Montag, 30. Juni 2008

6418 Dax, Mugabe



Der Reim wäre in diesem Falle sauberer:
Ob Birne hart, ob Birne weich,
Im Fußball ist das völlig gleich.

- "Der Spitzbart muß weg!" (Ulbricht); da hatten Springer & Co. recht.

- - Erzverbrecher schwört mit Bibel in der Hand: " Mugabe zum sechsten Mal als Präsident vereidigt.
Afrikanische Wahlbeobachter: Zimbabwer haben nur aus Angst für ihn gestimmt.
tos. JOHANNESBURG, 29. Juni. Robert Mugabe hat sich am Sonntagabend für eine sechste Amtszeit als Präsident Zimbabwes vereidigen lassen. Die Nationale Wahlkommission hatte ihn zuvor zum Sieger der international scharf kritisierten Stichwahl um das Präsidentenamt am Freitag erklärt. Mugabe war der einzige Kandidat gewesen, nachdem Oppositionsführer Morgan Tsvangirai auf eine Kandidatur verzichtet hatte. Damit hatte Tsvangirai gegen die systematische Gewalt protestiert, die gegen seine Anhänger ausgeübt wurde. Die Wahlkommission teilte mit, der 84 Jahre alte Mugabe habe in allen zehn Provinzen des Landes eine "überwältigende Mehrheit" und insgesamt 85,5 Prozent der Stimmen bekommen. Tsvangirai nannte Mugabes Vereidigung "bedeutungslos" und eine "Selbsttäuschung". Die Eile des Präsidenten bei der Vereidigung dürfte damit zusammenhängen, dass er als bereits im Amt bestätigter Staatschef zu dem Treffen der Staatschefs der Afrikanischen Union (AU) reisen wollte, das an diesem Montag in Ägypten beginnt. ... "

Benn, KANN KEINE TRAUER SEIN

KANN KEINE TRAUER SEIN
Gottfried Benn
In jenem kleinen Bett, fast Kinderbett, starb die Droste
(zu sehen in ihrem Museum in Meersburg),
auf diesem Sofa Hölderlin im Turm bei einem Schreiner,
Rilke, George wohl in Schweizer Hospitalbetten,
in Weimar lagen die großen schwarzen Augen
Nietzsches auf einem weißen Kissen
bis zum letzten Blick -
alles Gerümpel jetzt oder gar nicht mehr vorhanden,
unbestimmbar, wesenlos
im schmerzlos - ewigen Zerfall.
Wir tragen in uns Keime aller Götter,
das Gen des Todes und das Gen der Lust -
wer trennte sie: die Worte und die Dinge,
wer mischte sie: die Qualen und die Statt,
auf der sie enden, Holz mit Tränenbächen,
für kurze Stunden ein erbärmlich Heim.
Kann keine Trauer sein. Zu fern, zu weit,
zu unberührbar Bett und Tränen,
kein Nein, kein Ja,
Geburt und Körperschmerz und Glauben
ein Wallen, namenlos, ein Huschen,
ein Überirdisches, im Schlaf sich regend,
bewegte Bett und Tränen-
schlafe ein!

Donnerstag, 26. Juni 2008

Was gut sich gibt, ist längst nicht gut, Konservatismus

10° s

- Doch weil schon Ablaßhandelspriester
Von Ängsten gründlich profitierten
Sind wir vorsorglich auf der Hut:
Was gut sich gibt, ist längst nicht gut.

- 01.12.07 Das allmähliche Verschwinden des deutschen Konservatismus. Nach zwei Jahren großer Koalition ist die CDU eine recht sozialdemokratische Partei.
Berlin, 30. November/Rechts und links lassen sich heute in Deutschland nicht immer auseinanderhalten. Während bei den Grünen selbst ein linker Landesverband wie Berlin die Idee eines Grundeinkommens aus Steuermitteln als zu kostspielig verwirft, fordert der CDU-Politiker Dieter Althaus genau dies. Der thüringische Ministerpräsident ..." NZZ

- Das Bild der Wirtschaft in deutschen Schulbüchern BRAUNSCHWEIG, 22. Juni. Werden deutsche Schüler geprägt von Schulbüchern, die freies Unternehmertum, Risikobereitschaft und Wettbewerb verdammen? Zwei Untersuchungen seit Jahresbeginn deuten darauf hin. weiter
F.A.Z.22. Juni 2008

- "Wenn man man freundlich zu ihnen ist, werden sie gleich doppelt so mutig, kommen sie nicht anders an Nahrung, wenden sie Gewalt an ..." Sazuze über Wildschweine

- "Unausrottbar. Nicht nur Zeitungen, sondern auch Fachzeitschriften warten gern mit Neuigkeiten auf. Wenn daher, wie in der vergangenen Woche geschehen, das Wissenschaftsjournal "Nature" berichtet, wissenschaftliches Fehlverhalten komme viel häufiger vor als vermutet, darf man einen gewissen Neuigkeitswert veranschlagen. In der Tat werden aufregende Ergebnisse vorgestellt. Sie beruhen auf einer Umfrage unter rund zweitausend Wissenschaftlern in den Vereinigten Staaten. Neun Prozent der Befragten gaben an, Zeugen wissenschaftlichen Fehlverhaltens geworden zu sein. Beispiele dafür sind das Schönen von Ergebnissen, etwa durch Wegretuschieren unliebsamer Bande auf Chromatogrammen, und das Vervielfältigen von Daten durch unterschiedliche Beschriftung. Viele Schlampereien, Schummeleien und Betrügereien werden offenbar vertuscht. Insgesamt fällt ein tiefschwarzer Schatten auf die glänzende Forschungslandschaft, und es wäre naiv zu glauben, in anderen Ländern gehe es ehrlicher zu. So weit die Botschaft - aber was ist an ihr neu? Im Grunde nichts, und gerade das ist die Nachricht. "Wissenschaftler betrügen häufiger als vermutet" hieß ein Artikel, der vor vierzehn Jahren hier auf Natur und Wissenschaft erschienen ist. Die Selbstreinigungskräfte konnten anscheinend nicht genügend mobilisiert werden. Somit verflüchtigt sich zusehends jene Aura der absoluten Seriosität, in die sich viele Wissenschaftler allzu gern hüllen. Ihr Ethos wird immer öfter als Mythos empfunden. Trotzdem muss man den Leiter des Biologiepraktikums nicht gleich ächten, weil er seinen erschöpften Studenten nach Stunden des Experimentierens empfiehlt, einen absurden Messwert zu verwerfen. Er legt zwar so den Keim für kleine Laborgaunereien, aber wo Menschen agieren, ist wenig Platz für übermenschliche Tugenden. Fehlverhalten ist unausrottbar, auch in der Wissenschaft. Nur überhandnehmen darf es nicht. R.W.
Text: F.A.Z., 25.06.2008, Nr. 146 / Seite N1

- "Maxdata. Ein Computerhändler erliegt dem Wettbewerb. Einst einer der größten PC-Hersteller Deutschlands, hat Maxdata am Mittwoch Insolvenzantrag gestellt. Für viele Beobachter kommt dies nicht überraschend, litt das Unternehmen doch schon seit langer Zeit unter schrumpfenden Umsätzen und schrieb rote Zahlen. ..." 25.6.

- Kein Fußballer: Karl Landsteiner (* 14. Juni 1868 in Baden bei Wien; † 26. Juni 1943 in New York) war ein österreichischer Pathologe und Serologe, der 1901 das AB0-System der Blutgruppen entdeckte, wofür er erst 1930 den Nobelpreis für Medizin erhielt. 1921 führten ihn weitere Arbeiten zur Prägung des Begriffs Hapten; 1940 entdeckte er außerdem mit Alexander Solomon Wiener den Rhesusfaktor. (Wiki.)

Mittwoch, 25. Juni 2008

Familie, Japan, FARM DER TIERE

- "Kinderland abgebrannt
Michael Winterhoff stellt der Familie eine düstere Zukunftsprognose aus
... Die Kinder des einundzwanzigsten Jahrhunderts sind demnach narzisstisch gestört, nicht mehr lern- und leistungsbereit und agierten rein lustorientiert. Über die Ansätze dieser alten Zöpfe lässt sich natürlich immer trefflich streiten. Die Erziehungswissenschaft tut dies seit jeher, und verlässlich ist dabei allein der Wandel: von der autoritären zur antiautoritären Erziehung, vom Frontalunterricht zur Gruppenarbeit, vom Zwang hin zur Freiheit. Auf die Ächtung der Erziehung folgt dann wieder der Ruf nach Ordnung, eben das Lob der Disziplin.

Jetzt ist es also Michael Winterhoff, der es mit seinen Überlegungen, warum sich unsere Kinder zu "Monstern" entwickeln, "vor denen wir im Alltag immer häufiger mit einer großen Fassungslosigkeit stehen", in die Bestsellerlisten geschafft hat. Winterhoff sieht Deutschland im "Höllenritt" auf eine Katastrophe zusteuern. Mit Übertreibungen solcher Art will der Autor offenbar Aufmerksamkeit erregen, doch lenkt er damit vor allem von einigen seiner durchaus bedenkenswerten Thesen ab.
Tatsächlich verzeichnet die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung seit ein paarJahren einen Anstieg der Anfragen, dreißig Prozent aller Kinder und Jugendlichen befinden sich heute in Behandlung von Ergotherapeuten, Logopäden und Psychotherapeuten, und ein Viertel aller Schulabgänger hat Schwierigkeiten während der Ausbildung. Anders als früher, so Winterhoffs Resümee nach dreißig Jahren psychiatrischer Praxiserfahrung, könnten viele Kinder heute nicht mehr richtig sprechen, sich nicht mehr konzentrieren, seien motorisch unterentwickelt und unfähig zu Freundschaft: "Jeder Zugang zu ihnen scheint unmöglich geworden zu sein, sie terrorisieren ihre Umwelt mit einem inakzeptablen Verhalten und sind gegen Steuerungsversuche von außen absolut immun." Ihr Sozial- und Leistungsverhalten sei viel schlechter als das vergleichbarer Altersgruppen vor fünfzehn Jahren. Und während die Öffentlichkeit verhaltensauffällige Kinder allzu oft in verwahrlosten Verhältnissen verortet, begegnet Winterhoff in seiner Sprechstunde immer häufiger Kindern aus sogenannten intakten Familien, deren Eltern sich besonders liebevoll um den Nachwuchs bemühen.

Gerade darin liegt für den Autor ein großes Problem, das er auf dem Feld der Tiefenpsychologie und der Psychiatrie diskutiert: Nicht die Kinder sind demnach krank und müssen therapiert werden; vielmehr sind es die Eltern, deren beziehungsgestörtes Verhalten dazu führe, dass Kinder oftmals psychisch unterentwickelt sind. "Die heutige Misere ist deshalb keine Bildungsmisere, sondern eine Beziehungsmisere", glaubt der Kinderarzt. Weil Kinder heute nicht mehr geführt, in ihrem Verhalten gespiegelt und also geschützt, sondern durch Kumpelei der Erwachsenen um ihre Entwicklung gebracht würden: Eltern machten sich Kinder als kleine Erwachsene ebenbürtig und überforderten sie damit restlos. Eltern verwechselten Geborgenheit mit Grenzenlosigkeit und wollten in einer Gesellschaft, die Bedürfnisse nach Anerkennung und Ordnung kaum erfüllt, die innere Leere mit der Liebe ihrer Kinder kompensieren. Dass die Kinder zum Partner erhoben werden und als Zuwendungslieferant herhalten müssen, stellt für Winterhoff einen emotionalen Missbrauch an Kindern dar auf den Stufen der Partnerschaft, Projektion und Symbiose. Er fordert, Kinder wieder als Kinder wahrzunehmen, was freilich schon Rousseau nicht anders empfahl.

Dass der Autor die gesellschaftliche Fehlentwicklung unserer Tage mit den Erziehungskonzepten der siebziger und achtziger Jahre begründet, die ihre Hauptaufgabe im Schleifen des Autoritätsbegiffs sahen, verwundert nicht. Er propagiert ein Erziehen im Sinne von Leiten und Führen, weil er es für die Psyche der Kinder als hochproblematisch ansieht, ihnen nahezu unbegrenzte Selbstverwirklichung zuzugestehen. Das aber tun ihm zufolge heute alle, die die kindliche Entwicklung beeinflussen können, neben Eltern also auch Erzieher, Lehrer, Großeltern und Therapeuten. Mit ihrer Wellness-Pädagogik - Liebe statt Grenzen, Argumente statt Vorschriften - brächten sie die unglücklichen kleinen Despoten erst hervor: Die Kindergärten praktizierten statt Regeln und verlässlichen Strukturen offene Konzepte, die Grundschulen freien Unterrichtsbeginn und selbständiges Lernen. Was eigentlich dazu gedacht sei, den Kindern den Druck zu nehmen, führe in Wahrheit zu Überforderung, "weil die Kinder keinerlei Orientierung im schulischen Alltag geboten bekommen".

Winterhoff gilt der Harmoniedrang als eines der Hauptprobleme moderner Erziehung. Und in einem scheinen die Pädagogen sich einig: Der Wandel der Beziehungen und des Familienlebens, das Schwinden traditioneller Werte sowie Fernsehen und Internet haben Erziehung schwieriger und anstrengender gemacht. Auf die Veränderungen der modernen Kindheit hat die Erziehungswissenschaft bislang kaum Antworten gefunden.

Kinderland ist also abgebrannt? Michael Winterhoffs Pamphlet, angereichert mit bestürzenden Fallbeispielen und Szenen aus dem Kinderalltag, scheint keinen anderen Schluss zuzulassen. Dennoch möchte man dem Autor entgegenhalten, dass Eltern besser sind als ihr Ruf. Die allermeisten nehmen das Projekt Erziehung sicherlich ernst und nähern sich diesem mit Menschenverstand und Intuition, wissend um das hierarchische Generationsverhältnis. Ein gewisser Grad an Verunsicherung lässt sich wohl nicht leugnen. Viele Eltern, bombardiert von Expertenratschlägen, wissen oft eher, was sie nicht wollen: Weder die autoritäre Strenge ihrer Großeltern noch die nachfolgenden Konzepte, als Eltern sich von ihren Kindern Stefan und Ulrike nennen ließen.

Eltern sind nie perfekt. Jede Familie ist eine Welt für sich, in der gesamtgesellschaftliche Thesen oft nicht greifen. Deshalb führt es auch nicht sonderlich weit, den "Erziehungsnotstand" allein den Siebzigern und Achtzigern in die Schuhe zu schieben, wie der Autor es tut. Es hat sich schließlich gezeigt, dass aus den Kinderladen-Kindern keineswegs nur Schulversager hervorgegangen sind, sondern ebenso wissbegierige, tolerante und kommunikative Menschen wie zuvor - und sei es aus Protest gegen die Eltern. Sandra Kegel
Michael Winterhoff: "Warum unsere Kinder Tyrannen werden". Oder: Die Abschaffung der Kindheit. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008.
191 S., geb., 17,95 [Euro]. Text: F.A.Z., 20.06.2008, Nr. 142 / Seite 43

- Sandra Kegel sollte einmal eine längere Studienreise nach Japan unternehmen, um zum Beispiel im Vergleich herauszufinden, wie ungepflegt, wie faul, wie unverschämt, wie undiszipliniert und wie ungebildet größere Teile der deutschen Jugend sind. : " Japan - Klassenziel Baseball-Olymp.
Baseball ist für Japans Jugend zum Kult geworden. Dieser Sport bietet ihnen die Gelegenheit, eherne japanische Tugenden wie hartes Arbeiten, Hingabe, Aufopferung, Selbstlosigkeit und sportliche Fairness unter Beweis zu stellen. Jährlich findet im Koshien-Stadion von Osaka ein landesweit beachtetes Baseball-Turnier statt, an dem nahezu 4.000 Schulmannschaften teilnehmen.
Die 49 besten tragen letztendlich die nationale Meisterschaft untereinander aus. Es geht dabei um nicht weniger als das Erreichen des Finales, eine Art Baseball-Olymp, die den Teilnehmern außer Ruhm und Ehre für ihre Equipe nicht zuletzt auch eine der begehrten Profi-Angebote einzubringen verspricht. Für viele tausend japanische Teenager, ihre Familien und Lehrer sowie für Millionen Zuschauer ist Baseball japanische Tugend in Reinkultur." (Usa, 2006,) ARTE F Regie: Kenneth Eng

- George Orwell (1903-50), beinahe hätte er keine Gelegenheit mehr gefunden, seine großartige FARM DER TIERE zu schreiben: "... Spanienkrieg.
1937 nimmt Orwell auf Seiten der (als trotzkistisch geltenden) POUM (Partido Obrero de Unificacion Marxista, Arbeiterpartei der Marxistischen Einheit) am spanischen Bürgerkrieg teil und wird dabei schwer verwundet (Halsdurchschuss). Der Verfolgung durch moskautreue Kommunisten entzieht er sich, indem er Spanien wenig später verlässt. Viele seiner ehemaligen Kameraden wurden eingesperrt und vermutlich nie wieder in die Freiheit entlassen. Das Buch Mein Katalonien (engl.: Homage to Catalonia) ist ein Erfahrungsbericht und eine Analyse des spanischen Bürgerkriegs, des damaligen politischen Geschehens und der Rolle der Medien. ..." (Wiki.)

Dienstag, 24. Juni 2008

Naimi

Der Gastgeber von Dschidda
Ali al Naimi ist der wichtigste Ölminister in der Geschichte Saudi-Arabiens

Für die Energiewirtschaft ist der kleine drahtige Mann das, was der Vorsitzende der amerikanischen Notenbank für die Finanzmärkte ist: Das Wort von jedem der beiden hat mehr Gewicht als das von allen anderen Wirtschaftslenkern. Ali al Naimi ist sich dieser großen Verantwortung bewusst, und aufgrund seines Umgangs mit dieser Last wurde er zum wichtigsten saudischen Ölminister überhaupt. Die Legende Zaki Yamani ist neben dem Talent Naimis längst verblasst. Bei jedem Wort muss er die Reaktionen von Tokio bis New York antizipieren, und er weiß, was er zu sagen hat, damit sich die Märkte so verhalten, wie er es sich wünscht.

Als er 1995 Ölminister wurde, war die Opec von fiebrigen Krisen geschüttelt. Keiner der Mitglieder des Kartells hielt sich an die Förderquoten, Politik war den Mitgliedsstaaten wichtiger als Sachkenntnis. Da machte Naimi sein Gesellenstück. Er disziplinierte die Opec und schloss kategorisch aus, Öl je wieder als Waffe einzusetzen. Dann purzelte nach der Asienkrise der Ölpreis unter 10 Dollar. Naimi schuf bei Verbrauchern wie Produzenten nun die Einsicht, dass ein Ölpreis zwischen 22 und 28 Dollar allen nutze. Viele Jahre gelang ihm die Stabilisierung innerhalb dieses Preisbands, beispielsweise mit Hilfe des von ihm eingefädelten Dialogs zwischen Verbrauchern und Produzenten. Stabilisierung des Markts lautet bis heute sein Ceterum censeo, und bei jeder Krise gab er bekannt, dass Saudi-Arabien seine Ölförderung zur Stabilisierung des Ölpreises ausweite.

Nun erwartet die Welt von ihm weit mehr als ein Meisterstück: eine Senkung des Ölpreises auf ein Niveau, das der Weltwirtschaft nicht schadet. Das kann auch er nicht leisten. Bei der Konferenz von Dschidda aber wollte er Optimismus verbreiten. Eher enttäuscht hatten die Teilnehmer auf die Rede von König Abdullah reagiert, der sich nicht auf Zahlen festlegen lassen wollte. Der Psychologe Naimi griff ein und lieferte Zahlen. Saudi-Arabien baue seine Förderkapazitäten bis Anfang 2010 mit Investitionen in fünf Ölfelder um 2,5 Millionen Fass am Tag aus, verkündete er. Da bis zu jenem Termin die Produktion in einigen Feldern aber nachlassen wird, steigt die Förderkapazität nur von 11,3 Millionen auf 12,5 Millionen Barrel. Aktuell produziert die Aramco 9,5 Millionen Barrel. Als Ölminister ist Naimi auch ihr Vorstandvorsitzender.

Wer ihm begegnet, der legt Dünkel ab. Naimi wurde 1935, als noch kein Öl sprudelte, im Osten Saudi-Arabiens als Sohn einer einfachen schiitischen Hirtenfamilie geboren. Arbeit fand der Hirtensohn bei der neu gegründeten "Arabian American Oil Company" (Aramco), die erst amerikanischen Ölmultis gehörte und später nationalisiert wurde. Naimi verdiente mit zwölf Jahren als Laufbursche sein erstes Geld und servierte den Managern mit dem texanischen Akzent Tee und Kaffee. Rasch lernte er Englisch und begriff die Gesetze des Ölgeschäfts. Aramco schickte den cleveren Jungen zum Studium erst nach Beirut, dann nach Pennsylvania und schließlich an die Eliteuniversität Stanford, wo er Geologie studierte. Zurück bei Aramco, erschloss er von 1963 an Ölfelder, aus denen noch heute Erdöl sprudelt.

Naimi war einer der am besten ausgebildeten Saudis seiner Generation. Er stieg auf, wurde 1984 erst Präsident von Aramco und 1988 ihr Vorstandsvorsitzender, sieben Jahre später Ölminister. Immer wieder hieß es, als das dienstältestes Kabinettsmitglied, das nicht zur königlichen Familie gehört, solle er ausgetauscht werden. Einen Besseren als ihn hat Saudi-Arabien aber nicht. In einer unruhigen Region ist Naimi der stabile Anker geworden. Stets lächelt er freundlich zu dem, was er sagt. Noch bevor der nur 1,58 Meter große, aber drahtige Naimi tagsüber und bei den Verhandlungen nachts zum Energiepolitiker und Diplomaten wird, absolviert er trotz seiner 73 Jahre jeden Morgen seinen Jogginglauf. Einsam ist der umworbene und genau beobachtete Hirtensohn auch in diesen frühen Morgenstunden nie.

RAINER HERMANN
Text: F.A.Z., 24.06.2008, Nr. 145 / Seite 18

Zimbabwe, Berlin-Blockade, Arbeitsklima, La Bruyère


13°-24°, s; die Kirschen sind reif, auf der Terrasse liegen viele, sauber abgenagte Kerne: das revierbesitzende Amselhähnchen holt sich die Kirschen, fliegt zum Giebel und nagt dort das Fruchtfleisch ab ohne jeden Rückstand. Mehr Schwalben dieses Jahr trotz kalten Frühjahrs.

- "UN-Sicherheitsrat verurteilt Gewalt in Zimbabwe. ... Die 15 im UN-Sicherheitsrat vertretenen Staaten verabschiedeten die Erklärung erst nach stundenlangem harten Ringen. ... ". Südafrika, Rotchina und Rußland verhinderten einen Entwurf, in dem Mugabe als Verantwortlicher benannt wurde. Tsvangirai sucht Schutz in niederländischer Botschaft.

- Übrigens: Kambrischen Explosion retour: 99% ( 9 9 % ! ) aller Arten starben aus. (arte Evolution 4/05)

- Lange Verwandtschaft: Die Übertragung des Mausaugengens auf Fruchtfliegen läßt dort Fruchtfliegenaugen entstehen (Walter Gehring, Zürich/Basel)

- 24. Juni 1948 Beginn der Berlin-Blockade durch Stalin

- Prima: " Arbeitsklima: Frei, reich, zufrieden . Die Deutschen fühlen sich an ihren Arbeitsplätzen wohl: Der in einer repräsentativen Umfrage vom Unternehmen Job AG und TNS Emnid ermittelte ... " 21.6.

- " ... Man begegnet dem Wesen Mensch in zwei Geschlechterabteilungen und drei Ständen, aber in unzähligen Ausformungen der Eitelkeit. Denn was bei den Vögeln Brutinstinkt, Balzgehabe und Futterneid ist, das findet sich beim Menschen in der gleichen, wenn auch «höher» entwickelten Form von Eifersucht, Eitelkeit und Gier. Zudem: Die jeweilige Ausformung dieser drei Grundelemente kann je nach Aufenthaltsort, sozialem Stand und Alter der Probanden variieren. Und dass die Grossen am meisten gefährdet sind, im Kleinen steckenzubleiben, gehört zur paradoxen Chemie dieses homo vanus vanus, dem erst Carl von Linné – und noch dazu aus rein taxonomischen Gründen – 1753 den Ehrentitel sapiens sapiens verleihen wird. ... " Die unverbesserlichen Menschen, La Bruyères «Caractères» – ein immer aktuelles Brevier 21. Juni 2008, Neue Zürcher Zeitung

- 21.06.08 " In der Marktwirtschaft ist Ungleichheit nicht unsozial. Allenthalben wird in Deutschland in diesen Wochen mit Symposien und Festakten der Geburtsstunde der Sozialen Marktwirtschaft gedacht. Gemeint ist damit der 20. Juni 1948, als die Währungsreform den Deutschen in den Besatzungszonen der Westalliierten nicht nur die Einführung der D-Mark brachte, sondern - was vergessen geht oder verdrängt ... " NZZ Neue Zürcher Zeitung

- "Die legal ausgeplünderte Minderheit
Zum Leitartikel "In Lafontaines Zauberwelt" (F.A.Z. vom 13. Juni) drängt sich natürlich die Frage auf, wie begegnen die übrigen Parteien diesem ..." 21.6.08 FAZ

Montag, 23. Juni 2008

Herzog fordert geringere Steuern

Altbundespräsident Herzog fordert geringere Steuern
Vor 60 Jahren wurde in Deutschland die Soziale Marktwirtschaft eingeführt. Gelegenheit für Politiker, Wissenschaftler und Unternehmer, auf einer Tagung an der Universität in Jena viel Lob zu äußern - aber auch Sorge über ihre Ausgestaltung in der Zukunft.

ppl. JENA, 22. Juni. Altbundespräsident Roman Herzog hat zu einer Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft aufgerufen. "Soziale Marktwirtschaft ist etwas anderes als Sozialstaat", sagte er in seiner Rede zu einem Festakt am Freitagabend anlässlich des 60. Jahrestages der Wirtschafts- und Währungsreform von 1948. Herzog kritisierte, dass der Staat durch zu hohe Abzüge es vielen Menschen erschwere, ein ausreichendes Nettoeinkommen zu erzielen. "Ich bin für Steuererleichterungen gerade für die unteren Einkommensschichten", sagte er.

Weiter mahnte Herzog, es müsse ein Konsens gefunden werden, wie hoch die Staatsquote sein dürfe. Er selbst nannte eine Staatsquote von gut 40 Prozent als mögliches Ziel. Sämtliche Staatsausgaben müssten auf Einsparpotentiale durchforstet werden. Zugleich warnte Herzog vor einer "reinen Marktwirtschaft". "Die Debatte um eine Rückkehr zur Marktwirtschaft ohne sozialen Ausgleich ist nicht nur gefährlich, sondern auch töricht." Allerdings sei man von einer reinen Marktwirtschaft weit entfernt. Er verstehe es nicht, wie man angesichts der vielen Sozialleistungen von einer "kaltherzigen Gesellschaft" sprechen könne.

In den Reden zum Festakt und auf einem vorangegangenen Symposion von mehreren hundert Wissenschaftlern und Unternehmern klang viel Lob und Stolz über die Erfolge der Sozialen Marktwirtschaft an. Vielfach wurde aber auch die Sorge geäußert, dass sich die deutsche Wirtschaftsordnung vom ursprünglichen Konzept des ehemaligen Wirtschaftsministers und Bundeskanzlers Ludwig Erhard (CDU) über die Jahre zu weit entfernt habe. Man brauche eine "klare Absage an einen Versorgungsstaat", sagte der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU). Bei der großen Rentenreform von 1957 wäre es besser gewesen, bei der Kapitaldeckung zu bleiben, statt auf das Umlageprinzip umzustellen. Der Sozialstaat müsse zwar existentielle Not verhindern, es müsse aber eine Rückverlagerung von Verantwortung auf die unteren Ebenen wie die Familie und die Gemeinden geben, forderte Althaus. Als wichtigste Aufgabe nannte er verstärkte Anstrengungen für die Bildung.

Auch der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, erteilte einem Versorgungsstaat eine Absage. Die Grundprinzipien der katholischen Soziallehre von Personalität, Solidarität und Subsidiarität sprächen gegen einen alimentierenden Staat. Die Soziale Marktwirtschaft, die den Menschen Raum zur wirtschaftlichen Entfaltung lasse, sei die richtige Ordnung auch nach Ansicht der Kirche.

Der Präsident des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, Thomas Straubhaar, lobte die "unvorstellbaren Erfolge nach der Wiedervereinigung", die einzigartig seien in der Menschheitsgeschichte. Trotz mancher wirtschaftspolitischer Fehler habe es ein "Wirtschaftswunder 2.0" gegeben. Deutschland, sagte der Schweizer Straubhaar, sei ein "normales", selbstbewusstes Land geworden. Zugleich gebe es aber auch viel Verunsicherung über die Folgen der Globalisierung, und noch immer wirke die Teilung in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht nach. Für die Zukunft sagte Straubhaar einen beschleunigten Strukturwandel des Landes voraus. Die Gesellschaft werde in zwanzig Jahren von stärkeren Unterschieden zwischen Alt und Jung, Gesunden und Kranken, Reichen und Armen sowie Ausländern und Deutschen geprägt sein. Man werde lernen müssen, mit dieser Vielfalt zu leben, sagte Straubhaar, der ein "Ende der Konsensgesellschaft" prophezeite. Der Staat solle nicht helfen, existierende Besitzstände zu sichern, sondern die Veränderung aktiv fördern. Wichtig sei es, eine "durchlässige Gesellschaft" zu haben sowie mehr Teilhabe durch größere Bildungs- und Aufstiegschancen. Den Schlüssel zur Lösung der Integrationsprobleme sieht Straubhaar in einem funktionsfähigen Arbeitsmarkt."

Mehr zum Thema im Internet auf unseren Seiten www.faz.net/Darchinger
Text: F.A.Z., 23.06.2008, Nr. 144 / Seite 14

5-Bücher-Kanon, Mandeville, Franz Boas

mo 13°, sonnig; wer auf dem Land wohnt, muß vieles entbehren; der wunderbare Gang zum Waldrand entschädigt für vieles. 6. Zecke.
1,5521

- 23. Juni 1988 Deutscher Aktien Index (DAX) wird vorgestellt: Da sagt doch Kostolany im Zz der Telekom eine große Zukunft voraus - einem halben Staatsunternehmen! Wo hatte er seine Ordnungsvorstellungen?

- Hart: " Ohne Handy in den Hörsaal.
Ausschlafen ist nicht verpönt, Weltfremdheit weitgehend akzeptiert, die Vorlesungen fangen bezeichnenderweise nicht zur vollen Stunde an. Manieren spielen an der Uni auf den ersten Blick keine Rolle. Auf den zweiten aber schon. ...
Zumindest bisweilen kommt es Herfried Münkler so vor, als seien Manieren kein Thema mehr. Der Professor für Theorie der Politik an der Humboldt-Universität in Berlin kritisiert besonders die "konsumptive Grundhaltung" vieler Studenten. "Es ist aus dem Blick geraten, gemeinsam an etwas zu arbeiten", sagt er. Manche Studenten betrachteten Lehrveranstaltungen stattdessen unter dem Motto der Nutzenmaximierung: Solange es interessant sei, bleibe man. Schwinde das Interesse, verlasse man eben den Raum.
Eine Unart, findet Münkler. Genauso wie das unaufhörliche Trinken von Selters, Volvic und Konsorten. Selbst mitten in ihrem eigenen Redebeitrag setzten manche die Flasche an den Hals. Das lenke nicht nur vom Gespräch ab. Es habe auch die Folge, dass die Studenten regelmäßig austreten müssten. In einer Vorlesung mit 200 Zuhörern sei das fatal. Die Stühle knarrten, lautstarkes Durchdrängeln durch die langen Reihen folge. "Die gesamte Aufmerksamkeitsstruktur bricht dann zusammen. ..." 21.6.

- "21.06.08 Die unverbesserlichen Menschen. Von Bernard Mandeville, dem englischen Sozialphilosophen des frühen 18. Jahrhunderts, gibt es ein Wort, das, ohne Moos anzusetzen, durch die Zeiten gelangt ist: «Der Mensch ist ein Wesen, das die Füsse im Sumpf und den Kopf in den Wolken hat.» Das tönt nicht schmeichelhaft. Doch manch einer, der sich darauf spezialisiert hätte, die Sonderbarkeiten des Wesens ... " NZZ Neue Zürcher Zeitung

- Vom Unsinn in der Wissenschaft: Franz Boas, Kulturelle Determination: " ... Er untersuchte etwa dreizehntausend Schädel von Einwanderern, die noch in Europa geboren waren, und verglich sie mit den Schädelmaßen ihrer Kinder, die bereits in den USA geboren waren. Sein Befund: Die Schädelform, der physische Typus ethnisch homogener Gruppen ändere sich mit der Aufenthaltsdauer in den USA. "F.A.Z., 18.06.2008, Nr. 140 / Seite N3


5-Bücher-Kanon: 1. Epikur, Fragmente, Brief an Menoikeus, Brief an Herodotos. 2. Seneca, Von der Kürze des Lebens. 3. Montaigne, Essais. 4. Goethe, Faust I u. II . 5. Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit.

Sonntag, 22. Juni 2008

Verbrennungsmotor, Hausunterricht, Harare

17°-27°, schwül ; Hz.öl D 0,97 € ; Dax 30 6578 ; Dow 11.842 ; WTI 133,45
Die Amseln und auch andere Reviervögel müssen sich zwar vom Gewitterdonner übertönen lassen, gleichwohl singen sie unbeeindruckt von schmetterndem Donner.

- Vom Wert des Fußballs: "Daimler gibt fußballfrei. Frankfurt. Daimler-Chef Dieter Zetsche gibt seiner Belegschaft für das Halbfinale der Europameisterschaft fußballfrei. Alle Mitarbeiter in den deutschen Werken sollen auf Wunsch des Betriebsrats das Spiel Deutschland gegen die Türkei verfolgen können. ..." F.A.S.21. Juni 2008 // In den NL steigt die Zahl der Krankmeldungen bei Spielen der Nationalmannschaft um bis zu 20%. (Focus 25/08)

- " Im Gespräch: Dieter Zetsche, der Daimler-Vorstandsvorsitzende. ... FRAGE: Das Ende des Verbrennungsmotors ist also nah? ANTWORT: Ich bin mir sicher, dass es den Verbrennungsmotor noch 20, vielleicht 30 Jahre geben wird. ..." 21.6. FAZ

- Von Mandela und Mbeki hört man nichts: " 21. Juni 2008, Neue Zürcher Zeitung,
Furcht und Gier in Harare In der simbabwischen Machtelite haben seit der Niederlage des Staatschefs Mugabe in der ersten Runde der Präsidentenwahl die kompromisslosen, auf unbedingte Machtbewahrung ausgerichteten Kräfte die Oberhand gewonnen. Das deutlichste Anzeichen dafür ist die Operation Makavhoterapapi («Wem gabst du deine Stimme?»), die vom Regime lancierte Terrorkampagne, die auf die Zerschlagung der Oppositionspartei Movement for Democratic Change (MDC) und auf die Bestrafung jener Wähler abzielt, die bei der Präsidentenwahl von Ende März dem Oppositionsführer Tsvangirai ihre Stimme gegeben hatten. ... "

- " 21. Juni 2008, Neue Zürcher Zeitung
Glaubenskrieg um Kaliforniens Hausunterricht. Informelles Lernen wird in den USA immer populärer
Wie viel strukturierten Schulunterricht braucht der Mensch? Welche Unterrichtsform vermag Heranwachsende optimal zu bilden? Diese Fragen stehen im Zentrum einer bildungspolitischen Debatte, die sich jüngst in Kalifornien am Thema Hausunterricht entzündete. ... Die Verfügung, künftig dürften in Kalifornien nur noch Eltern mit einer staatlich akkreditierten Lehrbefähigung ihrem Nachwuchs selber Unterricht erteilen, schlug in den Haushaltungen der rund 200 000 Kinder, die in Kalifornien zu Hause unterrichtet werden, wie eine Bombe ein. ... Heranwachsende ohne ständige Fremdbestimmung würden zu intrinsisch motivierten Lernenden, sagen deren Eltern. Eliteuniversitäten wie Stanford und Brown, die in den letzten Jahren vermehrt Jugendliche aus dem «home schooling» in ihre Programme aufgenommen haben, bestätigen diese Beobachtung. Dem Hausunterricht entwachsene Schüler seien selbständig, neugierig und weniger ausgebrannt als die Absolventen herkömmlicher Bildungsanstalten. Als vor einigen Jahren in den USA der 18-jährige Christopher Paolini mit seinem Fantasy-Roman «Eragon» die Bestsellerlisten stürmte, wollte alle Welt wissen, ob er in seiner Schule Klassenprimus gewesen sei. Er wisse nicht, was das sei, sagte Paolini. Aber für seine Eltern, die ihn zu Hause in Montana unterrichtet hätten, sei er immer der beste Schüler gewesen."
LB dazu: " Stefan Metzeler (21. Juni 2008, Ende der Propaganda
Die staatlichen Schulen sind ja schon lange eine Bastion der linken Brüder geworden, wo sie versuchen, ihre Propaganda intensiv zu verbreiten. Das haben sie auch ganz gut geschafft - linkes Gedankengut ist inzwischen so weit verbreitet, dass es oft gar nicht mehr als solches erkannt wird.
Daher müssen sie natürlich unbediingt allen privaten Unterricht schlecht machen und die Sache mit den "religiösen Fanatikern" ist natürlich gefundenes Fressen. Schade nur für sie, dass die meisten Home Schoolers eher so denken wie ich, also liberal und fortschrittlich:
Wissenschaftsfreundlich, agnostisch bis atheistisch und vollkommen im Bild darüber, dass der "Staat" nur ein Trugbild ist, eine Illusion. ... Dass tatsächlich die Kinder, die zu Hause oder in Privatschulen unterrichtet werden, systematisch besser rauskommen als Kinder, die durch die staatliche Volksverdummungsmaschine gegangen sind ist für die Linke ein harter Schlag."

Jenaer Aufruf, Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft


Wilhelm Röpke

Jenaer Aufruf
Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft
Vor 60 Jahren hat die Wirtschafts- und Währungsreform die Grundlagen für die Soziale Marktwirtschaft geschaffen, die zum international bekannten deutschen Markenzeichen wurde. Ihre Überlegenheit erwies sich, als das DDR-Regime im Wettbewerb der Systeme unterlag. Heute gibt es Anlass, sich über den Fortbestand dieser Ordnung Sorgen zu machen. Ihre tragenden Prinzipien, Wettbewerb und Eigenverantwortung, finden immer weniger Zuspruch. Daher rufen mehrere Forschungsinstitute, Verbände und Stiftungen Bürger und Politiker auf, den Weg aus der sozialen Unmündigkeit zu wagen. Der Aufruf geht von Jena aus, da die Stadt mit zwei Vätern der Marktwirtschaft verbunden ist: Walter Eucken wurde hier geboren, Wilhelm Röpke hat hier gelehrt. (hig.)

Das Fundament der Sozialen Marktwirtschaft ist bedroht. Die sozialpolitische Bevormundung nimmt den Bürgern Freiheit und schwächt das wirtschaftliche und soziale Potential unseres Landes. Der Jenaer Aufruf will Mut machen, den Weg aus der sozialen Unmündigkeit zu wagen und unser Gemeinwesen wieder freiheitlich, sozial und gerecht zu gestalten.

Das Menschenbild der Sozialen Marktwirtschaft beruht auf der abendländisch-christlichen Tradition

Vor Gott sind alle Menschen gleich. Die christliche und die humanistisch-liberale Gesellschaftslehre betonen daher die Personalität des Menschen. Er darf weder Knetmasse in den Händen kollektivistischer Gesellschaftsplaner noch ausbeutbares Subjekt ökonomischer Partikularinteressen und von Politikern sein, die Umverteilung schon für eine tragfähige Sozialpolitik halten. Der Mensch muss frei sein, damit er Verantwortung vor Gott und für sich selbst übernehmen kann. Zur Würde des Menschen gehört, dass er - soweit er dazu in der Lage ist - für seinen Lebensunterhalt selbst aufkommen kann. Selbstachtung erwächst vor allem aus Arbeit und Beschäftigung. Der Mensch als "soziales Wesen" ist durchaus bereit, Gemeinsinn in eine Gemeinschaft einzubringen. Ohne Gemeinsinn kann keine Gesellschaft auf Dauer überleben. Die Doppelnatur des Menschen - frei sein zu wollen, um sich bewähren zu können, und sich zugleich in einer Gemeinschaft aufgehoben zu wissen und sich auch für sie einzusetzen - ist die Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft. Freilich darf der Gemeinsinn nicht überfordert werden. Die Menschen fühlen sich sonst ausgenutzt. Regelt der Staat immer mehr über kollektive Umverteilung, wird private Initiative erstickt. Der Gemeinsinn verkümmert.

Der freie, durch eine Wettbewerbs-

ordnung gesicherte Wettbewerb schafft "Wohlstand für alle"

Eingebettet in einen demokratischen Rechtsstaat, ist die Soziale Marktwirtschaft die Gesellschaftsordnung, die dem christlichen Menschenbild und auch den Prinzipien der humanistisch-liberalen Gesellschaftslehre entspricht. Das Streben nach Glück und individuellem Nutzen hat die Menschen seit je zu größerer Leistung angespornt. Gemäß der Sozialnatur des Menschen hat dieses Streben zu immer höheren Formen der Zusammenarbeit geführt - bis hin zur hochkomplexen Arbeitsteilung mit elektronischem Zahlungsverkehr auf globalen Märkten. Die Arbeitsteilung und Spezialisierung sowie der technische Fortschritt haben enorme Produktivitätssteigerungen ermöglicht. Sie sind die entscheidende Grundlage des Wohlstands für alle. Dazu bedarf es des freien, von einem starken Staat gegen Machtkonzentrationen geschützten Wettbewerbs, also des freien Zugangs aller zum Markt, um Waren und Dienstleistungen anbieten zu können. Der Markt ist das tägliche Plebiszit über den Dienst des Unternehmers am Kunden. Erfolg hat nur der Unternehmer, der den Bedürfnissen der Konsumenten dient. Damit sind die Auswirkungen einer marktwirtschaftlichen Ordnung auch sozial. Dies gilt besonders für Familienbetriebe; die persönlich haftenden Unternehmer fühlen sich ihren Mitarbeitern gegenüber in der Pflicht. Es zahlt sich aus, dass sie über den Tag hinausdenken. Bei längerfristiger Perspektive identifizieren sich die Mitarbeiter mit ihrem Betrieb: Sie sind motivierter und produktiver. Auch Politik muss über den Tag hinausdenken und gerade die Belange der Eigentümerunternehmer und der Facharbeiter im Blick haben. Sie sind das Rückgrat unserer Gesellschaft.

Der Umverteilungsstaat ist nicht die Soziale Marktwirtschaft

Alfred Müller-Armack, der den Begriff "Soziale Marktwirtschaft" prägte, verstand darunter die Verbindung von Freiheit auf dem Markt mit sozialem Ausgleich. Das ist keine beliebige Mischung, sondern eine ordnungspolitische Idee, die auf der Basis der Wettbewerbswirtschaft die freie Initiative mit einem gerade durch die marktwirtschaftliche Leistung gesicherten sozialen Fortschritt verbinden will. Daher muss ein System der sozialen Sicherung dem Prinzip der Marktkonformität entsprechen. Da der Markt über Preise die Dringlichkeit der Bedürfnisse und die Knappheit der Ressourcen signalisiert und so auch die Anreize für Innovationen setzt, zerstört Umverteilung gegen den Markt die Basis, die den "Wohlstand für alle" schafft.

Im Rahmen einer marktkonformen Sozialpolitik entspricht es der Würde jedes Menschen, dass er für die Erwirtschaftung seines Lebensunterhalts zunächst selbst verantwortlich ist. Für den Einzelnen muss Raum bleiben, private Vorsorge zu treffen und Vermögen zu bilden. Dies ist die entscheidende Voraussetzung für eine Gesellschaftsordnung, in der der Einzelne Verantwortung übernimmt und sich auch für den Nächsten verantwortlich fühlt.

Wenn er nicht zum Erwirtschaften des notwendigen Einkommens in der Lage ist, tritt die Solidarpflicht der Gemeinschaft in Kraft; zunächst Familien, kirchliche Einrichtungen und Selbsthilfeorganisationen. Die gesamte Solidargemeinschaft ist für die Sicherstellung des menschenwürdigen Existenzminimums eines jeden letztverantwortlich. Die Solidarpflicht der Gemeinschaft gegenüber einem Erwerbsunfähigen, der sich wegen Behinderung oder Alter nicht selber helfen kann, ist eine andere als die gegenüber einem Erwerbsfähigen, der sich selber helfen kann und deswegen einer Selbsthilfepflicht unterliegt. Wir fordern die Politik auf, bei der Ausgestaltung der Sozialpolitik strikt zwischen am Leistungsprinzip orientierten und beitragsfinanzierten Versicherungsleistungen einerseits und am Bedürftigkeitsprinzip ausgerichteten, daher steuerfinanzierten Sozialleistungen andererseits zu unterscheiden.

Mehr Freiheit auf dem Arbeits-

markt schafft mehr Arbeit und mehr Chancen

Sozial ist, was wettbewerbsfähige Arbeitsplätze schafft. Entscheidend sind die Produktivität und die Zahl der Arbeitsplätze. Das deutsche Arbeitsmarktproblem besteht nach wie vor darin, dass der Arbeitsmarkt nicht als Markt, sondern als Objekt sozialpolitischer Betätigung angesehen wird. Ein existenzsicherndes Mindesteinkommen ist wesentlicher Bestandteil der Sozialen Marktwirtschaft. Angesichts absehbarer finanzieller Herausforderungen an die sozialen Sicherungssysteme, offensichtlicher Fehlanreize und zunehmender Unübersichtlichkeit ist es an der Zeit, neue Konzepte wie negative Einkommensteuer, Flat tax, Solidarisches Bürgergeld und Grundeinkommen wissenschaftlich und politisch zu analysieren. Mindestlöhne werden sich gegen die Erwerbstätigen richten, weil sie zu mehr Arbeitslosigkeit führen. Entscheidend für die Erhöhung des Arbeitseinkommens sind Wirtschaftswachstum und bessere Ausbildung.

In der Schweiz wird der Arbeitsmarkt wie ein Markt behandelt. Die Konsequenz: Die Arbeitslosenquote beträgt nur ein Drittel der deutschen. Dabei ist die Erwerbsquote bei Männern und Frauen weitaus höher; auch ist die Lebensarbeitszeit deutlich länger als bei uns. Man wird nicht sagen können, dass die Deutschen dümmer oder fauler wären. Wir können uns nicht länger den Luxus leisten, gut ausgebildete Arbeitskräfte vorzeitig in Rente zu schicken. Wir fordern die Politik auf, die Gesetzmäßigkeiten des Arbeitsmarktes zu respektieren, damit Arbeitsplätze geschaffen und individueller wie gesellschaftlicher Wohlstand vermehrt werden.

Das gesamte Begabungspotential ausschöpfen - den Menschen Chancen eröffnen

Unsere Sozialleistungsquote ist eine der höchsten weltweit, doch versagt eine ausgeuferte Umverteilungspolitik in einem zentralen Punkt: Sie lähmt in weiten Teilen der Bevölkerung das Streben, sich um sozialen Aufstieg zu bemühen. Das ist ein ernstes Krankheitssymptom unserer Gesellschaft. Politik muss zu eigener Initiative anregen und damit zu mehr Selbstvertrauen beitragen. Unter den gegenwärtigen Umständen geschieht das Gegenteil. Leistungsmotivation wird gemindert, weil viele Menschen feststellen, dass sich eigenes Bemühen um Arbeit kaum lohnt.

Die Politik muss sich vom rückwärtsgewandten Verständnis sozialer Gerechtigkeit - aus bestehenden Arbeitsplätzen Mittel abzuschöpfen und umzuverteilen - verabschieden und auf eine vorwärtsgerichtete soziale Gerechtigkeit setzen. Hierunter verstehen wir die Eröffnung von Chancen während der Ausbildungszeit und im Erwerbsleben. Hierzu gehört die Stärkung des Willens, Chancen wahrzunehmen und dabei auch Durststrecken durchzustehen. Die Erziehung zu Freiheit und Eigenverantwortung und damit zur Bereitschaft, die Widrigkeiten des Lebens als Herausforderung zu sehen, beginnt in der Familie und setzt sich in Schule und Weiterbildung fort. Wir fordern die Politik auf, den Menschen wieder mehr Verantwortung für den eigenen Lebensentwurf zu geben und ihnen die Chance zu lassen, ihr Glück in unserem Lande zu machen.

Die staatliche Ordnung muss die Eltern stärken, ihrem Recht und ihrer Pflicht zur Erziehung nachzukommen

Jeder Mensch ist darauf angewiesen, die Fähigkeit zur eigenständigen Erwirtschaftung des zum Leben notwendigen Existenzminimums vermittelt zu bekommen. Dies ist ein Recht, ohne das er nicht seiner Menschenwürde gemäß leben kann. Das Recht auf Bildung umfasst aber mehr als nur die Vermittlung von Erwerbsfähigkeit. Es geht um die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung. Ein einseitig ökonomisches Bildungsverständnis wäre fatal, denn gerade in einer globalisierten Wirtschaft und einer pluralistischen Gesellschaft muss es jungen Menschen ermöglicht werden, zu ganzheitlich - also auch religiös und kulturell - gebildeten Persönlichkeiten heranzureifen und ethisches Urteilsvermögen zu entwickeln.

Dem Subsidiaritätsprinzip entsprechend liegt die Erstverantwortung für Bildung und Erziehung der Kinder bei ihren Eltern. Entsprechend dem christlichen Menschenbild und dem Grundgesetz sind Bildung und Erziehung "das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht" (Grundgesetz Artikel 6). Dem Solidaritätsprinzip gemäß ist dieses "Recht auf Bildung" in die Letztverantwortung der Gesamtgemeinschaft gestellt. Die staatliche Ordnung muss die Eltern stärken, ihrem Recht und ihrer Pflicht zur Erziehung nachzukommen. Wenn Eltern nicht in der Lage sind, die zur Verwirklichung der Rechte ihrer Kinder notwendigen Mittel selber zu erwirtschaften, ist die Gesellschaft verpflichtet, die fehlenden Mittel bereitzustellen. Familien- und Bildungspolitik müssen als gesamtgesellschaftliche Aufgaben unbedingte Priorität erhalten. Zwischen dem Grundsatz der Erstverantwortung, für den eigenen Lebensunterhalt und den der Kinder zunächst selber aufzukommen, und dem Primat des Elternrechtes, die Erziehung ihrer Kinder selbst zu übernehmen, bedarf es eines Ausgleichs. Entscheidendes Kriterium der Gewichtung von Erziehungsarbeit und Erwerbsarbeit ist das Kindeswohl. Die Entscheidungshoheit hierüber liegt bei den Eltern; der Gemeinschaft und dem Staat kommen eine unterstützende und da, wo Missbrauch und Vernachlässigung herrschen, eine schützende Funktion zu. Flexibilität und Wahlfreiheit im betrieblichen Alltag müssen es Eltern ermöglichen, die Erziehung ihrer Kinder mit Erwerbstätigkeit zu verbinden. Staatliche Ordnung, Gesellschaft und Wirtschaft müssen familiengerecht gestaltet werden, nicht die Familie arbeitsgerecht.

Eine an Stabilitätsregeln orientierte Geldpolitik ist sozial

Stabiles Geld sichert die sozialen Auswirkungen einer Wettbewerbsordnung; minderwertiges Geld unterminiert sie. Wenn Menschen sparen, um für Notfälle und für das Alter vorzusorgen, so vertrauen sie auf die Stabilität des Geldes. Inflation zerstört dieses Vertrauen und untergräbt die Glaubwürdigkeit des Staates. Selbst eine Preissteigerungsrate von "nur" 2 Prozent halbiert den Wert von Geldvermögen nach 35 Jahren. Stabiles Geld diszipliniert die Politik, weil mangelnde Ausgabendisziplin die Zinsen hochtreibt und Unternehmen von Investitionen abhält. Haushaltsdisziplin erleichtert der Zentralbank die schwierige Aufgabe einer stabilitätsorientierten Geldmengenbemessung. Stabiles Geld und solide Finanzen sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.

Die Deutsche Bundesbank hat ihr Renommee durch ihren stabilitätsorientierten Kurs oft gegen politischen Widerstand erworben. Sie hat diesen Kurs in das System der Europäischen Zentralbanken eingebracht. Dieses Erbe ist stets durch politischen Druck bedroht. Deswegen betonen wir die stabilitätspolitische Verpflichtung der Europäischen Zentralbank (EZB). Langfristig ist dies auch wegen der davon ausgehenden Verlässlichkeit die beste Beschäftigungspolitik. Um der Entstehung von Blasen (Vermögenspreisinflation) entgegenzuwirken, empfehlen wir, der Geldmengenbemessung wieder stärkere Beachtung zu schenken. Überdies stärkt dies die stabilitätspolitische Position der EZB gegenüber politischem Druck.

Bei Globalisierung stehen die nationalen Ordnungspolitiken auf dem Prüfstand

Der Zusammenbruch des Sowjetimperiums eröffnete eine neue Dimension des Freihandels als Voraussetzung für Globalisierung. Die damit verbundene Arbeitsteilung mit entsprechend steigender Produktivität fördert den Wohlstand und verbindet die Völker durch ein Netz gegenseitigen Interesses, das die Chance für Frieden vermehrt. Gerade der Exportweltmeister Deutschland profitiert von der Globalisierung. Oft hört man: Weil die Globalisierung die Welt verändere, stünden die Konzepte auf dem Prüfstand, auf denen Politik fuße. Das ist richtig. In einer offenen Welt können Unternehmer und Erwerbstätige die Alternativen in anderen Ländern nutzen. Die Auffassung, dass bei Globalisierung die nationale Politik an ihr Ende gekommen sei, weil die großen Unternehmen weltweit operierten, sie selbst aber auf die nationale Jurisdiktion beschränkt sei, ist dagegen falsch. Die internationale Standortkonkurrenz ist letztlich eine Bewertung der Ordnungspolitik in den jeweiligen Ländern. Die Regierungen haben ihr Regelsetzungsmonopol verloren. Das heißt aber nicht, dass sie hilflos den Stürmen der Globalisierung ausgesetzt wären.

Die Absatzmärkte vergrößern sich, die Produktivität steigt, doch nimmt auch der Konkurrenzdruck zu. Daher muss die Regierung die Regulierungsintensität senken, damit Unternehmen auf die Herausforderungen flexibel reagieren können; sie muss betriebliche Kapitalbildung und so die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern, damit gut ausgebildete Arbeitskräfte nicht auswandern müssen; sie muss in die Ausbildung investieren, um mittels Innovationen der internationalen Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Wir müssen akzeptieren, dass sich der Wettbewerb in dem Maße verschärft, wie die Entwicklungs- und Schwellenländer fähig werden, als starke Wettbewerber aufzutreten. Ihre wachsende Kaufkraft macht sie aber auch zu Nachfragern unserer Waren und Dienstleistungen. So lassen sich für alle Wohlstandsgewinne realisieren.

Die Bewahrung der Schöpfung als genuines Anliegen der Sozialen Marktwirtschaft

Umweltschutz ist ein weltweites Problem. Für die Väter der Sozialen Marktwirtschaft war das harmonische Miteinander von Mensch und Natur, von Industrie und menschenwürdiger Gestaltung der Umwelt ein zentrales Anliegen. Wenn Umweltverschmutzung als Marktversagen aufgefasst wird, wird der Eindruck erweckt, als sei die Marktwirtschaft schuld an dieser Misere und das Heil müsse in staatlicher Regulierung gesucht werden. Das Gegenteil ist richtig: Die Umweltschäden entstehen, weil es keinen Markt gibt, auf dem die Marktgegenseite die Rechnung für die Verschmutzung der Umwelt präsentieren könnte. Es müsste deswegen so etwas wie einen "Treuhänder der Natur" geben, der diese Rechte gegenüber Verschmutzern wahrnähme. Welche Maßnahmen dann in Frage kämen - Emissionszertifikate, steuerliche Lösungen oder auch staatliche Auflagen -, müsste entsprechend der jeweiligen Situation geprüft werden. Hierbei dürfte das ökonomische und soziale Umfeld nicht aus dem Blickfeld geraten. Ein überzogener Umweltschutz, der die internationale Konkurrenzfähigkeit des Standortes schmälert, unterminiert das Fundament, das Wohlstand, soziale Leistungen und auch die Mittel für den Umweltschutz sichert und bereitstellt. Gerade im Sinne des Umweltschutzes muss auf ökonomische Effizienz gesetzt werden. Wir rufen daher die Politik auf, den Wettbewerb als Entdeckungsverfahren zu nutzen, um passende Antworten auf umweltpolitische Herausforderungen zu finden.

Was heute nottut: die Entlassung

des Bürgers aus der sozialen Unmündigkeit

Aus Sorge vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder vor der beruflichen Zukunft ist die Flucht in die Arme des fürsorglichen Leviathans "Staat" verführerisch, aber illusionär, weil er umfassenden Schutz vor den Fährnissen des Lebens nur vorgaukeln kann. Er bedient sich einer bestimmten Technik, wenn er seine paternalistische Fürsorge anbietet: Er verschleiert die damit verbundenen Kosten und überlässt weitgehend anderen die Aufgabe, die finanziellen Mittel beizubringen. Regierungen müssen verpflichtet werden, die Bürger über die wahren Kosten der Sozialsysteme aufzuklären. Würden alle Lohnbestandteile, auch die Lohnnebenkosten, ausgezahlt und würden sämtliche Steuern und Abgaben von den Bürgern selbst bestritten, spürten sie die gesamte Last und würden für Alternativen offen sein und sogar die Politik in Richtung Reformen drängen.

Ein Teil der Abgaben wird in Form von Sachleistungen an die Versicherten zurückgegeben. Der einzelne Bürger erfährt dann gar nicht mehr, wie das System funktioniert und wie teuer es in Wirklichkeit ist. Vor zweihundert Jahren war in der gewerblichen Wirtschaft das Deputatsystem üblich: Ein Teil des Lohns wurde als Sachleistung ausbezahlt, damit am Zahltag nicht der ganze Lohn verjubelt werden konnte. Dieses System wurde abgeschafft, weil es nicht in eine Gesellschaft mündiger Bürger passte. Dass aber heute die Staatsbürger prozentual über weit weniger frei verfügen können als seinerzeit, gilt dagegen offensichtlich nicht als anstößig, weil es jetzt der Staat macht. Aber Unmündigkeit bleibt Unmündigkeit, gleichgültig, wer dafür verantwortlich ist. Wir fordern die Politik auf, die Kosten der Sozialleistungssysteme transparent zu machen. Die Findigkeit der Menschen, die Leistungen kollektiv finanzierter Sozialsysteme auszuschöpfen und sie damit zum Einsturz zu bringen, wird bei stärkerer Eigenverantwortung in eine Richtung gelenkt, in der die Nachhaltigkeit ins Zentrum rückt. Jetzt wirkt sich individuelle Kreativität zum Nutzen aller aus.

Die Autoren

Michael Borchard (Konrad-Adenauer-Stiftung), Uwe Cantner und Andreas Freytag (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena), Nils Goldschmidt und Michael Wohlgemuth (Walter Eucken Institut), Gerd Habermann (Die Familienunternehmer - ASU), Joachim Starbatty (Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft), Lars Vogel (Ludwig-Erhard-

Stiftung), Martin Wilde (Bund Katholischer Unternehmer) und Joachim Zweynert (Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut/Wilhelm-Röpke-Institut)

"Das Maß der Wirtschaft ist der Mensch; das Maß des Menschen ist sein Verhältnis zu Gott." (Wilhelm Röpke)

"Wohlstand für
alle und Wohlstand durch Wettbewerb gehören untrennbar zusammen." (Ludwig Erhard)

Text: F.A.Z., 21.06.2008, Nr. 143 / Seite 13

Obamania

Leserbrief
Obamania, eine politische Tragödie

Zum Leitartikel "Amerikas Augenblick" (F.A.Z. vom 5. Juni): Matthias Rübs amerikanischer Augenblick hat für Deutschlands einzige Zeitung von internationalem Rang einfach zu wenig analytischen Wert. Zunächst verliert er keine Silbe über die Kuriositäten der Vorwahlen. Fakt ist, dass der Sieger des Wettstreits bei den Demokraten, Barack Hussein Obama, weniger Stimmen auf sich vereinen konnte als die unterlegene Hillary Clinton. Auch der Kandidat der Gegenseite, McCain, ist ein vom Parteiapparat gewollter Unfall, der nur von einer Minderheit der Partei innerlich unterstützt wird. Setzt man dies in Relation zu der Behauptung Rübs, achtzig Prozent der Amerikaner seien der Meinung, ihr Land befinde sich auf einem falschen Weg, besagt dies nur, dass Amerika zutiefst irritiert ist.

Keinesfalls gibt es einen durchgehenden Trend, der als Mainstream zu bezeichnen wäre. Wer auch immer im November die Oberhand gewinnt, regiert gegen eine Mehrheit. Nicht nur die Lager von Obama, Clinton und McCain hegen fast unüberbrückbare Ressentiments gegeneinander, sondern wesentliche Teile der Gesellschaft werden von keinem der Kandidaten repräsentiert. Daran ändert auch das erfolgversprechende Tandem Obama/Clinton nichts. Was als ein Wahlkampf der Entspannung zwischen den Rassen und Geschlechtern hätte beginnen können, entwickelte sich zu einem äußerst retardierenden Geschehen, das viel von dem zerstört hat, was die amerikanische Gesellschaft schon längst erreicht hatte.

Gerade die Regierungen von Bush waren auf höchster Ebene ein Ausdruck der vorbehaltlosen Offenheit gegenüber allen Gruppen der Gesellschaft. Sowohl Obama als auch Clinton wollten sich aber unbedingt über ihre eigentlich sekundären biologischen Merkmale profilieren und sind kläglich gescheitert, weil sie in Konsequenz und völlig unverblümt auf rassistische und sexistische Divergenzen gesetzt haben.

Der von Rüb als amerikanischer "Augenblick" verklärte Leitartikel hätte also besser als eine Tragödie beschrieben werden müssen. Selbst wenn Hillary Clinton in Obamas politisches Bett steigen sollte, begegnen sich dort nur Feinde. Persönlich, aber vor allem - und das ist das Entscheidende - im Wahlvolk. Natürlich wollte Hillary Clinton nie einen vordergründig feministischen Wahlkampf führen, aber das Wettrennen der sogenannten Ersten ihrer Art hat dies unweigerlich provoziert. Auch Obama hätte wahrscheinlich lieber als klassen- und rassenloser Übermensch agiert. Das hat ihm aber seine politische Basis und die damit angelockte Gefolgschaft gründlich vermasselt.

Durch diesen Lagerwahlkampf wird nun auch die Fragwürdigkeit der politischen Kunstfigur Obama thematisiert werden müssen. Zu offensichtlich sind seine Verbindungen in den politischen und gesellschaftlichen "Underground" mit dem Black Muslim Pastor Wright, dem "Weatherman" Professor Ayer, einem amerikanischen Pendant zur RAF, und dem syrischen Immobilienhai Rezko. Allein seine politisch-organisatorischen Verflechtungen zu seinem Cousin, dem Kenianer Odinga, der dort erst kürzlich ganz offen und vorsätzlich zum politisch und religiös motivierten Massenmorden aufgerufen hat, disqualifizieren ihn für das höchste Amt der Vereinigten Staaten. Dass er eigentlich auch gar kein Afro-Amerikaner ist, sondern eher einer arabisch geprägten Sklavenhändlerdynastie entspringt, ist der bewusst von den Medien unterschlagene Treppenwitz der Weltgeschichte.

Dass die Situation nun so ist, wie sie ist, signalisiert für die ganze Welt, und nicht nur für Amerika eine Phase höchst dramatischer Entwicklungen.

Stefan Strauss, Dresden

Text: F.A.Z., 21.06.2008, Nr. 143 / Seite 8

Samstag, 21. Juni 2008

Straßenverkehr, Niederlande setzen auf Ältere, Benzin

"Pflückt die Genüsse, zu Asche werden wir von selbst" , Montaigne: wo?
- Apropos Pflücken: Man pflanzt sie nicht, man fördert sie nicht - und sie schmecken doch sehr gut, die kleinen, feinen, süßen Erdbeeren.
- Oh je, ist das teuer: 67 Cent pro Liter Benzin
Weltweit klagen Autofahrer über hohe Benzinpreise. In China ist der Liter jetzt über Nacht fast ein Fünftel teurer geworden. In der Autonation Amerika lassen immer mehr Menschen ihr Gefährt stehen. Dabei wären deutsche Autofahrer froh, wenn sie so wenig zahlen müssten wie Chinesen oder Amerikaner.
FAZ.NET Wirtschaft20. Juni 2008
- " pfi. (Peking) Um das schnell wachsende Heer von Autofahrern und die einheimische Autoindustrie nicht zu verärgern, verfügt die chinesische Regierung administrativ weit unter dem Weltmarktniveau liegende Preise für Benzin, Diesel und Heizöl. Die den Markt dominierenden staatlichen Erdölfirmen machten deshalb mit der Raffinerie von eingekauftem Erdöl Verluste und drosselten im letzten Herbst die Lieferungen, was zu Engpässen an Tankstellen führte. Darauf erhöhte die Regierung im November die Preise um 10% und begann, die Erdölfirmen zu kompensieren. Wie die Weltbank in ihrem soeben veröffentlichten China Quarterly Update ausgerechnet hat, wird dies 2008 dem Staat zusätzliche Ausgaben von schätzungsweise 0,8% bis 1,2% des Bruttoinlandprodukts verursachen. Kompensiert wird nur das zugekaufte Erdöl. Dass die Hälfte aus eigener Produktion stammt und im Ausland viel teurer verkauft werden könnte, bleibt bei den Berechnungen unberücksichtigt. So kann sich China seine Energiepolitik zwar vorläufig noch leisten, doch mittelfristig wird sie das Land teuer zu stehen kommen. Sie fördert nämlich die Verschleuderung von Energie. Viel zu wenig wird in eine Steigerung der vergleichsweise sehr niedrigen Energieeffizienz investiert. Wichtiger als drastische Preiserhöhungen wäre ein unzweideutiger Beschluss, die Preise in einem klar definierten Zeitrahmen an das Marktniveau heranzuführen, wie der Chef der Weltbank in China, David Dollar, betont. Ein klares Signal an die Haushalte und die Unternehmen würde dem Land enorme Umweltkosten ersparen. " NZZ 20. Juni 2008
Teure chinesische Benzinpreis-Politik

- " ADAC: Straßenverkehr wichtiger als gedacht
mmue. BERLIN, 16. Juni. Das Statistische Bundesamt hat nach Ansicht des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) die volkswirtschaftliche Bedeutung des Straßenverkehrs bisher weit unterschätzt. Eine neue Studie zeige, dass vom Nutzen des Straßenverkehrs die gesamte Gesellschaft in weit größerem Maße als bisher gedacht profitiere. Die Verkehrsstatistik des Statistischen Bundesamtes weise rund 2 Millionen Beschäftigte in der Branche aus. Der ADAC berücksichtigt auch die Beschäftigten in der Bauwirtschaft, der Automobilproduktion oder im Güterverkehr. Dann sei jeder siebte Arbeitsplatz vom Straßenverkehr abhängig. Dabei erwirtschafte jeder der 5,8 Millionen Beschäftigten eine Bruttowertschöpfung von durchschnittlich 66 000 Euro. Insgesamt belaufe sich der Anteil des Straßenverkehrs am Bruttoinlandsprodukt mit mehr als 380 Milliarden Euro auf rund 18 Prozent."
Text: F.A.Z., 17.06.2008, Nr. 139 / Seite 12

- Deutsche Dämlichkeit: "Niederlande setzen auf Ältere. Kein automatischer Ruhestand mit 65 Jahren. now. BRÜSSEL, 16. Juni. In den Niederlanden sollen Arbeitnehmer künftig auf freiwilliger Basis über das 65. Lebensjahr hinaus berufstätig bleiben ... " FAZ 17.6.

Amflora und die europäischdeutsche Dummheit

BASF richtet Biotech-Forschung neu aus
Der führende Chemiekonzern reagiert auf die politische Verzögerung der Zulassung für die Genkartoffel Amflora: In der Pflanzen- Biotechnologie wird BASF künftig stärker außerhalb Europas forschen und auf rein europäische Projekte verzichten.
mir./pso. LUDWIGSHAFEN, 18. Juni. Der Chemiekonzern BASF hat aus den Schwierigkeiten mit der Zulassung seiner Genkartoffel Amflora in Europa Konsequenzen gezogen. Die Forschungsstrategie im Geschäftsfeld grüne Gentechnik wird neu ausgerichtet. Die BASF verzichtet auf rein europäische Forschungsprojekte wie zum Beispiel Amflora. In Zukunft wird nur noch erforscht, was sich auch international umsetzen lässt. Das kündigte der zuständige Vorstand Stefan Marcinowski im Gespräch mit dieser Zeitung an. Als Beispiele nannte er Pflanzen, die mit weniger Wasser auskommen, oder die Erhöhung der Ausbeute bei Baumwolle, Mais, Soja und Raps. Die Märkte der Zukunft sind hier allen voran Amerika und Asien.
Die Genkartoffel Amflora dagegen war von vornherein nur für den Gebrauch in Europa gedacht, und zwar als Rohstoff für die Stärkeindustrie, die wiederum Vorprodukte für die Papier- und Klebstoffproduzenten herstellt. In den Vereinigten Staaten setzt die Stärkeindustrie traditionell auf Mais als Rohstoff, in Asien und Teilen Lateinamerikas auf Maniok. Mit dem gut zehn Jahre alten Amflora-Projekt hat die BASF eine Kartoffel mit einem besonders hohen Stärkeanteil geschaffen. Auf 100 Millionen Euro summiert sich nach Marcinowskis Berechnungen der Vorteil durch Amflora in der gesamten Stärke-Wertschöpfungskette.

"Wir geben den Kampf um die Amflora-Zulassung nicht auf", bekräftigt Marcinowski, "da wir hundertprozentig überzeugt sind, dass Amflora gegenüber Menschen und Umwelt genauso sicher ist wie eine herkömmliche Kartoffel." Deshalb erwäge die BASF auch weiterhin eine Klage wegen Untätigkeit gegen die EU-Kommission. Amflora könnte längst auf dem Markt sein, doch das Zulassungsverfahren zieht sich hin. Amflora war eines der ersten Pflanzenbiotech-Projekte in Europa, erzählt Marcinowski.

Die europäische Behörde für Lebens- und Futtermittelsicherheit EFSA hat der Amflora-Kartoffel zwar die Unbedenklichkeit bescheinigt. Anschließend stimmte der EU-Ministerrat ab, wobei sich weder für die Zulassung noch für eine Ablehnung eine qualifizierte Mehrheit ergab. Seitdem ist der EU-Umweltkommissar Stavros Dimas am Zuge. Während die BASF der Ansicht ist, dass es keine Argumente mehr gegen die Zulassung gibt, hat Dimas erst einmal bei EFSA eine neue Bewertung angefordert. Somit ist eine Entscheidung vor dem Herbst nicht mehr zu erwarten. "Wir wurden und werden Jahr für Jahr in die Warteschleife gesteckt", kritisiert Marcinowski. Die Unterstützung durch die deutsche Politik könnte stärker sein, moniert er.

Für Marcinowski ist diese Verzögerung ein weiteres Beispiel dafür, dass Europa, einst führend in der grünen Gentechnik, den Vorsprung ohne Not verspielt. "Bisher gab es überhaupt nur eine Zulassung für genveränderte Pflanzen in Europa, in den Vereinigten Staaten dafür schon 70", zählt Marcinowski auf. Aus seiner Sicht ist der europäische Widerstand gegen die grüne Gentechnik in Deutschland und Österreich am stärksten ausgeprägt, während sich die Niederlande und Großbritannien aufgeschlossener zeigten. In Frankreich sei die Situation uneinheitlich.

Der Widerstand ist aus Marcinowskis Sicht schon deshalb absurd, weil Verbraucher, etwa über Importe von Lebensmitteln, die mit gentechnisch erzeugtem Futter produziert worden sind, ohnehin mit der grünen Gentechnik häufig in Kontakt kommen. "60 bis 70 Prozent aller Nahrungsmittel kommen mit Gentechnik in Berührung, etwa über Futtermittel oder Zusatzstoffe wie Enzyme", sagt Marcinowski. Gleichwohl sieht er die Chance, dass sich die Einstellung der Europäer und ihrer Politiker ändert. Dafür werde die Verteuerung der Lebensmittel, aber auch die generelle Ressourcenknappheit in der Landwirtschaft sorgen, die bei der zunehmenden Weltbevölkerung immer drängender werde. Hier könne die grüne Gentechnik einen wichtigen Beitrag leisten.

Der Beitrag der BASF wird allerdings immer stärker aus den Vereinigten Staaten und aus Asien stammen. Schon 2007 hat der Konzern erstmals einen größeren Teil seiner Forschungsausgaben für Pflanzenbiotechnologie außerhalb Europas getätigt. In erster Linie fließen diese Mittel inzwischen in die Vereinigten Staaten. Dort hat die BASF mit dem führenden Saatgut- und Pflanzenschutzkonzern Monsanto eine Forschungskooperation vereinbart. Falls es daraus entstehende Produkte bis auf den Markt schaffen, teilen sich BASF und Monsanto die Vertriebserlöse im Verhältnis 40 zu 60 Prozent. Das erste gemeinsam entwickelte gentechnische Produkt, ein trockenheitstoleranter Mais, wird nach Marcinowskis Worten frühestens 2012 auf den Markt kommen. Die Zusammenarbeit laufe bestens. In den vergangenen zehn Jahren hat die BASF rund 1 Milliarde Euro in die Pflanzenbiotech-Forschung gesteckt. Das bekannteste Produkt ist die besagte Amflora.

Zwar ist die Amflora nach Marcinowskis Worten ausschließlich für die industrielle Weiterverarbeitung gedacht und keinesfalls für die menschliche Ernährung. Doch selbstverständlich hat Marcinowski die Genkartoffel schon probiert. "Etwas breiig", beschreibt er ihren Geschmack, "für Kartoffelsalat nicht geeignet." Als er bei der jüngsten BASF-Hauptversammlung eine Amflora-Kartoffel öffentlich verspeisen wollte, bremsten ihn die Hausjuristen. Das wäre ein sogenanntes Inverkehrbringen, und das ist ohne EU-Genehmigung verboten.
Text: F.A.Z., 19.06.2008, Nr. 141 / Seite 14

Ölmarkt, Aktienmärkte


Der Sommer bleibt kühl, morgens 13°, regnerisch. Zwei der drei Nistkästen waren besetzt, Blaumeise und Kohlmeise; der dritte hat ein größeres Einflugloch, den Meisen offenbar zu groß, den Amseln wohl zu klein.

Kaum spekulatives Geld im Ölmarkt
Die Ölmarktteilnehmer rätseln, mit welch weiterer Überraschung Saudi-Arabien aufwarten könnte
19. Juni 2008 Die Wirtschafts- und Energieminister zahlreicher Nationen folgen an diesem Wochenende einer außergewöhnlichen Einladung des saudischen Königs Abdullah. Am Sonntag werden sich auf seine Anregung hin Vertreter der größten Öl produzierenden und Öl verbrauchenden Nationen in Dschiddah treffen, um gemeinsam über den extrem gestiegenen Ölpreis und ein weiteres, gemeinsames Vorgehen zu sprechen.

Nachdem Saudi-Arabien den Vereinten Nationen am 14. Juni eine Produktionserhöhung von 200.000 Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) am Tag angekündigt hatte, rätseln die Marktteilnehmer nun, mit welch weiterer Überraschung Saudi-Arabien aufwarten könnte. „Nur eine kräftige Produktionserhöhung von hoher Qualität von mindestens 500.000 Barrel am Tag, die sofort mit Preisabschlag an den Markt abgegeben würde, könnte zumindest zeitweilig Druck auf den Ölpreis ausüben“, meint Robin Batchelor, Managing Direktor und Fondsmanager für Energie bei Blackrock Merrill Lynch.

Ölpreis liegt seit Wochen auf Rekordhöhe

„Es kommt vielleicht sogar mehr darauf an, welche Produktionspolitik Saudi-Arabien künftig einschlagen will“, heißt es bei Barclays Capital. Die Opec-Mitglieder Iran und Libyen haben sich bereits gegen eine Produktionserhöhung ausgesprochen. In der Londoner City wird die Konferenz in Dschiddah als politische Offerte Saudi-Arabiens gegenüber dem Westen angesehen, weniger jedoch als ernsthafter Versuch, den Ölpreis deutlich zu senken. „Das kann letztlich auch nicht im Interesse der Öl produzierenden Länder sein, da sie angesichts des abwertenden Dollars über einen höheren Ölpreis eine Kompensation für den Wertverlust erhalten“, meint Batchelor.

Seit zwei Wochen liegt der Ölpreis zwischen seinem Rekord von 139,89 Dollar je Barrel und 133 Dollar. Behauptungen von Seiten der Öl produzierenden Länder, Spekulationen an den Finanzmärkten erklärten den Preisauftrieb am Ölmarkt, werden am Londoner Finanzplatz indessen zurückgewiesen. „Spekulanten verstehen die Fundamentaldaten, die eine Verdoppelung des Ölpreises seit vergangenem Jahr erklären. Die Spekulanten kommen an den Markt, weil der Ölpreis steigt, aber nicht andersherum“, betont Batchelor.
Im Gegenteil: „Die spekulativen Kaufpositionen und das Open Interest am Terminmarkt sind derzeit niedriger als vor einem Jahr“, betont Barclays Capital. Weil aber die Zahl der Spekulanten mit Kaufpositionen am Ölmarkt rückläufig sei, sinke auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Ölpreis durch Auflösung von Kaufpositionen plötzlich fallen könnte. Auch die Bewegung des Dollar erkläre den Preisanstieg nicht ausreichend, ist sich Batchelor sicher. Wenn Marktteilnehmer sich am Ölmarkt gegen Inflation oder Wertverfall des Dollar absicherten, entwickele dies eine Eigendynamik. „Wir kommen aber letztlich immer wieder auf die Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage zurück“, sagt der Fondsmanager.

Die Marktteilnehmer hätten erst in diesem Jahr verstanden, dass die Ölproduktion der Nicht-Opec Länder vom Jahr 2010 an sinken werde, weil sich Ölfelder zu schnell erschöpften und deren Produktion zu rapide einbreche. Über Jahre habe der Produktionsanstieg in Russland zudem die steigende Ölnachfrage Chinas aufgefangen, was jetzt aber nicht mehr der Fall sei. Wolle der Westen jedoch die Produktionskapazitäten der Welt erhöhen, könne er mit seinem Kapital in den wirklich großen Öl produzierenden Ländern wie Saudi-Arabien, Iran und Irak aus politischen Gründen nicht investieren. Die Forderung von Präsident George Bush, der Kongress solle Ölbohrungen vor Amerikas Küste erlauben, dürfte auf viele Jahre hinaus keinerlei Auswirkungen am Ölmarkt haben.

Batchelor investiert daher kräftig in Aktien Öl produzierender Unternehmen. „Der Markt bewertet die Titel, als ob ihr Gewinn immer noch von einem Ölpreis von etwa 85 Dollar abhängen würde. Hier wird es auf Dauer eine Neubewertung der Aktien am Markt geben“, ist sich Batchelor sicher. Goldman Sachs gab am Donnerstag aus ähnlichem Grund Kaufempfehlungen für russische Öl- und Gastitel heraus.

- " Nur ein Intermezzo
Vor den Aktienmärkten liegen noch drei bis vier gute Jahre
Klaus Holschuh gehört nicht zu denjenigen, die schnell wankelmütig werden. Schlechte Nachrichten nimmt der Volkswirt zwar durchaus zur Kenntnis, aber sie werfen seine durch langjährige Übung entstandenen Prognosen selten über den Haufen. Zu Holschuhs Erfahrungen gehört, dass Konjunktur, Zinsen und Aktienkurse in Amerika und Europa in der Regel einem 10 Jahre währenden Zyklus folgen. "Derzeit stecken wir in Amerika in einer wirtschaftlichen Schwächeperiode, und in Europa steht uns eine solche bevor. Aber es handelt sich nur um ein Intermezzo von rund eineinhalb Jahren. Wir sind nicht am Ende eines großen Zyklus", lautet Holschuhs Überzeugung.

Damit setzt sich die DZ Bank von anderen Banken ab. Unter vielen Analysten ist eine große Skepsis gegenüber den langfristigen Aussichten am Aktienmarkt ausgebrochen. Faktoren wie der hohe Ölpreis, die auch deshalb steigende Inflation und der hohe Euro-Wechselkurs lassen sie einen Rückgang der Unternehmensgewinne befürchten. "Die Gewinne steigen weiter. Vielleicht nicht mehr so dynamisch wie bisher. Aber wenn der Finanzsektor wieder Tritt fasst, wovon wir ausgehen, dürften die Gewinne der Dax-Gesellschaften im Jahr 2009 um bis zu 10 Prozent steigen", gibt sich Holschuh gelassen.

Anfang des Jahres war Holschuh gegen eine damals weit verbreitete Ansicht unter Bankanalysten angetreten. Er hatte prognostiziert, die amerikanische Wirtschaft werde nicht in eine Rezession abgleiten. Inzwischen ist weitgehend klar, dass Amerika tatsächlich eine Rezession vermeiden kann. "Im zweiten Halbjahr wird die Rezession in Amerika kein Thema mehr sein. Die Konjunktursignale werden immer positiver, und eine Leitzinsanhebung durch die Notenbank Fed wird von den Analysten als Zeichen wiedergewonnener Stärke begrüßt werden", bekräftigt Holschuh. Eine expansive Geld- und Fiskalpolitik, ein den Boden findender Immobilienmarkt und positive Einkaufsmanagerindizes als Frühindikator sollten ihre Wirkung entfalten. Der Dollar werde bis zum Jahresende um rund 10 Prozent aufwerten.

Europa hinkt nach Ansicht von Holschuh Amerika im Konjunkturzyklus hinterher. Trotz der Schaffung von zahlreichen Arbeitsplätzen dürften die Hoffnungen auf eine Belebung des Inlandskonsums enttäuscht werden. Wegen des teuren Öls hätten die Verbraucher reale Kaufkraftverluste. "Schließlich gibt ein Vier-Personen-Haushalt in diesem Jahr im Schnitt 2 Prozent mehr für Energie aus. Der hohe Ölpreis dämpft die Konjunkturdynamik massiv", befürchtet Holschuh. Die Europäische Zentralbank (EZB) zeige sich entschlossen, mit Zinserhöhungen einer Lohn-Preis-Spirale entgegenzuwirken. Aber die hohe Inflation im Euro-Raum sei nicht auf Lohndynamik, sondern auf die hohen Agrar- und Ölpreise zurückzuführen, die von der EZB kaum zu beeinflussen seien. "Die EZB steht ungefähr da, wo die amerikanische Fed Mitte 2006 stand, das heißt, vor Zinserhöhungen, die wegen des dämpfenden Effekts auf Inflation und auch Konjunktur womöglich bald wieder zurückgenommen werden können", sagt Holschuh. Ohnehin wirke die in der Finanzkrise gestiegene Prämie für Drei-Monats-Geld wie eine Leitzinserhöhung von 50 Basispunkten. "Anders als in Amerika in 2006 sind die Zinsen im Euro-Raum heute schon hoch", sagt Holschuh.

Am Ölmarkt erwartet Holschuh auf Dauer eine Entspannung. "Durch den expansiven Preisanstieg hat sich dort eine Blase gebildet, aber niemand weiß, wann sie platzt", meint er achselzuckend. Die Ansicht, dass viel Spekulation im Ölpreis stecke, begründet er mit den Grenzkosten der Ölproduktion, die ganz klassisch jahrelang ein guter Indikator für den Ölpreis gewesen seien. Derzeit klafft die Spanne weit auseinander: Die marginalen Produktionskosten liegen nach Angaben Holschuhs bei 70 bis 75 Dollar Dollar, während der Preis für 159 Liter Öl fast 140 Dollar beträgt.
Wegen der restriktiven Geldpolitik der EZB und des hohen Ölpreises erwartet Holschuh eine schwache Konjunktur in Europa im zweiten Halbjahr 2008 und im Gesamtjahr 2009. Dennoch rät er zum Aktienkauf. "Die Aktien im Dax haben derzeit ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9. Das ist Rezessionsniveau und übertrieben. So schlimm wird die Konjunkturabschwächung nicht werden", sagt Holschuh. Zudem werde ein aufwertender Dollar, ein womöglich nachgebender Ölpreis und eine sich wieder erholende Konjunktur in Amerika die Aktienkurse stützen. Vor allem Automobil- und Chemiewerte, aber auch Finanzwerte gehören zu Holschuhs Favoriten.
Als andere Banken die Dax-Prognose zurücknahmen, hat die DZ Bank vor wenigen Tagen ihr Dax-Ziel für die kommenden zwölf Monate auf 8300 Punkte hochgeschraubt. Holschuh setzt darauf, dass vom Jahr 2010 an noch eine weiterer Phase konjunkturellen Aufschwungs kommt - und mit höheren KGVs einhergeht. Hanno Mussler"
Text: F.A.Z., 20.06.2008, Nr. 142 / Seite 19

Freitag, 20. Juni 2008

Stau

Nur der Stau ist uns sicher
Verkehrswissenschaftler zur Zukunft der Straße

"Stau ist eine der größten Bedrohungen unserer ökonomischen Prosperität und Lebensqualität. Stau ist kein unvermeidlicher Lebensumstand. Er ist weder ein wissenschaftliches Mysterium noch eine unkontrollierbare Macht. Stau ist das Ergebnis mangelhafter Politik und des Versagens." Diese klaren und ungeschönten Aussagen hörte man in der vergangenen Woche auf der Fachtagung "Kommunikation und Mobilität" der Alcatel-Lucent-Stiftung Kommunikationsforschung. Allerdings nicht von den anwesenden Verkehrsexperten und -wissenschaftlern, auch nicht als Statement der Referenten oder der Teilnehmer aus der Politik. Das markante Zitat stammt vielmehr aus einer Studie des amerikanischen Verkehrsministers Norman Mineta. Und seine Nachfolgerin Mary Peters formulierte es im Januar in der "Transportation Vision for 2030" noch deutlicher: "Unser gegenwärtiges Verkehrsmodell ist am Ende."

Wie sieht es in Deutschland aus? Magnus Lamp vom TÜV Rheinland fasste die Prognosen der Bundesregierung zusammen: Im Güterverkehr ist Deutschland die Logistikdrehscheibe Europas. Bis Mitte des Jahrhunderts wird sich die Verkehrsleistung im Güterverkehr mehr als verdoppeln und zum Großteil mit Lastwagen auf der Straße abgewickelt werden. Weder die Einführung der Lastwagen-Maut noch die steigenden Dieselpreise brachten die Güter auf Schiff oder Schiene. Und alle Prognosen der Vergangenheit waren stets zu vorsichtig. Dass ein 40-Tonnen-Sattelzug die Straße so stark belastet wie 160 000 Autos und jeder fünfte Autobahntote auf das Konto des Schwerverkehrs geht, sei ebenfalls angemerkt.

So ist die Frage aufgeworfen, wie Politiker und Wissenschaftler dem Problem begegnen. Was die Bundesregierung betrifft, die einen "Masterplan Güterverkehr und Logistik" entworfen hat, darf man nicht viel erwarten. Es wird so gut wie keinen Ausbau der Straßen-Infrastruktur geben, vermutlich aber eine Staffelung der Mautgebühren nach Tages- und Uhrzeit. Auch soll auf Baustellen künftig schneller gearbeitet werden. Gebetsmühlenhaft wird die Stärkung des Schienenverkehrs beschworen. Die Einnahmen des Staates aus Abgaben für den Kraftverkehr (Mineralölsteuer, Kraftfahrzeugsteuer, Ökosteuer, Mehrwertsteuer und Maut) beliefen sich im vergangenen Jahr auf fast 54 Milliarden Euro. Weniger als ein Viertel (12,6 Milliarden) fließt in Ausgaben für das Straßenwesen zurück. Vor zehn Jahren war es noch ein Drittel und vor 20 Jahren die Hälfte. Der Staat zieht sich also immer mehr zurück, und Ausgaben für den Straßenverkehr werden als "Subvention" gebrandmarkt oder als besondere Vergünstigung verstanden.

Auch die in Berlin zusammengekommenen Verkehrswissenschaftler lässt der drohende Autobahn-Kollaps ratlos. Man konzentriert sich auf das, was man schon vor zehn Jahren vorgetragen hat: Moderne Kommunikationstechnik bietet Optimierungsreserven für den Verkehr. Man setzt auf eine "modale" Verteilung des Verkehrsaufkommens und erhofft sich damit eine Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs. Der vernünftige Bürger soll an alle Fortbewegungsmöglichkeiten denken, nicht nur ans Auto. Er soll schnell und einfach Informationen an die Hand bekommen, welche Verkehrsmittel mit welchen Reisezeiten und Kosten parat stehen. Er soll bemerken, wie attraktiv der öffentliche Verkehr ist. Zugangshürden wie die unterschiedlichen Tarifsysteme sind abzubauen. Die vorhandene Infrastruktur soll also transparent gemacht werden, und zwar nicht nur zu Reisebeginn. Gegebenenfalls erhält man "on trip" weitere Daten über Staus oder andere Störungen und wechselt unterwegs das Verkehrsmittel.

Neu ist nur, dass die Kommunikationstechnik für diese Ideen dank Internet und Mobilfunk mittlerweile funktioniert. Ulrich Fastenrath von T-Systems Traffic schilderte indes den ungeheuren Aufwand, überhaupt zuverlässige Informationen über den Ist-Zustand auf der Straße zu gewinnen. So stellt sich am Ende der Tagung eine gewisse Ernüchterung ein: Das Auto bewältigt derzeit mehr als vier Fünftel der Gesamtleistung im privaten Personenverkehr. Ungeachtet der hohen Benzin- und Dieselpreise steigen nur wenige Menschen um. Öffentliche Nahverkehrsmittel und Eisenbahn erbringen lediglich 13 Prozent der Personenbeförderung. Wir wagen hier die Prognose, dass sich auch weiterhin nichts ändern wird. Und wenn sich etwas ändern soll, muss man über eine andere Gesellschaft reden. Lassen wir also die Verkehrslawine auf uns zurollen. Michael Spehr
Text: F.A.Z., 10.06.2008, Nr. 133 / Seite T3

ERDERWÄRMUNG MACHT PAUSE, Glühbirnen, Braunkohlenutzung


10°-22° s/b

-"Mit Erhard in die Zukunft.
Dem Mitbegründer der Sozialen Marktwirtschaft, Ludwig Erhard, ging es vor allem um Eigenverantwortung und Freiheit für den Einzelnen. Leider ist das eingetreten, was er befürchtet hat. Der Drang nach Sicherheit hat das Freiheitsgefühl untergraben. ...
FAZ.NET Wirtschaft20. Juni 2008

- "McCain will Zahl der Atomkraftwerke verdoppeln.
Hohe Strom- und Spritpreise lassen die Energiepolitik ins Zentrum des amerikanischen Wahlkampfes rücken. Erst brachte McCain das Thema Ölförderung auf. Dann wollte Obama mit dem Emissionshandel punkten. Jetzt ist wieder McCain an der Reihe - und macht sich an das heikelste Thema heran: Atomkraft. ..."

- Neues vom Modellbasteln: " 'DIE ERDERWÄRMUNG MACHT PAUSE.' Der Hamburger Klimaforscher Mojib Latif erklärt im FOCUS-Interview, warum die globale Erwärmung eine Pause einlegt. FOCUS: In Ihrer neuen Studie sagen Sie einen Stillstand der globalen Erwärmung bis etwa 2015 vorher. Dabei galt bislang als sicher, dass der Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre die Erde mehr oder weniger direkt erwärmt. Was ist der Grund für Ihre abweichende Prognose?
Latif: Es gibt neben der langfristigen durch uns Menschen angestoßenen globalen Erwärmung kurzfristige natürliche Klimaschwankungen. Diese können für einige Jahre den menschlichen Einfluss maskieren. Und genau dieses prognostizieren wir für das kommende Jahrzehnt. Konkret haben wir die Veränderungen der Meeresströmungen der letzten Jahrzehnte in unsere Berechnungen einbezogen. FOCUS: Ihr Modell betrachtet hauptsächlich den Nordatlantik. Für den tropischen Atlantik und Afrika zeigt es, wie Sie in der Studie schreiben, Schwächen. Wie können Sie dann globale Aussagen treffen?
Latif:Unser Modell ist global und berechnet die Änderungen der Meeresströmungen weltweit. Insbesondere der tropische Pazifik kühlt sich leicht ab und trägt damit wegen seiner enormen Fläche zu der Atempause beim Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bei. Und die Verhältnisse im pazifischen Bereich werden sehr gut vom Modell simuliert. ... FOCUS: NASA-Forscher prognostizieren aufgrund von Satelliten-Daten, daß die Erde sich sogar 20 bis 30 Jahre lang abkühlt ... " Das komplette Interview lesen Sie in FOCUS 25/2008 // Seit zehn verändert sich die statistische Temperatur nicht mehr (ohnehin eine zweifelhafte Konstruktion). Da läßt sich Latif etwas einfallen. Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Ich bin schon auf 2015 gespannt.

AUF DEM WEG ZUR UMWELTDIKTATUR: * EU will Glühbirnen verbieten.
- " Die Freiheit „herkömmliche“ Lampen zu kaufen. Hin und wieder nehmen sie sich aber auch die Freiheit, „herkömmliche“ Lampen zu kaufen. Weil diese das wärmere Licht abgeben oder weil sie gedimmt werden können. Oder einfach nur deshalb, weil man sie schöner findet."
"Das aber darf künftig nicht mehr sein. Brüssel muss die Bürger auf Linie bringen, ohne den Kräften des Marktes zu vertrauen. Doch wo Energie teurer wird, wird sie effizienter verbraucht, ganz automatisch, ohne politischen Eingriff. Warum nur haben selbst die von der EU stark geförderten Iren plötzlich Vorbehalte gegenüber Europa? Warum nur?" FAZ

- Prof. Dr. Carl Christian von Weizsäcker: "Ein Ausstieg Deutschlands aus der Braunkohlenutzung gefährdet nicht nur unsere Energieversor-
gung" (http://www.braunkohle-forum.de/)

- "Kaum spekulatives Geld im Ölmarkt
Die Marktakteure blicken mit Spannung auf eine Konferenz in Saudi-Arabien. Dort treffen sich Vertreter der größten Öl produzierenden und verbrauchenden Nationen um über den gestiegenen Ölpreis und ein weiteres, gemeinsames Vorgehen zu sprechen.
FAZ.NET Finanzen19. Juni 2008

Donnerstag, 19. Juni 2008

Energiepolitik: Stromausfall


14-22° s/Sch
- In das Andere, Unübersetzbare eintauchen, bis alle Begrifflichkeit zerfällt: "Prof. jur. Bernhard Großfeld, Münster , 18.6.08
Ordnungsgesänge: Interkulturelle Begegnung." // Wir singen uns ein Recht.

- " Methan. Die Vegetation als Quelle für ein Treibhausgas. Sie tun es tatsächlich: Auch Pflanzen bilden das Treibhausgas Methan. Von Reinhard Wandtner, FAZ 21.5.08"
Methan gilt als weit stabileres Treibhausgas als das lebensnotwendige CO2. Schlagen die Spezialklimafreundeschützer jetzt vor, den Regenwald zu verbuddeln?
Das ist der Fluch der dummen Tat,
Daß sie fortwährend Dummes muß erzeugen.
Komm. zu: "Klimawandel. Die Techno-Kreationisten an der Klimafront ..." FAZ 17.6.
Man muss nur dran glauben: Großtechnische Visionen treiben die Forschung wider den Klimawandel an. ..."

- "Energiepolitik- Stromausfall nicht ausgeschlossen. Im Jahr 2020 werden in Deutschland die Kapazitäten von zehn Kohlekraftwerken fehlen. In der Energiepolitik sägen die Deutschen unbekümmert an dem Ast, auf dem sie sitzen. Am Klima- und Energiekonzept der Bundesregierung und Gabriels Prognosen sind Zweifel angebracht. FAZ.NET Politik17. Juni 2008"
- Prof. Dr. Carl Christian von Weizsäcker: "Ein Ausstieg Deutschlands aus der Braunkohlenutzung gefährdet nicht nur unsere Energieversor-
gung" (http://www.braunkohle-forum.de/)

- Wenn der Chef nicht nur eine Protokollführerin ist: " Bush will Öl vor der Küste fördern. Von Claus Tigges, Washington
Bush Senior untersagte der Regierung, Gebiete an den Küsten Floridas und Kaliforniens mit mutmaßlichen Ölvorkommen an Ölkonzerne zu vermieten
18. Juni 2008 Der amerikanische Präsident George Bush will die Ölförderung vor den Küsten der Vereinigten Staaten zulassen, um die heimische Produktion zu steigern und die Abhängigkeit von ausländischem Öl zu verringern. Bush schloss sich am Mittwoch einem entsprechenden Vorschlag des republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain vom Vortag an und forderte den Kongress auf, ein seit 1982 bestehendes Moratorium für das „sichere, umweltfreundliche Bohren nach Öl vor der Küste“ aufzuheben.
Der Gouverneur von Florida, Charlie Crist, der bisher die Erschließung der Öl- und Gasvorkommen vor der Küste des Bundesstaates abgelehnt hat, schloss sich ebenfalls McCain und Bush an. Crist wird als möglicher Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten unter einem Präsidenten McCain genannt.
Bush wird womöglich eine Verfügung seines Vaters aufheben
„Der Präsident meint, der Kongress solle keine Zeit mehr verlieren“, sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses. Bush selbst wird womöglich eine Verfügung aufheben, die sein Vater als Präsident im Jahr 1990 erlassen hat und die der Erschließung der Ölvorkommen vor den Küsten Floridas und Kaliforniens einen zusätzlichen Riegel vorgeschoben hat. Die Verfügung von Bush Senior untersagt es der Regierung, die Gebiete mit den mutmaßlichen Vorkommen an Ölkonzerne zu vermieten. Auch der Bruder des derzeitigen Präsidenten, Jeb Bush, hat während seiner Amtszeit als Gouverneur von Florida das Verbot unterstützt.
Nach Auskunft des republikanischen Kongressmitglieds John Peterson wird nun im Weißen Haus eine Aufhebung der Verfügung ernsthaft erwogen. Sowohl das Moratorium des Kongresses als auch die präsidiale Verfügung stammen aus einer Zeit, in der es häufiger als heutzutage zu Ölkatastrophen kam, weil die Ölkonzerne weniger Erfahrung im Bohren in tiefen Gewässern hatten.
Politischer Druck hat sich erhöht
Durch den rasanten Anstieg des Ölpreises und den rekordhohen Benzinpreis hat sich der politische Druck erhöht, zumindest einen Teil der heimischen Reserven auszubeuten. Es ist allerdings nicht ganz klar, über wie viel Öl die Vereinigten Staaten verfügen. Das Energieministerium schätzt die gesicherten Vorkommen auf rund 21 Milliarden Barrel (159 Liter). Rund ein Fünftel davon ist vom geltenden Verbot betroffen.
Amerika deckt mehr als die Hälfte seines Ölbedarfs über den Import. Führende Lieferanten sind Kanada, Saudi Arabien, Mexiko, Nigeria und Venezuela. Im Gegensatz zu McCain plädiert Bush seit langem für eine Erschließung weiterer Ölvorkommen unterhalb eines Naturschutzgebiets in Alaska. McCain lehnt dies aus Umweltschutzgründen ab, ebenso wie sein demokratischer Widersacher Barack Obama. Obama will auch das Moratorium für das Bohren vor den Küsten nicht aufheben." 18.6. FAZ

- Der Satz vom Grunde bedarf in den meisten Fällen der Ergänzung: eine Mehrzahl von Faktoren erzeugt interaktiv eine komplexe Gemengelage, die schwer durchschaubar ist.

Mittwoch, 18. Juni 2008

Methodisten, Tarifabstinenz, Hirnanatomie von Homosexuellen


9°-24° s; Glühwürmchentreiben unter gelbem Mond. Nachtleuchtender Himmel wie bei Magritte.

- Es ist bedauerlich und ein unlösbares Problem, daß sich Rudeltiere für jeden Unsinn instrumentalisieren lassen.

- Regenwaldbrandrodung Indonesien (- 26.000qkm/jährlich); Uganda, Kongo, Brasilien

- - "Überkreuzt. Hirnanatomie von Homosexuellen.
In den Hirnen homosexueller Männer und Frauen haben Forscher des Karolinska-Instituts anatomische Spezialitäten entdeckt. Wie Per Lindström und Ivanka Savic in den "Proceedings" der amerikanischen Nationalakademie berichten, zeigten Hirnbilder von Lesbierinnen wie jene heterosexueller Männer leichte Asymmetrien, während Schwule genau wie heteroxuelle Frauen symmetrisch gebaut sind. Auch der Mandelkern, der Gefühle verarbeitet, sei "überkreuz" verdrahtet. " F.A.Z., 17.06.2008, Nr. 139 / Seite 43

- Schlimmer Armutsfall Methodisten: "In Oxford gründete sein Bruder Charles 1726 mit zwei Mitstudenten den "Holy Club", in dem sie sich zum Bibelstudium und vertieften geistlichen Leben zusammenfanden. Nachdem John sich ihnen angeschlossen hatte, wurde er sehr schnell der Leiter und Organisator der Gruppe. Sie studierten täglich drei Stunden das Neue Testament, fasteten zweimal wöchentlich, besuchten Gefangene, Kranke und Arme und spendeten alles Geld, das sie nicht unbedingt zum Lebensunterhalt brauchten. Die Gruppe, wegen ihres methodisch geführten Gemeinschaftslebens spöttisch "Methodisten" genannt, vergrößerte sich, und 1735 trat ihr auch George Whitefield bei. (Wikip.)

- Ach, die Dichter: "Nackter Weltgeist

Man könnte einmal den Weg der Moderne von einer bloß passiven Décadence des neunzehnten Jahrhunderts, ihrer Ästhetisierung der Halbwelt, in die aktive Idealisierung des Verbrechens bei den Avantgarden nach 1910 beschreiben. Am Ende dieses Wegs fände man Walter Serners Kriminalgeschichten, deren Helden meist Gauner, Diebe und Zuhälter sind. weiter
Hoddis, Jakob van: Dichtungen und Briefe
FAZ.NET Feuilleton04. Januar 2008"

- Ach, die Richter: " Tarifflucht nur in Grenzen zulässig . ama. FRANKFURT, 5. Juni. Arbeitgeberverbände dürfen Unternehmen Mitgliedschaften mit und ohne Bindung an Tarifverträge anbieten. Das hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Erfurt entschieden. Allerdings müssten die Verbände sicherstellen, dass nicht tarifgebundene Mitglieder keinen direkten Einfluss auf tarifpolitische Entscheidungen nehmen. Auch eine kurzfristige Tarifflucht erlaubte das Gericht nur in Grenzen. Ein Wechsel der Mitgliedschaft kurz vor einem Tarifabschluss sei nur möglich, wenn die Gewerkschaft vorher informiert werde. Sonst habe der Tarifvertrag doch Bindungswirkung. Auch der Arbeitgeberverband sei verantwortlich für die Funktionsfähigkeit der Tarifautonomie, begründete das BAG. Wenn eine Tarifvertragspartei kurzfristig aus der Tarifbindung aussteige, störe dies die Grundlage des gesamten Tarifabschlusses. Im konkreten Fall hatte der Verband Druck und Medien Bayern mit Verdi ein Lohnabkommen paraphiert. Bevor es in Kraft treten konnte, wechselte eine Druckerei in eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung. Weil die Gewerkschaft nicht informiert wurde, muss der Betrieb nun eventuell dem klagenden Mitarbeiter doch den Tariflohn zahlen (Az: 4 AZR 419/07). Text: F.A.Z., 06.06.2008, Nr. 130 / Seite 14

- Seit langem zu offen: "SPD will Bildungswege öffnen. enn. BERLIN, 17. Juni. Die SPD will sich gegen den wachsenden Fachkräftemangel wappnen. Noch in dieser Legislaturperiode wollen die Sozialdemokraten den Rechtsanspruch auf das Nachholen eines Hauptschulabschlusses durchsetzen. F.A.Z.17. Juni 2008

Dienstag, 17. Juni 2008

Neidgesellschaft, charismatischer Bandit

8°-18° s
- Österreich hat haushoch gewonnen: 4,2% Arb.losigkeit in 2008 (Deutschland 7,5% ! )

- Obama-Wahlkampfnotiz. Das religiöse Gefühl wird immer von Politikern und Führern aller Art mißbraucht werden können. Mit einer bestimmten Religion hat es nichts zu tun. Es speist sich aus Gruppengefühlen. Gern tritt es mit einem "Reinheitsgebot" auf, das dem religiös Fühlenden einerseits ein Überlegenheitsgefühl gibt, andererseits ihm ein unendliches Programm zur Selbstheiligung aufgibt. Darin steckt auch die sportive Motivation, immer besser zu werden. Leicht wird daraus eine moralistische Endlosspirale.
- NZZ 14.6. Umstrittener irakischer Pakt mit Amerika: das Photo zeigt etwa 15 schwarz vermummte Frauen, die ein Plakat des Vaters von Muktada as-Sadr zeigen. Ihr religiöses Verehrungsgefühl gilt einem charismatischen Banditen. Interessant ist, daß auch Charisma erblich sein kann.- Es ist bedauerlich und ein ewiges Problem, daß sich Rudeltiere für jeden Unsinn instrumentalisieren lassen.- Schwarz, übrigens, nimmt mehr Wärme auf als Weiß.

- "Ölpreis. Lob der Spekulation. Der Preisauftrieb am Ölmarkt hilft, die Verbraucher zum sparsamen Energieeinsatz anzuhalten. Er lenkt die Ölproduzenten, mehr in Forschung, Förderung und Verarbeitung zu investieren. Die Preissignale sind mächtiger als jeder Appell von Politikern. weiter
FAZ.NET Wirtschaft16. Juni 2008

- Nichts Neues aus der Neidgesellschaft: "Umfrage zur Sozialen Marktwirtschaft
Bürger finden Einkommensverteilung eher „nicht gerecht“
Die große Mehrheit aller Deutschen empfindet die Verteilung von Einkommen und Vermögen nicht als gerecht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung, die an diesem Montag anlässlich des 60. Jahrestages der Sozialen Marktwirtschaft vorgestellt wird. weiter
FAZ.NET Wirtschaft15. Juni 2008