“It will not be said: did you believe? - but: were you
Doers, or Talkers only?” John Bunyan, Eines Christen Reise nach der seeligen
Ewigkeit
Bunyan (1628-1688) lernte erst einmal bei seinem Vater das Kesselflicken, bevor er predigte und schrieb.
“Das sittlich wirklich Verwerfliche ist nämlich das Ausruhen
auf dem Besitz, der Genuß des Reichtums mit seiner Konsequenz [S. 167] von
Müßigkeit und Fleischeslust, vor allem von Ablenkung von dem Streben nach
»heiligem« Leben. Und nur weil der Besitz die Gefahr dieses Ausruhens mit sich
bringt, ist er bedenklich. Denn die »ewige Ruhe der Heiligen« liegt im Jenseits,
auf Erden aber muß auch der Mensch, um seines Gnadenstands sicher zu werden,
»wirken die Werke dessen, der ihn gesandt hat, solange es Tag ist«. Nicht Muße
und Genuß, sondern nur Handeln dient nach dem unzweideutig geoffenbarten Willen
Gottes zur Mehrung seines Ruhms. Zeitvergeudung ist also die erste und
prinzipiell schwerste aller Sünden. Die Zeitspanne des Lebens ist unendlich
kurz und kostbar, um die eigene Berufung »festzumachen«. Zeitverlust durch
Geselligkeit, »faules Gerede«, Luxus, selbst durch mehr als der Gesundheit
nötigen Schlaf – 6 bis höchstens 8 Stunden – ist sittlich absolut verwerflich.
Es heißt noch nicht wie bei Franklin: [S. 168] »Zeit ist Geld«, aber der Satz
gilt gewissermaßen im spirituellen Sinn: sie ist unendlich wertvoll, weil jede
verlorene Stunde der Arbeit im Dienst des Ruhmes Gottes entzogen ist. Wertlos
und eventuell direkt verwerflich ist daher auch untätige Kontemplation,
mindestens wenn sie auf Kosten der Berufsarbeit erfolgt. Denn sie ist Gott
minder wohlgefällig als das aktive Tun seines Willens im Beruf. Ueberdies ist
für sie der Sonntag da, und es sind nach Baxter immer diejenigen, die in ihrem
Berufe müßig sind, welche auch für Gott keine Zeit haben, wenn die Stunde dafür
da ist.
[169] Demgemäß zieht sich eine immer wiederholte, zuweilen
fast leidenschaftliche Predigt harter, stetiger, körperlicher oder geistiger
Arbeit durch Baxters Hauptwerk.“
Weber, Max, Schriften zur Religionssoziologie, Die
protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, II. Die Berufsethik des
asketischen Protestantismus, 1. Die religiösen Grundlagen der innerweltlichen
Askese, 2. Askese und kapitalistischer Geist
(Text bei www.zeno.org/)
(Seitenzahlen: UTB-Ausgabe)
Das ist nicht der Geist des Katholizismus oder gar der
intellektuell depravierten orthodoxen Kirche. Mit dieser Mentalität überholte
Nordamerika in 200 Jahren rasant das katholische Südamerika mit weiter
zunehmendem Abstand.
Dazu paßt auch das neue Buch von John B. Taylor: FIRST
PRINCIPLES. FIVE KEYS TO RESTORING AMERICA’S PROSPERITY. Norton 2012.
Taylor lehrt in Stanford und schuf die Taylor-Regel für die
Geldmenge, die er bei FED-Chef Bernanke verletzt sieht. Im ersten Kapitel nennt
Taylor fünf Prinzipien, die schon bei Adam Smith galten und die USA wohlhabend
machten:
- Berechenbare politische Rahmenbedingungen
- Herrschaft des Gesetzes
- Gute Anreize
- Marktwirtschaft
- Klare Grenzen für die Staatstätigkeit
Länder mit mit katholischer Tradition
tun sich damit schwer, Länder der Orthodoxie noch schwerer. In anderen
Kulturkreisen werden diese Prinzipien kaum verstanden. Entsprechend sieht ihr
Armutsniveau aus.
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