Erasmus. Lob der Torheit. Ein zeitloses Thema. Auch wenn die Schrift schon 1508 entstand auf der Reise nach Italien. Sie wurde Teil des europäischen Kanons, ein unschätzbares Erbe des zum Mönch gezwungenen Gelehrten, uneheliches Kind eines Pristers und der verwitweten Arzttochter Margaritha Rogerius. So zeitlos ist diese ironische Schrift, daß man mit Zitaten aus ihr Gegenwärtige bedienen kann, zum Beispiel Silvana Koch-Mehrin, Annette Schavan, Karl-Theo Guttenberg, Franziska Giffey und viele andere mehr, bekannte und unbekannte Damen und Herren. Daß schlechte Literatur und Plagiate damals und heute erfolgreich sind, sagt einiges über das krumme Holz aus, aus dem nach Kant der Mensch geschnitzt ist.
“Da ist doch ein Schriftsteller von meinen Gnaden viel glücklicher in seinem Wahn: er braucht nicht bei der Lampe zu wachen; sobald ihn die Lust ankommt, schmiert er hin, was in die Feder läuft, und wären es nur seine Träume – was kostet's ihn mehr als das Papier? Und dabei weiß er: je kindischere Kindereien er schreibt, desto mehr loben ihn, nämlich alle die Toren und Banausen. Denn jene paar Kenner lesen derlei nicht, und wenn, dann ist es doch keine Sache, ihr Urteil in den Wind zu schlagen; oder was bedeuten die Stimmen der Handvoll Weisen, wo eine so riesige Übermacht sie niederschreit? Eine feinere Nase noch haben die Schlauen, die Fremdes als Eigenes herausgeben und den Ruhm, den ein andrer sich sauer verdient hat, mit ein paar Federstrichen auf ihre Mühle leiten, in der Gewißheit, selbst wenn man sie dereinst des Diebstahls überführt, doch eine Zeitlang sich der Nutznießung zu erfreuen.”
Erasmus von Rotterdam,. Das Lob der Torheit (German Edition) . Projekt Gutenberg-DE. Kindle-Version.
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