Langlebige Tradition
“Die Struktur des osmanischen Reiches scheint ihm (Ahmet Insel, WD) ‘Indizien’ zu bieten, ‘die in die Richtung des sultanistischen Patrimonialismus von Max Weber weisen.’ ‘Diese Ordnung’, fügt er hinzu, ‘ist nicht nur für den osmanischen Staat kennzeichnend. Wir finden sie auch in den islamisch-arabischen und in den aus nomadischen Stammesgesellschaften hervorgegangenen Staaten wieder.’ Insel legt jedoch Wert darauf zu zeigen, daß diese mehr oder weniger ‘patrimonialen’ Strukturen sich nach 1920 in der republikanischen Türkei in modernisierter, verwestlichter Form fortgesetzt haben. Die neuen Machteliten wollten, ganz wie ihre Vorgänger, von oben durch den Staatsapparat, den sie beherrschten, eine Ökonomie und überhaupt ein soziales Leben neuen Typs installieren. Sie fanden jedoch keine Unterstützung in der Gesellschaft und ließen im übrigen keinerlei gesetzlich anerkannten Freiraum für autonome soziale Aktivitäten zu. … daß es in der Türkei eine moderne kapitalistische Entwicklung gab, während man gleichzeitig im Rahmen eines tief vom Patrimonialismus durchdrungenen Systems verharrte.”
Rodinson, Maxime, Islamischer Patrimonialismus - ein Hindernis für die Entwicklung des modernen Kapitalismus?, in: Schluchter, Hg., Max Webers Sicht des Islams, 1987
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