Dienstag, 15. November 2011
Wenn Franzosen von "Gemeinschaft" sprechen
Firmenemblem (Bild: Hoechst AG)
HOECHST war ein guter Name - wo ist er heute?
1999 fusionierte die Höchst AG, die fast nur noch aus dem Pharmabereich und der Landwirtschaftstochter Hoechst Schering AgrEvo bestand, mit Rhône-Poulenc zu Aventis. "Unter gleichen", wie es hieß.
Die Zahl der Arbeitsplätze stieg von ca. 19.000 Ende der 1990er Jahre auf ca. 22.000 im Jahr 2005, davon etwa 8000 bei Sanofi-Aventis; im September 2011 waren es noch 7 360. Im November 2011 wurde bekannt, daß etwa 300 Stellen in der Forschung und Entwicklung wegfallen sollen.
Wirtschaftliches Handeln erfolgt in einem unsicheren Raum, lange nicht alles läßt sich berechnen und stets birgt die Zeit neue Überraschungen. Nur Ministerien können sich dumm stellen und dreist ihre Stellen vermehren, wie derzeit augenfällig in Nebels Entwicklungsministerium zu beobachten. Den meisten Politikern ist es gleichgültig, woher sie das Geld für die Stellenvermehrung nehmen. Hauptsache, ihre Behörde wächst. Unternehmer, auch angestellte Unternehmer, müssen wirtschaftlich handeln. Nur deswegen ist die Marktwirtschaft allem anderen Wirtschaftsweisen haushoch überlegen. Bei Fusionen werden meist Doppelbesetzungen abgebaut, darin liegt ein wirtschaftlicher Vorteil, wenn nicht starkes Firmenwachstum eine Umsetzung ermöglicht. AVENTIS war wahrscheinlich zu Personalverminderungen gezwungen, zumal eine weitere Zusammenlegung mit SANOFI erfolgte. Aber warum waren gerade deutsche Standorte betroffen? Das liegt in der Natur des französischen Selbstverständnisses, könnte man zurückhaltend formulieren.
Siemens-Kernkraft betrieb mit dem großen französischen Kernkraftwerksunternehmen AREVA eine Kooperation im nuklearen Kraftwerksbau, weil die Rahmenbedingungen für die Kernkraft in Deutschland immer schlimmer wurden. Knall und Fall endete diese Kooperation mit den Franzosen Anfang des Jahres. Siemens sah sich als Juniorpartner unfair behandelt. Auch hier reizten die Franzosen ihre Stärke aus.
Kürzlich, er war noch EZB-Chef, beschwor der Pariser Trojaner Trichet im Gespräch mit der FAZ: " Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft " (19.10.11); da hatte er gerade nachhaltig den Vertrag von Maastricht gebrochen und den Bundesbankpräsidenten Weber sowie den EZB-Chefvolkswirt Stark ausgebootet.
Wenn die École-Supérieure-Franzosen von "Schicksalsgemeinschaft" sprechen, meinen sie da vielleicht "Einbahnstraßenzahlungsgesellschaft"?
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen