Dževad Karahasan würdigte in der FAZ v. 14.2.13 Josef Ratzinger: "Menschen vom Schlag Benedikts braucht die Welt". Der bosnische Autor und Mohammedaner schätzt Ratzinger als einen Mann des Dialogischen und der Gelehrsamkeit. Letzteres gefällt mir ebenfalls, obwohl ich die Dinge aus ganz anderer Perspektive sehe. Man kann der Welt nicht mit Gelehrsamkeit kommen. Aber man kann aus dem Zirkus aussteigen, was Ratzinger zum Monatsende tun wird. Mit 85 Jahren darf man zurückschalten und die verbleibenden Jahre so gestalten, wie es einem erstrebenswert erscheint. Ratzinger will sich nicht mehr an die Öffentlichkeit wenden und in ein Kloster gehen.
Es ist so, wie schon Epikur, der Platon-Verächter, es sah: das politische Handeln macht nicht glücklich. Für die katholische Kirche, für die Kirchenpolitik gilt das gleiche wie für jede andere bürokratische Organisation. Sie sind alle Intrigantenstadel, wobei intrigierende Kirchenfunktionäre ihre Leute sogar nahe am Papst selbst plaziert hatten. Wenn man den Kammerdiener vom Schreibtisch des Chefs stehlen läßt, dann zeigt das die Dreistigkeit der frommen Drahtzieher. Wer will sich den Lebensabend mit solchem Pack verdüstern? Ratzinger will es nicht, und er hatte auch keine Lust, sich die Finger schmutzig zu machen durch Disziplinarmaßnahmen. Ratzinger ist kein Machtmensch, wie es Platon (Politeia, Dionysios II.) sein wollte. Ratzinger ödeten offenbar die Machtspielereien an. Ich finde das sympathisch.
Benn
ANEMONE
Erschütterer -: Anemone,
die Erde ist kalt, ist Nichts,
da murmelt deine Krone
ein Wort des Glaubens, des Lichts.
Die Erde ohne Güte,
der nur die Macht gerät,
ward deine leise Blüte
so schweigend hingesät.
Erschütterer -: Anemone,
du trägst den Glauben, das Licht,
den einst der Sommer als Krone
aus grossen Blüten flicht.
Gilt auch für Schneeglöckchen
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