Mittwoch, 7. Dezember 2011

Kopf ab




Kreditwürdig sind wir immer, meint der Pariser Trojaner Michel Barnier in Brüssel, und wir frisieren alles bestens
(Bild: Wiki.)




Die privaten Anleger können nicht jede Anlage selbst recherchieren, nicht einmal der Rentner um die Ecke mit viel Zeit, der für seinen 90. Geburtstag eine Anleihe kaufen will. Die Anleger in den Banken und Fonds können das auch nicht, denn die Vielzahl der Anbieter zwischen Tokyo, London und New York ist unüberschaubar für den Einzelnen. Daher hatte man schon vor langem in NYC die konstruktive Idee, gleich mehrere Bewertungsagenturen zu gründen, dreifach hält besser, die ein AAA für verläßliche Schuldner vergeben und ein Caa1 für wenig verläßliche Schuldner (Moody’s, moodys.com/pages/default_de.aspx). Praktisch. Darauf hätte man in Europa auch kommen können, aber dort verwahrt noch mancher lieber das Geld auf dem Sparbuch oder unter dem Bett. Da braucht man allerdings keine Bewertung.

Alle Schuldner wollen selbstverständlich die beste Bewertung und sind, je nach Temperament, wütend, wenn sie nicht die Bestnote bekommen. Das kennen wir aus der Schule. Wer wollte damals nicht gleich die ganze Benotung verbieten? Daran erinnerte sich wohl EU-Binnenmarktkommissar Barnier, ein echter Brüsselkrat, als er im Oktober verlangte, die Bewertung von verantwortungslosen Schuldnerstaaten zu verbieten, zumindest zeitweise. Ja, das ist schon unangenehm, wenn man unter Beobachtung steht und seine maßlose Verschuldung nicht verstecken kann.
Im alten Orient gab es den Brauch, den Überbringer schlechter Nachrichten zu köpfen. Ob das demnächst ein Brüsselkrat vorschlagen wird?

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