>>Im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, als päpstliche Sendschreiben jedes Jahr zu Hunderten die Kanzlei des Papstes verließen, als zum Laterankonzil des Jahres 1215 mehr als 400 Bischöfe nach Rom kamen, als päpstliche Legaten als Regenten in England herrschten und den Versuch unternahmen, in Livland einen Kirchenstaat zu errichten, und als Vertreter des Papstes sogar Söldnerarmeen gegen den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ins Feld führten - da konnte man durchaus glauben, daß das Papsttum dem vollmundigen Anspruch Gregors VII. gerecht geworden war: “Sie sollen zu spüren bekommen, wie groß die Macht dieses Stuhles ist.”<<
In der Tat formte er das Papstamt zu einer totalitären Bürokratie um, soweit das bei den begrenzten technischen Möglichkeiten der Zeit möglich war. Und bis heute herrscht der römische Monarch absolut. Bis heute herrscht der von Gregor VII. durchgeboxte Priesterzölibat in der katholischen Kirche. Wer kennte einen Bischof mit Bart? Das ebenfalls war ihm ein Anliegen, bartlos soll der Priester sein, auch in Sardinien setzte er das durch wie auch die völlige Einheitlichkeit der Liturgie. Ein Kirchenvolk, ein Kirchenreich, ein Papst war Gregors Panier. Ermöglicht wurde diese Politik durch eine Allianz mit den fränkischen Adelsfamilien im Norden, so John Mundy; ein Normanne - der berüchtigte Robert Guiskard, sein Vasall, - befreite ihn 1084 aus der Engelsburg, wohin er sich vor dem Gegenpapst Clemens III. geflüchtet hatte. Bei der Gelegenheit plünderten die Normannen gleich Rom und brannten es nieder.
Papst Paul V. sprach Gregor VII. 1606 heilig.
*Bartlett, “Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt”, S. 302
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