Mittwoch, 6. Juni 2012
Haute auch Ludwig XIV. und George Washington um
Glaub keiner Theorie, wenn sie dir an Blut oder Geld will
(Bild: James Gillray, Der Aderlass, um 1805, Wiki.)
Niko. Himmelmann hat wieder einen interessanten Artikel über die frühgriechische Gesellschaft verfaßt, in der FAZ (30.5.12) mit dem schönen Titel “Gliederlösende Schmerzlosigkeit” versehen, denn es geht um die meist jüngeren Männer, die als “Ärzte” bezeichnet werden und von denen in Athen bis zu sieben gewissermaßen amtlich bestellt ihr blutiges Werk verrichteten.
Blutig? Ziemlich, denn ein Hauptmittel dieser Messerwetzer war der Aderlaß, dem vielleicht mehr Athener zum Opfer fielen als den Persern.
Das Säftegleichgewicht, so die idiotische Theorie, wurde dadurch angeblich wiederhergestellt.
Galenos formte diesen tödlichen Blödsinn zur Jahrhunderte überdauernden Meisterlehre aus. Erst als Europa zu Europa wurde, in der Renaissance, glaubte man sicht mehr jeden griechischen Unsinn. Ab dem 17. Jahrhundert erst entwickelt sich das genuin Europäische, nämlich das empirische Prüfen und das messende Experiment. Das Experiment wird hinfort zum Zentrum des Erkennens. Das ist europäischer Geist.
Himmelmann hätte darauf hinweisen dürfen, daß die Antike keine eigentlichen Ärzte kannte, sondern nur medizinisch kenntnislose, bluttriefende Handwerker.
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