Liebig hirnweiche, arrogante altphilologische Lehrer das Leben schwer gemacht. Wenn man sieht, welch üble Rolle zweitausend Jahre lang die katholische Kirche gespielt hat zur Verhinderung und Belästigung der Naturwissenschaften, dann kann man die Rolle der naturwiss. Pioniere wie Liebig gar nicht hoch genug schätzen. Auch sein Freund Friedrich Wöhler verdient hier Erwähnung.
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