Dienstag, 2. Juli 2013

Dann riecht mal schön!






Bild: Funkkolleg “Der Mensch”, I/S. 9




Man hat ja schon erlebt, daß einem der freie Wille auf dem Weg zum Kühlschrank abhanden kam. Und dabei war gar kein Pheromon im Spiel. Pheromone wirken außerhalb des Körpers wie Hormone innerhalb. Sie sind Lockbotenstoffe mit antriebsartigem Charakter, die bei Tieren sehr wirksam die Zusammenführung der Geschlechter bewerkstelligen. Die klare Bestimmung von menschlichen Pheromonen ist auch dem weltweit führenden Bochumer Riechlabor Hanns Hatts noch nicht gelungen. Es gibt aber zahlreiche Experimente, die auf menschliche Pheromone hindeuten. Im Bereich der Moschusdüfte bieten die Parfumeure eine Reiche von Wässerchen an, die als Lockbotenstoffe fungieren sollen. Was bei Hunden zwingend wirkt, bleibt auch bei Menschen nicht ohne Wirkung. Zahlreich sind die Beispiele dafür, daß bei menschlichen Paarungen  vielfach jede Verstandestätigkeit aussetzt, weil hier, metaphorisch gesprochen, die Basisbedürfnisse des reptilischen Gehirns durchschlagen. Der amerikanische Neurologe Paul MacLean hat in seinem Buch “The Triune Brain”  ein Dreifachgehirn postuliert: das alte Reptilgehirn mit wenig mehr als dem Hirnstamm, das alte Säugetiergehirn darauf aufbauend (Zwischenhirn), und das neue Säugetiergehirn mit dem Neocortex, der Hirnrinde. An dieser Hypothese leuchtet vieles ein, für das Riechen ergibt sich daraus, daß es sich um einen sehr alten Sinn handelt, Hören und Sehen kamen in der Evolution später. Daher laufen die Riechfasern aus der Riechhaut in das ältere Zwischenhirn, ins Limbische System (Mandelkern und Seepferdchen), die Projektion in die Hirnrinde sind nur schwach. Zu schwach für einen freien Willen. Aber man kann an der Selbstkontrolle arbeiten, denn die Hirntätigkeit ist ein flüssiger und plastischer Gesamtzustand, in dem alle Bereiche miteinander verbunden sind. Weswegen Hatt ein Riechtraining statt Gehirnjogging empiehlt. es involviere mehr Hirnaktivität. Auch zeige eine Riecherlahmung sehr früh Alzheimer und Parkinson an. Thomas Hummel hat ein solches Riechtraining entwickelt. Das wäre dem Parkinson-Patienten Ali alias Cassius Clay in jedem Fall besser bekommen als das Boxen. Aber das Reptilgehirn hat eben mehr Spaß am Boxen. Kann man nicht viel machen.

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