Montag, 26. November 2012
Kafkaesk
Eine hübsche Verwandlung - der Perlmuttschmetterling war neulich noch eine Raupe
(Bild: Quartl/Wiki.)
Armer Kafka. Er litt unter einer Mäuse- und Ungezieferphobie. 1917, mit 34 Jahren, mitten im 1. Weltkrieg, schreibt er einen vierseitigen Brief an seinen Freund Brod zum Thema ‘Mäuse’ und zu seiner Mäuseangst. 1917 hätte es für einen ernsthaften Zeitgenossen noch andere Themen gegeben. Der Brief wird jetzt versteigert.
“Die Verwandlung” von 1912 läßt vermuten, daß Kafka unter solchen merkwürdigen Anwandlungen litt. Die Erzählung ist gut geschrieben, jeder, der zuviel Zeit besitzt, soll sie lesen. Es gibt aber keinen ernsthaften Grund, Schüler damit zu behelligen.
Hätte denn der mäuseängstliche Kafka frischen Fukushima-Fisch zu sich genommen, vielleicht zusammen mit seiner Lieblingsschwester Ottla?
Die Kafka-Leser Carsten Germis (FAZ) und Patrick Zoll (NZZ) werden nicht müde, vor dem frischen Fukushima-Fisch zu warnen. 100 Becqerel pro Kilo Fisch hätten die zuständigen Behörden als Grenzwert festgesetzt. (Zoll/NZZ 17.11.12)
Kilo kennt ja selbst der Kafka-Leser, aber Becqerel?
Ich habe mal beim Strahlenschützer i.R. Dr. Hermann Hinsch nachgefragt, der schrieb mir heute:
“100 Bq bedeuten:
Die Fische enthalten doppelt so viel Radioaktivität als normal.
Wer jeden Tag 200 g dieser Fische isst, erhöht seine Jahresdosis um etwa 0,1 milliSievert.
Cäsium wird mit einer Halbwertszeit von etwa 70 Tagen vom Körper wieder ausgeschieden. Daher überschreitet die Cs-Aktivität 2000 Bq nicht, auch wenn jemand sein Leben lang jeden Tag 200 g dieser Fische isst.
Insofern ist der Grenzwert in Ordnung.
Auch das Zehnfache wäre nicht katastrophal, nicht einmal für einen Seehund.”
Also guten Appetit, Patrick Zoll! Den frischen Fukushima-Fisch können Sie in Ihren besorgten Artikel einwickeln.
Und statt Kafka mal Hermann Hinsch lesen: RADIOAKTIVITÄT. ABERGLAUBE UND WISSENSCHAFT, Hannover 2010
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