Sie waren Zeitgenossen: Voltaire (1694-1778) und der etwas ältere August Hermann Francke (1663-1727). Dieser der Halle’sche Pietist, jener der skeptischer Aufklärer, der die Novelle “Candide oder der Optimismus” 1759 schrieb. Die Novelle endet mit dem Akzent auf der Arbeit:
Und Pangloß sagte manchmal zu Kandid: »Alle Begebenheiten in dieser besten aller möglichen Welten stehen in nothwendiger Verkettung mit einander, denn: wären Sie nicht wegen Fräulein Kunigundens schöner Augen mit derben Fußtritten aus dem schönsten aller Schlösser gejagt, wären Sie nicht von der Inquisition eingekerkert worden, hätten Sie nicht Amerika zu Fuße durchwandert, dem Freiherrn nicht einen tüchtigen Stoß mit dem Degen versetzt, nicht alle ihre Lama's aus dem guten Lande Eldorado eingebüßt, so würden Sie hier jetzt nicht eingemachte Citronenschale und Pistazien essen.«
»Gut gesagt,« antwortete Kandid, »aber wir müssen unsern Garten bestellen.«
Ob es noch besser hätte gehen können?
Auch Francke betont die Arbeit, allerdings ist die seine die erste Schulstadt, sein Garten sind die Francke’schen Stiftungen. Die Linke bezieht sich mehr auf Voltaire, aber ist sie nicht mehr der Enkel des Pietismus als der Voltaires? Die sozialistische Kibbuzim-Bewegung hat auch ihren Garten bestellt, aber sie ist nur noch Erinnerung. Geblieben ist - nur in Europa und den USA - der Schul- und der Verbesserungsglaube. Ein Irrglaube?
Vgl. https://antjeschrupp.com/2010/11/24/pietismus-und-revolution/
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