GAME OF THRONES ist jetzt auch im Feuilleton der NZZ angekommen (Macht und Gefühl, 7.2.15). Ich habe weder die Serie gesehen noch die feuilletonistische Betrachtung dazu gelesen. Die Serie bedient offenbar das Bedürfnis, Häuptlingsfiguren mit Sex- und Gewaltgeschichten zu sehen. Möglicherweise ist diese Motivlage auch noch wirksam bei Monarchisten, die es ja immer noch gibt. In Deutschland sind sie sehr selten geworden, in England nicht. Ein Mann an der Spitze entscheidet, da weiß man eben bescheid. Auch die starke Stellung der französischen und amerikanischen Präsidenten verdankt sich dem Muster des Monarchen.
Christopher Clark fragt in seiner Weltkriegsschrift “Die Schlafwandler” auch nach der Rolle der Dynasten in den Entscheidungsprozessen der Regierungen. Sie sieht sehr unterschiedlich aus, selbst in ein und dem gleichen parlamentarischen System. So habe Eduard VII. eine viel aktivere Rolle gespielt als dann sein zurückhaltender Nachfolger Georg III., der sich gern von Außenminister Grey den Weg weisen ließ. Eduard hatte aber die deutschfeindliche Gruppe Hardinge, Crowe, Bertie, Nicolson und Grey wesentlich unterstützt gegen andere Gruppen der englischen Politik.
Auch Wilhelm II. war ein aktiver Monarch, doch war er unstet und konfus und bewirkte wenig. ‚„Es ist merkwürdig“, beobachtete Jules Cambon, der französische Botschafter in Berlin im Mai 1912 in einem Brief an einen hohen Mitarbeiter im französischen Außenministerium, „zu erleben, wie dieser Mann, der in seinen Worten so unvermittelt, so leichtfertig und impulsiv wirkt, in seinen Taten voller Zurückhaltung und Geduld ist.“‘
(Clark, a.a.O., S. 246)
In Berlin wurde er deshalb, auch nicht von seinem engen Vertrauten und Ratgeber Eulenburg, besonders ernst genommen; man „lenkte“ den Kaiser, der immerhin nach der Verfassung eine stärkere Stellung besaß als der englische König.
Insgesamt war die entscheidende Rolle der Monarchen aber überall abgelaufen, wie auch das Treffen Wilhelms II. mit Nikolaus II. 1905 in Björkö im finnischen Meerbusen zeigte. Der unterzeichnete Vertrag zu einer Annäherung zwischen Berlin und Petersburg scheiterte an dem Widerstand der russischen Beamten.
Die Rolle der Monarchen verunklarte die Wahrnehmung und die Entscheidungswege in den Staaten, Intriganten und Höflinge lieferten sich Grabenkämpfe um den Einfluß auf den Monarchen, und niemand wußte genau, welche Gruppe gerade erfolgreich war und es in Zukunft sein würde.
Solche Gruppenkämpfe herrschten auch zwischen den Zivilbeamten und den Militärs, was die Lage noch undurchsichtiger machte.
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