Sonntag, 27. November 2011
Wo sind denn da die Bilder?
Ein kleines Bruchstück aus der riesigen Inschrift; im oberen Segment maßen die Buchstaben 3 cm
(Bild: www.dainst.org/de/project/oinoanda?ft=all )
50 bis 80 m Schrift in Stein gemeißelt, 3,25 m hoch in 7 Bändern übereinander angeordnet mit etwa 25.000 Wörtern - ein einzigartiges Schriftdenkmal!
Diogenes ließ um 150 (nach Seneca) diese umfangreichste Inschrift der Antike in eine Hallenwand in Oinoanda (Kleinasien) meißeln. Sie galt der Philosophie Epikurs.
1885 entdeckt ist sie leider nur in Bruchstücken erhalten geblieben; der klassische Philologe Jürgen Hammerstaedt aus Köln forscht mit Martin Smith und Kollegen seit 2007 federführend an dieser Schriftstätte mit dem Ziel einer möglichst vollständigen Wiederherstellung des fragmentierten Textes.
Diogenes, der nicht mit dem Tonnenbewohner gleichen Namens zu verwechseln ist, ging es um die Verbreitung des Denkens Epikurs, daher die riesige Wandschrift, die sich an jedermann richtete.
Wahrscheinlich beabsichtigte er damit gleichzeitig die Anlage eines unbrennbaren Textarchivs, und tatsächlich wurde die Inschrift späterhin zu einer Überlieferungsquelle epikureischen Denkens.
Wer schreibt, der bleibt, heißt es: was in sprachliche Form findet, wird potentiell zeitüberdauernd zum kulturellen Faktor. Das neue griechische Alphabet war damals ein Meilenstein in der Verschriftlichung der menschlichen Kultur mit der Folge, daß an die Seite der genetischen Evolution die kulturelle trat – dank der Schrift und der Entwicklung einer Hochsprache, des Altgriechischen, die für sublimes Denken geeignet war.
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