Donnerstag, 23. Oktober 2008
China, Literatur, Leistungserbringer, Röntgen
1-10° s 4519
- Literatur sei "ein Medium zur Erweiterung und Vertiefung unserer Wahrnehmung des Lebens", meinte Dieter Wellershoff. Leider ist nur ein sehr geringer Teil der Literatur dazu geeignet, und nur wenige Leser können produktiv lesen. In der Regel handelt es sich nur um ein gegenseitiges Unterhaltungsverhältnis. Zumal man auch noch ein paar kognitive Ansprüche stellen sollte.
- " Leistungserbringer zunehmend benachteiligt.
Die Familienpolitik der großen Koalition, wie sie Justizministerin Zypries vertritt (F.A.Z. vom 23. September), ist erschreckend. Artikel 6 ..." FAZ 21.10. // Eines der Probleme Europas: die Bevorzugung der Schwachen, Fauelen und Untüchtigen bei Schikanierung der Leistungswilligen, das besonders in Deutschland, wo es kein Oxbridge und keine Ecole Normale gibt.
- "China - Die Waisen der Nonnen.
Da in China Männer mehr gelten als Frauen, wurden vor Jahren an den Toren des Ling-Feng-Tempels immer wieder weibliche Säuglinge ausgesetzt. Mutter Ming Xiu nahm sich aus Mitleid der Babys an, umsorgte sie, versuchte, ihnen ein zu Hause zu geben und zog sie groß. Heute sind diese Mädchen im Schulalter und Mutter Ming Xiu bereitet sie auf die Schule vor. Der Schulalltag führt sie in eine Welt, die sie bis dahin nicht kannten." arte "Ich liebe mein Land, ich liebe die Große Mauer, ich liebe die Fahne, ich liebe das rote Halstuch. Am meisten liebe ich mein Vaterland (Leseübung in der rotchinesischen Grundschule). Wir sind junge Pioniere, junge P. sind gute Schüler ... Kommt man in die Hölle, wenn man Fleisch ißt? ..." "Alles ist vorbestimmt, daran glaube ich", die Äbtissin in der Ernährungsdiskussion mit den Lehrern der Staatsschule; seit der Säuglingszeit wurden die Waisenmädchen milch-, ei und fleischlos fehlernährt; mit der ersten Milch und ersten Eiern haben die Sechsjährigen Probleme. Die Strafe für das Schlagen eines anderen Mädchen: langes Zurredestellen vor der Gruppe, dann längeres Knien auf Holzhocker."- // Ich erinnere mich: In diesem Grundschulalter war ich in einem Tageshort, der von Nonnen betrieben wurde. Die Leiterinnen ähneln sich: sehr resolut. Geradezu drakonisch war das Essensregiment: der Teller mußte leergegessen sein, wer das unglaublich schlechte Essen, so schmeckte es mir (ich kam aus der SBZ), nicht essen wollte, mußte stundenlang davorsitzen, bis er es heruntergewürgt hatte; ich mußte es oft erbrechen. Bei den Nonnen galt der Sozialismus: für alle das gleiche bis zur bitteren Neige.
- Chinesisches Denken klüger als Platon? : " ... . Traditionell zielt das Denken weniger auf „Wahrheit“ als auf „Leben“ und sucht daher keine Substanzen zu fixieren, sondern Bedingungen von Bewegungen zu bestimmen. ..." (http://www.faz.net/s/Rub0778DE9E237D4CD6BB1720FB3B76E07B/Doc~EF60123AEF4FE40E3A03ADFBA1FD5F454~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
- "Da möcht' ich mich nicht comitten", meint der Pfandbrief-Präsi.
- "Das Röntgen erzeugt auch strahlenden Müll.
Der Autor Robert Spaeman (F.A.Z.-Feuilleton vom 6. Oktober) verwendet in der öffentlichen Diskussion gerne gebrauchte, aber völlig falsche Gleichsetzung "nuklearer Müll = Resultat von Kernkraftwerken". In Wirklichkeit entsteht der volumenmäßig größere Teil solcher Abfälle in der Industrie und in der Medizin, weniger als ein Drittel kommt aus den Reaktoren. Da nicht anzunehmen ist, dass Spaemann Knochenbrüche künftig ohne Röntgenaufnahme richten und Tumorkranken die lebensrettende Bestrahlung verweigern will, hat sich der Rest des Artikels eigentlich erledigt.
Eine weitere nicht unübliche fehlerhafte Verknüpfung ist die von hochstrahlenden Abfällen mit extrem langer Lagerzeit. Radioaktivität bedeutet den Zerfall von schweren Elementen zu leichteren unter Aussendung der freiwerdenden Elementarteilchen und der nicht mehr benötigten molekularen Bindungsenergie, die wir als Teilchen- oder Wellenstrahlung bezeichnen und die prinzipiell schädigend wirken kann. Ob sie das tut, hängt davon ab, wie stark sie ist. Gefährliche Strahlung bedeutet Ausstoß von vielen Teilchen in kurzer Zeit. Allerdings verbraucht sich dann auch das Material schnell. Der stabile Zustand wird eher erreicht, und die Strahlung erlischt. Wird wenig emittiert, dauert der Strahlungsvorgang lang, die schädigende Wirkung ist aber notwendigerweise schwächer. Der korrekte Zusammenhang ist also: schwach aktiv = lange Lagerzeit, hochaktiv = kurze Lagerzeit. Mit den schwach aktiven Abfällen werden unsere Nachfahren aus den oben genannten Gründen fertig werden müssen, Reaktoren ja oder nein. Das wird sie aber nicht vor besondere Probleme stellen.
Spaemann sei gesagt, dass man bei einer ergebnisoffenen Diskussion neben "was wäre, wenn" auch immer fragen muss "und was ist, wenn nicht?". Es ehrt ihn, dass er sich um die Menschheit in zehntausend Jahren sorgt. Was ist aber mit denen, die in fünfzig Jahren mit den Folgen der Klimaveränderung fertig werden müssen? Falls diese tatsächlich so wesentlich vom menschlichen Verhalten beeinflusst ist, wie man gegenwärtig annimmt, würden die treibhausgasfreien Reaktoren sich in dieser Hinsicht recht positiv auswirken. Auch fragt sich, ob unsere Urenkel dankbar sind, wenn wir ihnen die nach einigen Betriebsjahren beschädigten und verbrauchten Betonstiele von Windkraftanlagen in gewaltiger Zahl hinterlassen. Die haben auch nicht das ewige Leben und sind irgendwann Industrieruinen.
Bei den heute machbaren Anlagen - das wird aus physikalischen Gründen nicht wesentlich besser werden - braucht man drei Masten, um durchschnittlich ein Megawatt Dauerleistung zu erzeugen. Mithin wären allein zum Ersatz der beiden Kernkraftblöcke in Biblis ungefähr achttausend der Spargel erforderlich. Das ist ein ganz hübscher Wald.
THOMAS SPRINGSGUTH, NAUHEIM, LB FAZ 22.10.
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