Sonntag, 2. November 2008
Alles Leben ist Problemlösen, "DDR"
- "Alles Leben ist Problemlösen" (Karl Popper)Schon der Urknall war eine Überraschung und keine Verlängerung der Vergangenheit, und seit dem ging das so weiter, und man kann damit sogar zufrieden sein, nur die Presse und manche Apostel halten es gerne mit den Hysterikern, die es immer gibt. "Alles Leben ist Problemlösen" (Karl Popper), dabei wird es bleiben; statt hergelaufener Talebs sollte man die Originale lesen, das Beispiel des schwarzen Schwans stammt ja von Popper, diesen bereits erwähnten Essay, der einem Essayband den Namen gab, sowie das Altenberger Gespräch zwischen Popper und Konrad Lorenz "Die Zukunft ist offen" , bei Piper mit den Texten des Wiener Popper-Symposiums, und natürlich sollte jeder im Studium Poppers "Logik der Forschung" bearbeitet haben. Läßt sich ja nachholen, Herr Schirrmacher. (Komm. faz.net: "Krisentheorie. Da staunte der Truthahn")
- Asserate: Kein Müntefering. Ich weiß ja nicht, ob rosa Hemden sehr manierlich sind, und ob das Doppelmanschettenhemd mit Manschettenknöpfen sehr zukunftsweisend ist - aber Asserate wäre mir als Bundespräsident doch sehr viel lieber als K. . Er hält was von Tradition, (fast) ohne zu übertreiben.
- Ecce homo, mit albernem Hut: "Leonard Cohen
Verfolgt die Aktienkurse. Leonard Cohen (74) beschäftigt sich nicht nur eingehend mit Zen-Buddhismus, sondern offenbar auch mit dem aktuellen Tagesgeschehen in Politik und Wirtschaft. "Seid so glücklich wie Volkswagen", rief der kanadische Sänger am Mittwochabend seinen Fans bei der Verabschiedung am Ende eines dreistündigen Konzerts in der ausverkauften Frankfurter Festhalle zu. Damit spielte er auf die rasanten Anstiege des Aktienkurses des Autokonzerns in den letzten Tagen an. Cohen trat in Frankfurt im Rahmen seiner Comeback-Tournee auf, bei der er erstmals seit fünfzehn Jahren wieder Konzerte gibt. In der Zwischenzeit hatte er über mehrere Jahre als Mönch in einem Zen-Buddhismus-Kloster in Kalifornien gelebt. ..." 31.10. // Erinnert an Dr. Dylan: Haben solche Leute je etwas ernstgenommen außerhalb ihres Hütchens?
- Gut so: " Er ist uns also doch noch gut genug . Die Freiburger Universität wird wieder einen Gerhard-Ritter-Preis ausloben. Ein Wohltäter, der unbekannt bleiben möchte, hat sich verpflichtet, den alle zwei Jahre an der Universität Freiburg ausgelobten Gerhard-Ritter- ..." FAZ 31.10.08 // Daß ein linkes Provinzblättchen wie die "Badische" einen Ritter-Preis bediente, war von Anfang an Spießermißverständnis. Dahrendorf-Joker-Spielchen. Dahrendorf gefällt sich meist darin, vor linkem Publikum bürgerlich zu erscheinen, vor bürgerlichem Publikum adornitisch. Der FAZ gebührt Dank, die jakobinische Posse publik gemacht zu haben.
- "DDR": "Mit Schaudern und Dankbarkeit. Den Artikel über Heinrich Blobners siebenjährige DDR-Haft von Claus Peter Müller "Gewaltsamer Umsturz und Untergrabung" (F.A.Z. vom 4. Oktober), habe ich mit Schaudern und Dankbarkeit gelesen. Mit Schaudern deshalb, weil ich selbst als Mainzer Student 1961/64 in sächsischen Zuchthäusern eingesperrt war, mit Dankbarkeit deshalb, weil ich mit "nur" drei Jahren davongekommen bin, bevor ich am 25. August 1964 für 40 000 Westmark freigekauft wurde. Aber der tiefe Einblick in das kommunistische Strafvollzugssystem hat mich für mein ganzes weiteres Leben geprägt, sodass ich dankbar bin für solche aufklärenden Artikel. Ich bin sicher, dass in zwei, drei Jahrzehnten die SED-Diktatur in ähnlich intensiver Weise erforscht werden wird wie das NS-System. Dass Heinrich Blobner und Arno Seifert verhaftet wurden, weil sie Wolfgang Harichs Thesen zur Wiedervereinigung diskutiert hatten, zeigt die gewaltige Angst der Ost-Berliner Staatsmacht, die einen zweiten "17. Juni" befürchtete mit freien Wahlen und Wegfall der innerdeutschen Grenze, wie es ja dann nach dem 9. November 1989 auch gekommen ist, mit dem das Vermächtnis von 1953 eingelöst wurde. Als im Sommer 1957 Konrad Adenauer die Bundestagswahlen haushoch gewann und Eugen Gerstenmaier versprach, in vier Jahren die Wiedervereinigung herbeizuführen, konnten wir nicht ahnen, dass das noch mehr als 32 Jahre dauern würde.
Heinrich Blobner und Arno Seifert haben ihre sieben Jahre voll absitzen müssen, während mir als Bundesbürger im Zuchthaus Waldheim ein halbes Jahr geschenkt wurde. Unschuldig, auch im Sinne des DDR-Strafrechtsergänzungsgesetzes vom 11. November 1957, waren wir alle. Ich hatte in der Mainzer Studentenzeitschrift "nobis" sieben DDR-kritische Artikel veröffentlicht, war dann, drei Wochen nach dem Mauerbau 1961, nach Leipzig gefahren, um, in Absprache mit Gerhard Zwerenz, über den seit 1958 in Bautzen einsitzenden Schriftsteller Erich Loest zu recherchieren, weshalb ich auch den Literaturprofessor Hans Mayer in der Tschaikowskystraße aufsuchte. Das alles war dem Ministerium für Staatssicherheit, das mich drei Tage observierte, höchst suspekt. Am Tag meiner geplanten Rückreise wurde ich auf dem Karl-Marx-Platz verhaftet und fast fünf Monate später vom Bezirksgericht Leipzig zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, im Sommer 1964 aber in einer Gruppe von 800 Mithäftlingen für 32 Millionen Westmark freigekauft.
DR. JÖRG BERNHARD BILKE, BAD RODACH, LB FAZ 31.10.08
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