“Im Übergang von der primitiven Gesellschaft … zur offenen Großgesellschaft, die nicht länger durch gemeinsame konkrete Ziele, sondern nur durch den Gehorsam gegenüber denselben abstrakte Regeln zusammengehalten wird, vollzog sich die große Veränderung, aus der eine Gesellschaftsordnung hervorging, die in zunehmendem Maß für den Menschen unverständlich wurde, und für deren Erhaltung er sich erlernten Regeln unterwerfen mußte, die häufig seinen angeborenen Instinkten zuwiderliefen.”
F.A.v.Hayek, Die Anmaßung von Wissen, Die Disziplin der Freiheit, S. 53
Das war natürlich ein langer, schwieriger geschichtlicher Prozeß, den Hayek hier im Zeitraffer darstellt. Und da die Instinkte die gleichen geblieben sind, weil stammesgeschichtlich vererbt, ist die Disziplin, die Freiheit erfordert, stets in Gefahr, vernachlässigt zu werden, so wie das Bewußtsein für die Kostbarkeit der Freiheit. In weiten Teilen der Welt gibt es nicht einmal einen Begriff für die individuelle Freiheit. Wer ausschert aus dem Kollektiv, wird verprügelt, eingekerkert oder enthauptet. Auch erschossen, wie Hatun Sürücü von ihrer Familie. Im Milieu dieses Glaubens herrscht die entschiedene Lernverweigerung zugunsten uralter, einfacher Verhaltensmuster.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen