Freitag, 14. Oktober 2011
Rauf, runter, rauf
Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und Werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
J.W. Goethe, Selige Sehnsucht
Um übereinander herzuziehen haben die Menschen immer Gründe gefunden, gute und schlechte.
Nicht nur Jobs griff Gates an, Scott McNealy, Mitgründer von SUN, tat desgleichen. SUN entstand an der Uni Stanford, daher der Name Stanford University Network. Der Deutsche Andreas von Bechtolsheim war auch dabei, ein Vertriebener des wohlgeordneten deutschen Physikstudiengangs, der große Talente glattbügelt. Diese glorreichen 4, es waren noch andere Pioniere dabei wie Larry Ellison von ORACLE, digitalisierten die Welt, und Jobs und McNealy traten vor Gates’ Schienbein, wo immer es gerade ging. Der Geist des Neuen Testaments taugt vielleicht für das Bestellen alimentierter Pfarrstellen, bei Pionierunternehmen ist er nicht heimisch. Gibt es deswegen im NT-gläubigen Europa fast keine Zukunftsindustrien mehr?
Wer würde sich durchsetzen in der Computerwelt? war damals die Frage. Das war so lange unklar, bis Gates mit Microsoft dort dominierte, wo es auf den Preis und die Verläßlichkeit ankam, bei den Unternehmen. Allerdings lieferte SUN die Computer und Server dort, wo Präzision und hohe Stabilität zuerst zählten.
Apple hatte seine Nische in der Bilderwelt der Werbeagenturen und der Hochschulen, schwächelte aber. Jobs holte deshalb John Sculley, der den Umsatz verhundertfachte, was aber Jobs nicht ganz froh machte. Die beiden Alpha-Tiere traten zum Duell an und Jobs verließ Apple. Aus dem Äpfelchen war ein richtiger Apfel mit 8 Mrd. Umsatz geworden, aber mehr schaffte Sculley nicht, die Unverträglichkeit der Betriebssysteme MacOS, Unix und Microsoft sowie die hohen Apple-Preise verlangten neue, strategische Entscheidungen. Aber welche? Der Apple-Kurs pendelte zwischen 3 und 6 $, was McNealy auf die Idee brachte, Apple zu übernehmen, fast gelang es. Er hätte dem Mac damals das Unix-System verpaßt, das dieser heute erst besitzt. Für beide Unternehmen hätte es einen großen Sprung bedeutet. SUN konnte mit seiner hohen Qualität gegenüber den Preisen von Microsoft und HP nicht mithalten und wurde letztes Jahr von ORACLE übernommen. Bei Apple konnte auch der Deutsche Spindler, der auf den geschaßten Sculley folgte, den gordischen Apfelknoten nicht durchhauen. Der Verwaltungsrat nahm das Rückkehrangebot von Jobs an, der auf eine Multimedia-Konsum-Strategie setzte, und auf seinen Nimbus als alternativer Anti-Bill-Gates-Held.
Er übernahm von MS das USB-System und sogar die Intel-Architektur und kam mit dem iPod und dem Liedchen-Laden iTunes groß heraus, wie überhaupt das Internet mit den vielen unbedarften Nutzern besonders Apple aus der Stagnation half.
Scott McNealy hätte, wie er vor kurzem sagte, iPod und iPad verhindert ("Mit mir hätte es keine iPods oder iPads gegeben"), er wollte ein ernsthaftes Unternehmen aus dem Apfel schnitzen. Ob er das geschafft hätte, steht dahin. Erfolgreich war letztlich die Unterhaltungsstrategie mit dem mediengängigen Jobs, dem Alternativen, "der seine Drogenerfahrungen nicht missen wollte". So ein bunter Vogel zieht in der Konsumwelt und den Medien. Das iPad (als Tablett-PC) präsentierte HP schon vor ein paar Jahren, da blieb es unbeachtet. Erst die Steve-Jobs-Show machte es zum Erfolg. Die wiederum war angewiesen auf eine esoterische Gemeinde, die Microsoft haßte und jeden Apfel auch mit Wurm für den vierfachen Preis erwarb, wenn ihn nur der Guru zelebrierte. Bei den Inszenierungen spielten die Medien gern mit.
Es war eine spannende Geschichte mit Hollywood-Ende, der Held tot, die Mission erfolgreich. Auch eine Kapital-Geschichte. Nicht die Multimillionen-Schlagersänger wie Michael Jackson und Madonna investierten im Silikontal südlich von Frisko, aber die Wall-Street-Großverdiener taten es. Die legten gerne mal 50 Mio. in den Wagniskapitaltopf, aus dem heraus sich viele Computerfirmen gründeten. Das meiste Geld war verloren, niemand kennt außerhalb Kaliforniens die vielen Unternehmensleichen, die Firmennamen, die es nicht zum Erfolg schafften. Aus vielen Gründen. Weil das Kapital nicht reichte. Weil der Chef löten, aber nicht verkaufen konnte. Weil das Internet zu spät kam, und ähnliches mehr. Aber ohne die Riesenboni der Wallstreet wären es noch mehr gewesen. Manche jedoch schafften es mit den richtigen Egomanen an der Spitze und mit dem Glück der Tüchtigen, das unverzichtbar dazugehört. Apple gehört dazu. Dank der Riesengewinne von Microsoft, das Apple einmal rettete.
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