Montag, 17. März 2014

Nicht alle Blütenträume reifen



Putzige Nachrichtensender wie n-tv u.a. betonen immer wieder, wie wichtig die ganzjährig eisfreie Krim für Putins Schifflein sei - ob die Redakteure in der reformierten Mittelstufe nie einen Atlas in der Hand hatten? Wikipedia bietet ihnen sogar eine Karte des Schwarzen Meeres an! Oder glauben die n-tvler vielleicht, Sotschi friere im Oktober zu, weil dort heuer die Winterspiele stattfanden? Oder bekommen sie von der russischen Botschaft Geld für ihre seltsamen Anmerkungen?


Rußland ist ein Rest-Imperium mit vielen ethnischen Minderheiten. Die Landnahme auf der Krim mit Kalaschnikow-Methoden, also mit sowjetisch-manipulierten Abstimmungen, Abschaltung der krim-ukrainischen Sender Kanal 5 und 1+1 -  diese Art von Abstimmungen unterschlägt die Krim-Tataren und die Ukrainer, die zusammen etwa 30% ausmachen und die zum Abstimmungsboykott aufgerufen haben. Das Abstimmungsergebnis von 95,5% bei 80% Wahlbeteiligung ist frei erfunden.

Im gesamten zusammengeraubten russischen Imperium gibt es nach der Russifizierung in den letzten 200 Jahren Russen, die Putin militärisch “beschützen” kann, weswegen die rund 100 autochthonen Ethnien den Einmarsch auf der Krim sehr mißtrauisch sehen. Ob die Erwartungen der moskaufreundlichen “Heim-ins-Reich-Krimrussen”, denen u.a. eine Verdoppelung der Rentenbezüge versprochen worden sein soll, sich erfüllen werden, bleibt abzuwarten. Wenn ja, dann werden das die armen Russen in den Provinzen bezahlen. Touristisch wird sich wohl nicht viel tun, denn in Sotschi in der Nähe wurden riesige Hotelkapazitäten geschaffen, die bedient sein wollen, und der ukrainische Schwarzmeertourismus wird nach Odessa gehen. Sanktionen könnten sein die bereits angedachten Maßnahmen gegen die Regime-Stützen wie Einreiseverbote und Kontensperrungen, die Rückkehr zu G-7, Einstellung der militärischen Zusammenarbeit und der Lieferung militärischer Güter, eine Revision der Informationsverbreitung etc. Vermutlich muß Kiew dem Verlust der Krim-Russen nicht lange hinterherweinen. Eine andere Frage ist, wie der Kremlfürst mit den Minderheiten der Krim-Ukrainer und Tataren umgehen wird. Und was islamistische Tschetschenen unternehmen werden.


Wenn Putin die Unternehmer weglaufen werden, wird er möglicherweise reagieren. Denn er sitzt auf einem sinkenden Rohstoff-Schiff mit maroden Anlagen. Auf einer abnehmenden Bevölkerungszahl. Auf einer Insel der Einfallslosigkeit, Korruption und Unterentwicklung. Wer allerdings beachtet, wie Putin sich im goldenen Kreml-Prunk präsentiert und in der Provinz als halbnackter Tarzan inszeniert, muß auch veranschlagen, daß er es mit einem Psychopathen zu tun hat. Wie lange der entstandene russische Mittelstand diesen neuen bizarren Zaren ertragen wird, bleibt abzuwarten.

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