Der verrückte Ludwig hatte Wagner richtig verstanden und Gelder für das Wagnertheater in Bayreuth lockergemacht; die hatte er sich vom Munde abgespart wie auch das Baugeld für die Wagnerinterpretation Neuschwanstein.
(Bild: Cezary Piwowarski / Wiki.)
Klebrig war er, ist er, so mancher blieb an ihm hängen, an den klebrigen Spinnereien Wagners.
" Es ist da, in Wagners Bramarbasieren, ewigem Perorieren, Allein-reden-Wollen, über alles Mitreden-Wollen eine namenlose Unbescheidenheit, die Hitler vorbildet, - gewiß, es ist viel HITLER in Wagner ..."
Thomas Mann, der hier 1949 an Emil Preetorius schreibt ("Wagner und kein Ende") wuchs mit Wagner auf und wurde von ihm geprägt; zeitlebens konnte er sich nicht ganz von dem Plüschkomponisten lösen. Er hört den Plüsch, aber er wurde eben auf Plüsch geprägt. Es fehlte ihm das drängende Verlangen, sich ganz von der Maskerade Wagners zu verabschieden. Ganz anders Nietzsche in seiner Bearbeitung des "Fall(es) Wagner":
" Ich mache mir eine kleine Erleichterung. Es ist nicht nur die reine Bosheit, wenn ich in dieser Schrift Bizet auf Kosten Wagners lobe. Ich bringe unter vielen Späßen eine Sache vor, mit der nicht zu spaßen ist. Wagner den Rücken zu kehren, war für mich ein Schicksal; irgend etwas nachher wieder gernzuhaben, ein Sieg. Niemand war vielleicht gefährlicher mit der Wagnerei verwachsen, niemand hat sich härter gegen sie gewehrt, niemand sich mehr gefreut, von ihr los zu sein. Eine lange Geschichte! – Will man ein Wort dafür? – Wenn ich Moralist wäre, wer weiß, wie ich's nennen würde! Vielleicht Selbstüberwindung. –"
Nietzsche war ein paar Jahre mit Wagner befreundet und hatte sich eine vitale Musik erhofft nach der geistigen Art, wie er sie meinte im alten Athen ausgemacht zu haben ("Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik"). Stattdessen spann Wagner den romantischen Faden weiter, den der 'Lust an der Gruft'. Dies aber in einer Weise, die Nietzsche erboste:
"Wogegen man sich allein zu wehren hat, das ist die Falschheit, die Instinkt-Doppelzüngigkeit, welche diese Gegensätze nicht als Gegensätze empfinden will: wie es zum Beispiel Wagners Wille war, der in solchen Falschheiten keine kleine Meisterschaft hatte. Nach der Herren-Moral, der vornehmen Moral hinschielen (– die isländische Sage ist beinahe deren wichtigste Urkunde –) und dabei die Gegenlehre, die vom »Evangelium der Niedrigen«, vom Bedürfnis der Erlösung, im Munde führen!... Ich bewundere, anbei gesagt, die Bescheidenheit der Christen, die nach Bayreuth gehn. Ich selbst würde gewisse Worte nicht aus dem Munde eines Wagner aushalten. Es gibt Begriffe, die nicht nach Bayreuth gehören..." ("Fall Wagner", Epilog)
Aber was gehört überhaupt nach Bayreuth? Neuschwanstein!
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