Montag, 11. April 2011

Gemeinschaft und Gesellschaft






Zu welchem Urteil man auch kommen mag - die Lektüre lohnt





" Alles vertraute, heimliche, ausschließliche Zusammenleben (so finden wir) wird als Leben in Gemeinschaft verstanden. Gesellschaft ist die Öffentlichkeit, ist die Welt. In Gemeinschaft mit den Seinen befindet man sich, von der Geburt an, mit allem Wohl und Wehe daran gebunden. Man geht in die Gesellschaft wie in die Fremde. "
Ferdinand Tönnies (1855-11.4.1935) , Gemeinschaft und Gesellschaft, §1

Soziobiologisch sind die Beziehungen zur Geburtsgruppe lebenslang das Modell für Beziehungen auch außerhalb der Familie. Doch findet sich diese Vertrautheit in großen Gruppen, "in der Gesellschaft", nicht, weswegen sich dort oft ein Gefühl von Einsamkeit und "Entfremdung" einstellen kann. Aus dem Vertrautheitsverlust speist sich der Geist der Utopie, es ist ein infantiler Geist.
Nazis und Kommunisten, Hitler und Honecker versprachen denn auch die 'Volksgemeinschaft' und die 'Gemeinschaft der Werktätigen", in denen Marxens "Entfremdung" aufgehoben werde. Auch Hippieführer und Gurus nehmen stets ihren Bezug auf eine "Gemeinschaft". In der "Gemeinschaft der Gläubigen" und der "Umma" soll sich das wahre und gerechte Leben verwirklichen ohne die Kälte der Gesellschaft und ihre verwirrende Unüberschaubarkeit.

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