Sonntag, 10. April 2011
Per aspera ad astra? Nein, SELBSTERKENNUNGSINTELLIGENZ
Der Frühlings ist eine besondere Jahreszeit, diese beiden unruhigen Stare haben ihre Gruppe verlassen und sich ein eigenes Territorium gesucht - was wohl die SELBSTERKENNUNGSINTELLIGENZ des Betrachters daraus macht?
Der Lehr- und Lernforscherin Elsbeth Stern von der ETH Zürich tritt gerne in Funk- und Papiermedien auf, und sie wird gerne eingeladen, ob von hr2 oder Chrismon. Sie ist eine gescheite Frau und hat etwas zu sagen. Wichtiger noch scheint mir zu sein, was sie nicht sagt: daß es sich bei der Intelligenz um ein Grundvermögen handelt, das sich stark in verschiedene Bereiche auffächert und diese sehr unterschiedlich beschaffen sind, auch in ihrem Leistungsvermögen. Das schlagendste Beispiel dafür sind die "Idiot savants", die Idiotenintelligenzler, die Hilfe im Alltag brauchen, aber in zwei Sekunden den Wochentag des 9.4.3011 nennen können. Oder die in 20 Sekunden zwei Telefonbuchseiten lesen und korrekt reproduzieren können.
Bei normalen Menschen sind die Unterschiede glücklicherweise weniger stark ausgeprägt, dennoch aber vorhanden.
Ein besonders wichtiges Modul könnte man die SELBSTERKENNUNGSINTELLIGENZ nennen, die zweifellos von der Grundintelligenz gespeist wird, aber doch recht selbständig operiert. Ihre Hauptaufgabe besteht im ständigen Abgleich von Außendaten und Innendaten. Das Wissen der äußeren Welt muß ständig befragt werden auf seine Wichtigkeit für das erkennende Individuum, das sich ständig neues Wissen über sich selbst aneignen muß, um sich fruchtbar zur äußeren Welt in Beziehung zu setzen, sich anzupassen und die Umwelt auszusuchen und zu beeinflussen, die zu den eigenen Vorlieben und Fähigkeiten paßt.
Das ist der Bereich der Bildung und der Berufsfindung. Das eigene Selbst auszuloten gelingt nur im Vergleich mit anderen Menschen und Lebewesen und deren Verhalten und Leistung, der Schulstoff hift da nur recht wenig. Das Weltwissen insgesamt kann recht unproduktiv angelernt sein, wenn es dem Selbst nicht gelingt, es in ein individuelles Eigenbild zu integrieren. Dieser dialektische Prozeß dürfte das wichtigste Modul der Allgemeinintelligenz sein, weil davon Lebensplanung und Lebensglück zu einem größeren Teil abhängen.
Bei E. Stern, die an der ETH für Lehrerbildung zuständig ist, kommt das nicht vor, obwohl gerade der Lehrer besonders gut in der Lage sein sollte, diesen schwierigen Prozeß der SELBSTERKENNUNG und SELBSTBILDUNG in den Schülerköpfen positiv zu begleiten. Nur begleiten können sie, die Hauptarbeit muß der einzelne Kopf selbst leisten. Auch das scheint Stern noch nicht zu wissen.
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