Donnerstag, 24. April 2014

Neozarismus




Stets golden glänzend im Dienste der Macht – Popen und Putin 

(Bild: Wiki./ www.kremlin.ru )



Max Weber unterscheidet in seiner Herrschaftssoziologie idealtypisch drei Arten:
die legale Herrschaft mit bürokratischem Verwaltungsstab, die traditionale Herrschaft und die charismatische Herrschaft.
Diese Idealtypen mischen sich in der Realität, so war Alexander sowohl makedonischer Thronerbe als auch Charismatiker. 
Charismatiker ohne Traditionswurzeln haben es schwerer, sie können es nur mit ihrer Ausstrahlung an die Herrschaftsspitze bringen, wofür sie aber viele Anhänger brauchen, die sie in einer ‘Bewegung’ oder einer Massenpartei organisieren oder beides. Der Duce, Führer oder Generalsekretär bemüht sich, die Massen in Bewegung zu halten und veranstaltet Märsche, Aufmärsche, Kampagnen, Schauprozesse und Volksabstimmungen, soweit sie seinen Herrschaftszielen dienen. Das totalitäre Programm, das keine individuellen Freiheitsrechte vorsieht, wird vom “großen Führer des Volkes” flexibel gehandhabt, stützt sich auf die Vorzüglichkeit der Eigengruppe, auf eine Mission, auf die Auslöschung der traditionalen Herrscher und oft zusätzlich auf eine Eroberung.
Die italienischen Faschisten haben sich, der rote Stern war schon vergeben, das altrömischen Rutenbündel (“fasces”) als Symbol für Macht und Einigkeit erkoren.

Putin dieser Tage ist ein Emporkömmling, den der Zufall an die Spitze eines labilen Staates gespült hat. Er besitzt weder eine besondere Ausstrahlung, wie ein Kennedy sie besaß, noch eine große Beredsamkeit, wie Hitler oder Castro. Auch traditionale Wurzeln fehlen ihm. Als Mann der Verwaltung, der speziellen Kontrollverwaltung des KGB, kam er für Jelzin in die Wahl, und er baute seine Karriere systematisch in Richtung einer legalen Herrschaft durch Wahlbestätigung mit Verwaltungsstab aus. 
Den Justizapparat gliederte er seiner Verwaltung an und nutzte ihn zu demonstrativen Prozessen gegen jegliche Opposition. 
Die russische Tradition sucht Putin sich nutzbar zu machen durch Schulterschluß mit der Russisch Orthodoxen Kirche und vor allem durch Restaurierung des russischen Nationalismus. 
Auch den Personenkult des Stalinismus greift er auf durch seine halbnackte Darstellerei als Sportler, Angler und Schütze. Im Kreml macht er dagegen Anleihen beim zaristischen Hofzeremoniell. Insgesamt scheint ihm eine neozaristische Herrschaft vorzuschweben mit konstitutionellen Elementen.

Die neu entstandene Mittelschicht in den Städten scheint er aber mit diesem Programm nicht zu überzeugen. Wirtschaftlich und wissenschaftlich ist das riesige Land ein Zwerg geblieben, die Bevölkerung altert. Das über das Internet beobachtbare Kontrastprogramm des wohlhabenden Westens hat Putin offenbar bewogen, seinem Programm den außenpolitischen Konflikt hinzuzufügen. Seine Herrschaft scheint er nur gefestigt zu sehen in einer neuen Dauerkonfrontation mit den USA, wobei er aber versucht, einen Keil zwischen Amerika und Europa zu treiben.











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