Glücklich das Land, das keine Verfassung braucht.
Es muß dann
die Verfassung auch nicht ändern, was immer größere Probleme bereitet. Denn
alles hat seine Zeit. Die Zeit läuft ab, neue Sicht- und Verhaltensweisen
stellen sich ein, ganz andere, unvorhergesehene Schwierigkeiten wollen
gemeistert werden.
England zum Beispiel hat es gut ohne Verfassung geschafft.
In den USA ist die Verfassung so allgemein formuliert, daß sie kein
schmerzendes Korsett abgibt.
In Deutschland ist das etwas
anders. Das Grundgesetz GG war 1949 als Provisorium gedacht und wurde am 20. Mai ohne
Referendum eingeführt. Dabei ist es bis heute geblieben. Vor allem die
Wählerfeindlichkeit schmerzt. Nur den Bundestag darf der Bürger wählen, aber
nur zur Hälfte. Zur anderen Hälfte darf er nur Parteien wählen, die ihre
eigenen Partei-Listen aufstellen. Nach der Wiedervereinigung war eine neue
Verfassung mit Volksabstimmung nötig, doch das Bundestags-Parteienkartell hatte
keine Lust dazu. Ihnen gefällt die Wählerfeindlichkeit des GG. Sie wollen ihr
Süppchen ungestört kochen. Das ist nicht fein.
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