Alice Ball aus Seattle (1892-1916) leistete in sehr jungen Jahren einen Beitrag zur Behandlung der Lepra
Die Lepra ist in Westeuropa fast verschwunden. Das war noch
im 19. Jahrhundert anders. In Norwegen traten relativ viele Erkrankungen auf.
Aber dort gelang Gerhard Armauer Hansen 1873 die Entdeckung des Erregers:
mycobacterium leprae. Das gelang durch Gewebe-Färbetechnik, die Hansen in Bonn
und Wien studiert hatte. Etwa 1885 fand der Hamburger Hautarzt Eduard Arning
per Experiment heraus, daß die Krankheit übertragbar ist. Die junge
Afro-Amerikanerin Alice Ball wies den Weg zu einer Behandlung mit Auszügen aus
dem Öl des Chaulmoogra-Baumes, bis die effektivere Sulfonamid-Therapie Alfred
Hörleins zur Verfügung stand. Die wurde abgelöst von dem Antibiotikum Dapson
des Robert C. Cochrane, der heute der internationalen Lepra-Gesellschaft
vorsteht.
Die häßliche Infektionskrankheit ist außerhalb Europas immer
noch eine schlimme Geißel, namentlich in Afrika und Indien.
Möglicherweise stammt der Erreger sogar aus Indien, warum
erfolgte nur in Europa und Neu-Europa (USA) die erlösende Erforschung, nicht in
Indien? So wenig wie in den Ahnenkulten Afrikas besitzt der Hinduismus mit
seiner Tierbeseelungsideologie und seinem Wiedergeburtsaberglauben eine
Beziehung zur naturwissenschaftlichen Medizin. Und nur diese hat sich als
erfolgreich erwiesen. Und der Buddhismus nimmt ja aus Prinzip gar nicht erst die Hände aus den Taschen. Hingegen scheint der Unglaube der Aufklärung in Europa
entscheidende Impulse gesetzt zu haben, die Ursachen für Krankheiten in
irdischer, empirisch ermittelbarer Kausalität zu suchen, was dann zur
systematischen Ausbildung naturwissenschaftlicher Medizin ab etwa Mitte des 19.
Jahrhunderts führte. Auch darin ist ein Mosaikstein europäischer Identität zu
sehen, denn der wissenschaftliche Kommunikationsverbund, im Fall der Lepra, erstreckt
sich zwischen Seattle in den USA und Wien, zwischen Norwegen und Deutschland.
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