Mittwoch, 29. Februar 2012

Rom gefiel ihm gut







Wenn nur Humboldt daraufsteht mit Goldrand, hier eine Werkauswahl von 1917, dann handelt es sich um den Wilhelm (1767-1835), den Neuhumanisten und preußischen Kultusminister unter Friedrich Wilhelm III.; als liberaler Politiker überwarf er sich Ende 1819 mit diesem. Die Zeit der großen preußischen Reformen war vorbei. Die von ihm mitgegründete Berliner Universität trägt seinen Namen.

“ Ich mache keine Ansprüche auf die meisten anderen Vorzüge, nicht auf Talente und Gelehrsamkeit. Aber gern möchte ich Anspruch machen auf den Vorzug: Mensch und gebildeter Mensch zu sein. “
Wilh. v. Humboldt

Der Münsteraner Historiker Karl-Ernst Jeismann starb dieser Tage. Der Kategorie “Historische Bildung” galt sein besonderes Interesse.
Der Bildung insgesamt galt das Wirken Hartmut von Hentigs, dem jetzt, wegen seiner Verschweige- und Vertuschungspolitik in Sachen Sex-Serientäter Gerold Becker, der Comenius-Preis aberkannt wurde. Dieses sehr gebildete Pädagogen- und Freundespaar demonstriert einmal mehr, wie weit die Macht der Bildung reicht: bis zum nächsten primitiven Interesse.

Dienstag, 28. Februar 2012

Nichts Genaues weiß man nicht




Das Licht der Sonne trifft kurzwellig auf die Erde (blaue Pfeile) - diese strahlt langwellig (rot) wieder ab.
Es gibt allerdings viele Arten von Wolken - vereinfacht: Höhenwolken und Tiefenwolken; die Faustformel lautet, daß Höhenwolken durch die Reflektion des Sonnenlichts in großer Höhe einen eher kühlenden Effekt besitzen, weil eben nur ein Bruchteil der Sonnenstrahlen überhaupt die Eroberfläche erreicht - und daß Tiefenwolken per Saldo durch die Wärmerückstrahlung eine wärmende Wirkung ausüben, dies insbesondere nachts, denn tagsüber sorgt eine Wolkendecke für Kühlung, weil sie weniger Sonnenlicht zum Erdboden durchläßt.
Die Wolkenbildung ist im Zusammenspiel mit der Sonne also der entscheidende Faktor im Klimageschehen, alles andere läuft unter zweitrangige Einflußgrößen.

(Bild bei http://meteoklima.wordpress.com/2012/02/22/abkuhlung-durch-tiefere-wolken/#comment-23)




- Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e.V. (IfT) Leipzig: “Trotz dieser wichtigen Beziehungen zwischen Mensch, Aerosolen und Wolken sind die physikochemischen Prozesse von Aerosol- und Wolkenbildung und die Wechselwirkungen mit Gesundheit und Klima noch wenig verstanden. Dies liegt vor allem an Schwierigkeiten bei der Analyse der beteiligten kleinsten Stoffmengen und an dem komplexen Verhalten troposphärischer Mehrphasensysteme, deren Einzelprozesse in der Atmosphäre nicht klar getrennt beobachtet werden können. In der gegenwärtigen Klimadiskussion zum globalen Wandel spiegelt sich diese Kenntnislage in den sehr viel größeren Unsicherheiten in allen zu Aerosol- und Wolkenwirkung veröffentlichten Zahlen im Verhältnis zu Treibhauseffekten der Gase wider.” www.tropos.de/ift_institut.html

- “... Der bisher unbekannte Wolkenhalo, so schreiben die Forscher jetzt in den "Geophysical Research Letters", habe wie alle Aerosole einen großen Einfluss auf die Strahlungsbilanz, gehe aber bisher nicht in die entsprechenden Berechnungen ein. Bislang hat die Forschergruppe den Wolkenschleier nur an einzelnen, besonders großen Wolken genau untersucht. Die Wissenschaftler nehmen aber an, dass jede Wolke von einem solchen Halo umgeben ist. Eine typische Verteilung der Wolken zugrunde gelegt, könnten dann mehr als dreißig Prozent der bisher für wolkenfrei gehaltenen Himmelsfläche in Wirklichkeit von dem Wolkenhalo "verschleiert" sein. Wenn sich diese bisher nur aus wenigen Satellitenmessungen abgeleiteten Ergebnisse bestätigen sollten, müssten eine Reihe von Klimamodellen korrigiert werden. In ihnen würden dann nämlich der Aerosolgehalt der Luft und damit das Rückstrahlverhalten der Atmosphäre deutlich unterschätzt.” (Bislang übersehen: Feine Wolken-Halos: Ist die Rückstrahlung der Erdatmosphäre stärker als erwartet?
HORST RADEMACHER, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2007)

Montag, 27. Februar 2012

Let the good times roll





Alles schön verteilen und immer nachlegen



Ich habe mir jetzt doch den neuen Rolls bestellt. Den kann ich mir zwar nicht leisten, aber ich habe ein prima Überziehungskreditsystem: Target Rolls. Den Kredit nehme ich bei der BMW-Bank auf, die die Verkäufe von BMW unterstützt, und Rolls Royce gehört zu BMW. Die BMW-Bank gibt den Kredit an die Bundesbank weiter, die wiederum liefert ihn der EZB ein. Irgendwann wird die dann merken, daß ich den Kredit nicht bedienen kann und tritt ihn an ihre Schlechtbank ab namens Sicherungsbank Großer Schutzschirm. Deren Eigenkapital stammt aus den Steuerkassen, in die auch BMW viel einzahlt. Bei mir ist nichts zu holen, denn ich gehöre dem großen Heiligen Euro-Friedensschuldnerbund an, der stets damit droht, keine Luxuskarossen mehr zu bestellen, nicht einmal mehr Opels. Das zieht immer. So habe ich schon den Phaeton und den Bentley erworben. Das fördert das Bruttosozialprodukt und die Beschäftigung. Ist doch prima.
So funktioniert auch das Euro-Target-System. Die einen liefern die Waren, die anderen bezahlen mit Krediten, die dritten reichen die Kredite weiter, und so fort. Der Geschäftsumfang steigt und steigt, jetzt sind es 782 Mrd. im Euro-System an Target-Forderungen.
Die Euro-Zone ist eben das Ei des Kolumbus. Oder das System Madoff-Mirakel. Man muß einfach immer mehr ins Boot holen, die Chinesen zum Beispiel. Das stärkt auch den Weltfrieden. Und das wollen wir doch alle. Salami aleikum.

Sonntag, 26. Februar 2012

Wie nützlich, fragte Friedrich








“ Für die Politik ist es völlig belanglos, ob ein Herrscher religiös ist oder nicht. Geht man allen Religionen auf den Grund, so beruhen sie auf einem mehr oder minder widersinnigen System von Fabeln. …
Die Juden sind von allen diesen Sekten die gefährlichsten; denn sie schädigen den Handel der Christen und sind für den Staat nicht zu brauchen. Wir haben die Juden zwar wegen des Kleinhandels mit Polen nötig, aber wir müssen verhindern, daß sie sich vermehren. “

Friedrich II., Politisches Testament von 1752, Die Geistlichen und die Religion, S. 44

Anmerkung: Gemeint sind die orthodoxen Religionsjuden. Nicht die religionslosen oder konvertierten Juden. In der Wissenschaft im Preußen des 19. Jahrhunderts gab es viele assimilierte Wissenschaftler jüdischer Herkunft, mehr als in anderen europäischen Ländern.

- Jendouba, Tunesien: Nach Festnahme eines Salafisten wurden ein Polizeigebäude und der Parteisitz des “Kongresses für die Republik” in Brand gesetzt; Alkoholtrinker wurden bedroht, Frauen in Röcken oder Hosen geschlagen. Über die Lautsprecher der Moscheen sei zum "Heiligen Krieg" aufgerufen worden. Die islamistische Regierungspartei Ennahda duldet den Terror ihres Koalitionspartners. (FAZ, TAP, Reuters)

- Teheran: Pastor in iranischer Todeszelle. Einem vom Islam konvertierten Christen droht wegen "Abfalls vom Islam" die Hinrichtung. Der 34-jährige Youcef Nadarkhani hat als Jugendlicher seinen Glauben gewechselt. Dafür soll er jetzt sterben, aufgrund des überlieferten Ausspruchs (Hadith) des Propheten Mohammed rekurrieren: "Wer den Glauben aufgibt, den tötet!"

Samstag, 25. Februar 2012

Rätselhaft







Wertrelativismus, Wertantinomien und wechselndes Wertgefühl machen alles etwas nebelhaft, dazu kommen dann noch die Wertnebelkerzenwerfer





“ Warum die Welt gerade so ist, wie sie ist, wissen wir nicht”, meinte Nikolai Hartmann (Einführung in die Philosophie, S. 182) Seit dem Urknall ist die Welt ein Rätsel, und davor war es noch schlimmer. Warum es in der Kreide so schön warm war und dann im Tertiär die Pole vereisten, wir wissen es nicht. Warum einer Bier dem Bordeaux vorzieht, alles rätselhaft.Aber es ist so, was dem einen die Eule, ist dem anderen die Nachtigall.

” Von einem Wert erfaßt zu sein bedeutet, daß man sich gedrängt fühlt, ihn im Leben zu verwirklichen “ so Hartmann (a.a.O., S. 177). Deswegen fährt der junge Mann gerne mit aufgedrehtem Autoradio durch die Gegend und kurbelt die Scheibe herunter. Aber: “ Was für den einen ein Wert ist, kann für das ganz anders geartete Ethos des anderen ein Unwert sein. “ (ders., a.a.O., S. 158) Hier fangen die Werte an, polemogen zu werden, kriegstreibend. Schon in einer Person können die Werte aufeinanderschlagen, zwei Seelen, ach, in meiner Brust, die Blonde oder die andere, und meist schließt der eine Wert den anderen aus. Oder er tyrannisiert sogar alle anderen, wie bei Michael Kohlhaas, der seiner Gerechtigkeitsvorstellung frönt und alles andere vernichtet. Hartmann hat dafür die treffende Wendung von der TYRANNEI DER WERTE gefunden, und diese Streitlust des Wertebewußtseins wirkt sich auch international und interkulturell aus. Religionskonflikte besitzen hier eine Energiequelle und meist gilt, daß die primitivste Religionsform die kriegerischste ist.

Moralen und ihren Wertelisten ist daher der Kredit zu versagen, ein offener Wertpluralismus entschieden zu fordern. Erfahrungswerte können dabei helfen, allgemeinverbindliche Regeln aufzustellen und weiterzuentwickeln, die das gesellschaftliche Miteinander regulieren um des lieben Friedens willen.

Freitag, 24. Februar 2012

Werte, Werte, sie öffnen ihre Flügel und lauter Lametta fällt heraus





Sind diese Windmühlen nicht teuer, unzuverlässig und häßlich?
Nein, nein, wir müssen die Natur schonen, nachhaltig wirtschaften und an unsere Kinder denken.

(Karikatur: josh / www.cartoonsbyjosh.com/index.html )


“Stellenwert der Werte” will das Aphorismus-Archiv Hattingen erkunden. 5 Zusendungen bis 30.3.12.
Welche 5 sollen es denn sein?

1. Hinter den Werten die Werteverwerter.

2. Die größten Heuchler vertreten die heiligsten Werte.

3. Unter den weichen Werten die harten Fakten.

4. Hinter einem großen Wert steckt oft ein kleiner Betrüger.

5. Nur die Lebenskunst kennt sich in den Verfallsdaten der Werte aus.

6. Gut getarnt sitzen Abkassierer gern im Wertehinterhalt.

7. In der Wertnuß sitzt meist ein tauber Kern.

8. Hinter der Wertemaske die Abzocker.

9. Wertebewußtsein hört sich besser an als Subventionserschleichung.

10. Kaum dreht man sich um, ist alles anders. O tempora, o mores!

11. Ein Wert frißt gern den andern auf.

12. Lebenskunst entsorgt Wertemüll.

13. Würdige Werte! Würdet ihr nicht immer in die Tyrannei der Werte umschlagen, wie liebt' ich euch!

14. In der Wertnuß sitzt meist ein tauber Kern.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Ulrike: „Natürlich kann geschossen werden.“ Als Böll und Wagenbach Schützenhilfe leisteten





konkret 17/1970

Die Linkspostille war Klaus Rainer Röhls Blatt, Ulrike Meinhof war mit Röhl verheiratet; später erzählte uns der gewandelte und gereifte Röhl, daß die SED das Blatt regelmäßig bezuschußte.



Ende Februar 1975 wurde Peter Lorenz, Berliner Bürgermeisterkandidat der CDU, von Terroristen des 2. Juni, einer Schwester der Terrorgruppe RAF (Rote Armee Fraktion), entführt und in Kreuzberg versteckt. Die Entführer verlangten die Freilassung und Ausreise der sechs inhaftierten Gesinnungsgenossen Horst Mahler, Verena Becker, Gabriele Kröcher-Tiedemann, Ingrid Siepmann,Rolf Heißler und Rolf Pohle, die tatsächlich in den Jemen ausgeflogen wurden. Sie kehrten später in den Terrorkampf zurück. Lorenz wurde freigelassen, nicht wie Schleyer später erschossen.

Geschossen wurde seit der Befreiung des Kaufhausbrandstifters Baader 1970 durch Meinhof, Ensslin u.a., der Bibliotheksangestellte Georg Linke wurde lebensgefährlich verletzt. Danach hielten sich von Juni bis August 1970 Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Horst Mahler, Peter Homann, Brigitte Asdonk und weitere Linksterroristen in einem Lager der palästinensichen Terrorgruppe Fatah in Jordanien auf und wurden dort militärisch ausgebildet.
Die Banden verübten 34 Morde, zahlreiche Verbrechen, Bombenanschläge, Banküberfälle, eine ganze Reihe Entführungen und Erpressungen. Mit ihren Manifesten, Erklärungen, Flugblättern und Pressemitteilungen fanden sie weiten Beifall in den Linksmedien, bei vielen Professoren, Lehrern und Journalisten. Die Baader-Befreiung hatte der Verleger Klaus Wagenbach eingefädelt, der Schreiberling Heinrich Böll forderte freies Geleit für die Bandenchefin und Ex-konkret-Chefkolumnistin Ulrike Meinhof. Diese breite Unterstützerszene führte auch zu vielen Mauerbeschriftungen, beliebt war bei Schülern und Studenten die Aufzählung von Mordopfern der RAF und die Zufügung eines lokalen Namens, etwa des Schuldirektors:
“ Buback, Ponto, Schleyer - der nächste ist der Weyer! “ (Cusanus-Gymnasium GL)

- << Böll: Freies Geleit für Ulrike Meinhof

Als "Verfolgte und Denunzierte, die sich in die Enge begeben haben in die Enge getrieben worden sind und deren Theorien weitaus gewalttätiger klingen als ihre Praxis ist" -- so schätzt der Schriftsteller Heinrich Böll, Präsident des Pen international, in einem SPIEGEL-Beitrag die Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe ein. Für Ulrike Meinhof fordert Böll "freies Geleit", für Axel Springer, dessen "Bild" er "nackten Faschismus" vorwirft, einen Prozeß "wegen Volksverhetzung". >>
SPIEGEL 3/1972

- "Wir sagen, natürlich, die Bullen sind Schweine, wir sagen, der Typ in der Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihm auseinanderzusetzen. Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden."
In: Der Spiegel Nr. 25 vom 15. Juni 1970; S. 74 f. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44931157.html
/ Wikiquote

Mittwoch, 22. Februar 2012

Schnackseln





Zuglust - der erste Kranichkeil zieht nach Norden - sieht man in der Vergrößerung (draufklicken)



“Der Neger schnackselt halt gern”, meinte Frau Gloria Thurn und Taxis in einer Radiosendung vor geraumer Zeit und plädierte für Familienplanung im promisken Afrika. Nun schnackseln nicht nur die Neger gern, sondern alle Welt und schon zu Platons Zeiten und viel Zeit wurde dabei verbraucht und viele Kinder gezeugt. Platon hatte dafür ja keine Zeit, und auch die Stoiker betrachteten das Schnackseln mit Abstand.

Epikur gibt zu bedenken: “Keine Lust ist an sich ein Übel. Aber das, was bestimmte Lustempfindungen erzeugt, bringt Beschwerden mit sich, die die Lustempfindungen um ein Vielfaches übersteigen.”
(Katechismus)
Bei seinem Schüler Diogenes von Oinoanda heißt es gar:
“Es ist ein Unglück, daß die, die an der Liebesleidenschaft erkranken, nicht wissen, daß sie die vom bloßen Anblick herrührende Lust sogar ohne Liebesakt vollkommen erhalten, während der Geschlechtsverkehr selbst sowohl bei einer schöneren Gestalt als auch bei einer häßlicheren gleich ist.”
(Hammerstaedt, Heilsbotschaft an der Wand, Text 4, 2009)

Paulus, Augustinus und Thomas haben hier bei der Entwicklung der christlichen Theologie angeknüpft und daraus eine gewisse fromme Leibfeindlichkeit gebastelt, die sich auf die Disziplin und über die Monogamie auf die Studierlust und den Wohlstand der Christen segensreich auswirkte.
Von nichts kommt eben nichts. Oder: Vom weniger Schnackseln kann mehr kommen.

Dienstag, 21. Februar 2012

Mutter, Tochter, Gauck





Prima Opel, aber nicht billig






Die Mutter General Motors macht wieder Gewinn, die Tochter OPEL produziert weiter seit Jahren Verluste - wie kann das sein? Die Autos sind nicht schlechter als andere, wohl eher besser. Warum gelingt Opel nicht, was bei der Mutter erstaunlich schnell gelang? Viele Punkte lassen sich anführen, etwa die Staatsintervention der Abwrackprämie, die zur Hälfte nach Japan und Korea ging, politisch verteuerte Energie - letzendlich sind es aber die hohen Löhne und das Betonkündigungsrecht, die schnellere Anpassungen eines Unternehmens sehr erschweren. Durch staatliche Vorgaben wird die Bewegungsfreiheit eingeschränkt und durch eine unternehmensferne Gewerkschaftspolitik bedrängt. Externe Kräfte regieren in den Betrieb hinein, ohne direkte Verantwortung zu tragen. Selbst im Falle erpresserischer Streiks wie derzeit der Frankfurter Flugvorfeldarbeiter verhindern gewerkschaftsnahe Gesetze und Urteile, daß sich das Unternehmen durch Kündigungen gegen die Erpresser wehren kann, die Tausende Flugreisende blockieren. Damit gleitet die Lohnauseinandersetzung ins Verantwortungslose.
Ob sich der künftige Bundespräsident Gauck auf diesem, für den Industriestandort Deutschland wichtigen Feld der überbordenden Gewerkschaftsmacht, engagieren wird?
Vorgeschlagen haben ihn auch gewerkschaftsnahe Parteien.

Montag, 20. Februar 2012

Gab’s schon in der Eiszeit





Kleine Eiszeit bei Nachtfrost und 3°C mittags.



- Antibiotika-Resistenz gab es schon vor dreißigtausend Jahren, sagen Wright und Kollegen aus Kanada (doi: 10.1038/nature10388). Existierten denn da schon die bösen Bauern, die Antibiotika an ihre Hühner verfütterten? Wohl nicht. Wahrscheinlich liefen die Bauern damals noch einzeln hinter den Hühnern her als Jäger.
Die Bakterien lagen im alaskanischen Dauerfrostboden, ihre Resistenz ist natürlichen Ursprungs, sie ähneln zudem heutigen resistenten Bakterien, die also offensichtlich nicht durch Antibiotikabehandlungen Mutationen ausgebildet haben. (FAZ 14.2.12)

Sonntag, 19. Februar 2012

Bellevue als Altersheim umbauen





Volljurist, Grundgesetzkommentator, staats- und unterschriftserfahren - Roman Herzog wäre ein kompetenter Bürgerombudsmannkandidat und hat schon einen Schreibtisch in Bayern

(Bild: Wiki.)





Bundespräsident - wofür? Als Oberlehrer der Nation? Nein, danke.

Jetzt wäre die Gelegenheit, den unnützen Zopf abzuschneiden. Ohne Phantasie und Gestaltungskraft haben die Autoren des Grundgesetzes diese Ersatzkönigsstelle geschaffen, weil sie glaubten, es gäbe dafür einen Bedarf. Nach zwei teuren Nullnummern im Hause Bellevue - auch dieses Haus paßt nicht zu einer bürgernahen Zivilgesellschaft - wäre es Zeit, diese Stelle zu streichen und der Parteienklüngelei zu entziehen.
Die Gesetze könnten durch einen parteilosen, volljuristischen und für 2 Jahre von allen gewählten Bürgerombudsmann unterzeichnet werden.

Samstag, 18. Februar 2012

Kalte Sonne?




Bild: www.cartoonsbyjosh.com/




Das meiste, was wir wissen, haben wir den Massenmedien entnommen - wenn auch nicht unbedingt einem Boulevardblatt wie der BILD-Zeitung. Wenn diese aber aus der weitgehenden Selbstgleichschaltung der deutschen Massenmedien in Klimafragen herausspringt und vier Beiträge aus klimarealistischer Sicht auf S. 2 abdruckt, dann muß man das als besonderes Ereignis werten und den Autoren Vahrenholt und Werner Weber (TU Dortmund) gratulieren. Und im weiteren auch den anderen Autoren des Buches „Die kalte Sonne – Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet“: dem Geologen Lüning, Nir Shaviv (Uni Jerusalem), Scafetta (Duke Uni) und Svensmark (Danish National Space Institute). Gerade Prof. Svensmark und Prof. Weber erreichen damit ein größeres Publikum. Weber formuliert gegen Ende seines Gastbeitrags:

“Es sollte allerdings nicht vergessen werden, daß mindestens die Hälfte, wenn nicht sogar zwei Drittel der bisherigen Erwärmung auf das Konto der Sonne unter modulierender Mithilfe interner ozeanischer Klimazyklen geht. Der Bezugspunkt für das 2-Grad-Ziel liegt bezeichnenderweise genau in der kleinen Eiszeit, also einer natürlichen Kältephase. Die anschließende Erwärmung hin zu einer Warmphase ist ein natürlicher Prozeß, der sich in der Nacheiszeit routinemäßig alle 1000 Jahre wiederholte. Es ist sicher nicht zielführend, im 2-Grad-Ziel anthropogene und natürliche Ursachen zu vermischen, was jedoch geschehen ist.”
(Vahrenholt, Sonne, S. 321)

Wenn allein diese zusammenfassende Aussage ernstgenommen würde, sparten Europa und die Welt viele unnütze Ausgaben in Abermilliardenhöhe und landschaftsverschandelnde Wind- und Solarbretterparks blieben uns erspart. Ebenfalls die damit verbundenen Netzinstabilitäten.
Man kann dem Buch nur viele Leser wünschen!
Das gilt auch für Wolfgang Thünes neue Veröffentlichung “Propheten im Kampf um den Klimathron. Wie mit Urängsten um Geld und Macht gekämpft wird.”
Der Schwerpunkt bei Thüne liegt auf historischen, meteorologischen und politischen Darstellungen und Herleitungen. Insofern verhalten sich beide Arbeiten in vielen Punkten komplementär. Auch Thüne bereichert die Diskussion und eignet sich zudem gut als einführende Lektüre, etwa in gymnasialen Leistungskursen und Volkshochschulkursen.

Beide Bücher bieten viel Material, weswegen sie mehr als 400 Seiten umfassen. Das macht den kurzen BILD-Beitrag um so wertvoller. Man würde sich jetzt wünschen, Ralf König oder ein anderer Zeichner nähme sich des Themas einmal klimarealistisch an. Der Schriften sind schon viele gewechselt, laßt uns jetzt endlich mehr Bilder sehen.

Freitag, 17. Februar 2012

Emporkömmlinge sind politisch selten erste Wahl







Einen festen Charakter gibt es eher nicht, aber Anhaltspunkte schon: Eysencks Persönlichkeitsquadranten

(s. www.verhaltenswissenschaft.de/Psychologie/Personlichkeit/Gesamtsysteme/gesamtsysteme.htm#Big5)




- Charakterdiagnose, gibt’s das?

Gerd Langguth trug in seiner Merkel-Biographie viele Einzeldaten zusammen und interpretierte sie dann dahingehend, daß Merkel durch ihre Sozialisation in der SED-Diktatur ein eher stärkeres Freiheitsbewußtsein besitze. So hörte sich das auch eine Zeitlang an, inzwischen stellte sich heraus, daß Merkel ihre Meinungen opportunistisch an alles anpaßt, was zeitgeisttransportierende Medien in den Wind und ins Ohr der Wähler flüstern.
Diesen Opportunismus hätte der Politologe Langguth auch aus dem Umstand entnehmen können, daß Merkel Mitglied der SED-Jugendorganisation FDJ wurde und dort auch eine lokale Organisations-Funktion versah. Durch ihren sozialistisch gestimmten Pfarrervater war sie auch evangelisches Gemeindemitglied, exponierte sich dort aber nicht, wie sie auch kein Abzeichen “Schwerter zu Pflugscharen” trug, das Ausweis der SED-kritischen evangelischen Jugend und aller christlich orientierten Oppositionellen war. Wäre Langguth nach der Methode “Nach ihren Taten sollt ihr sie beurteilen” verfahren, er hätte Merkel besser beurteilt.

Merkel ihrerseits irrte sich in der Beurteilung des ehrgeizigen Sparkassenpräsidenten Köhler, des es zum IWF schaffte und dann von Merkel ins Bundespräsidentenamt geschoben wurde. Der würde ihr wohl als Volkswirt nicht zu sehr politisch dreinreden. Ehrgeizling, der er war, machte er das aber doch und spielte dann die beleidigte Leberwurst.

Da war dann dieser Wulff da, ein hochgekommener Opportunist wie Merkel selbst, mit allen Parteiwassern gewaschen. Der würde sich mit der Stelle des Frühstücksdirektors begnügen, wenn er Nr. 01 und Schloßherr im Belle-Vue würde. Tat Wulff auch, ins Amt gehoben von Merkel, aber den hochgewachsenen Gernegroß lockte das Partyleben der Neureichen schon seit längerem. Er ließ sich von Emporkömmlingen beschenken und nahm sie mit auf die Staatsreise, auch eine Staatsbürgschaft war drin.
Das paßte zur tätowierten neuen Frau, ein schmuckes PR-Party-Girl, das er gegen die seriös wirkende alte Christiane Wulff eingetauscht hatte.
Hätte das Merkel nicht stutzig machen müssen vor der Wahl zum Bundespräsidenten? Es fehlte jedenfalls die kompetente Beurteilung des Kandidaten zum zweiten Mal. Wahrscheinlich ist sie auf dem Gebiet der Personenbeurteilung als gelernte Physikerin besonders schwach. Sie wird jetzt noch opportunistischer handeln.

- ' Der Volkswirt Justus Haucap, Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie und Vorsitzender der Monopolkommission, stellte in einer Mikroökonomik-Klausur unter anderem folgende Aufgabe, die binnen Stunden im Internet Kultstatus erreichte: „Der Bundesprominente Chris Fox und seine neue Frau Betty werden vom Steuerzahler mit jährlich 240.000 Euro alimentiert, damit sie sich ein schönes Leben machen können. Ein schönes Leben besteht für die beiden darin, sich auf Urlaubsreisen zu begeben und Partys in ihrem Schloss zu feiern. Eine Party kostet das Paar 20.000 Euro, eine einwöchige Urlaubsreise px Euro. Die beiden Aktivitäten spenden dem jungen Paar Freude nach der Funktion: u (x, y) = x² x y, wobei x die Anzahl der Urlaubswochen ist und y die Anzahl der Partys.
a) Leiten Sie die jährliche Nachfrage des Paares nach Urlaubsreisen (x) in Abhängigkeit von px her! b) Wie viele Urlaubsreisen wird das Paar unternehmen und wie viele Partys geben, wenn eine Urlaubsreise 20.000 Euro kostet? c) Nehmen Sie nun an, der befreundete Unternehmer Karsten Mischmöller stellt dem Prominentenpaar seine Urlaubsvilla entgeltfrei zur Verfügung, wodurch die Kosten pro Urlaubsreise auf 16.000 Euro sinken. Wie viele zusätzliche Urlaubsreisen werden Chris und Betty nun unternehmen? d) Wie hoch ist der Nutzenzuwachs in c) gegenüber b)?” ' FAZ 16.2.12

Donnerstag, 16. Februar 2012

Echt fritzisch





Nach der sittenwidrigen Indoktrination junger Gehirne




Johann Baptist Müller wies im Zusammenhang mit Friedrichs II. 300. Geburtstag auf dessen Christentums-Kritik in den Briefen an VOLTAIRE hin:

>> Dabei behauptet er, dass die christliche Moral "der Sittlichkeit ins Gesicht schlägt". Sie habe "die Sitten von Grund aus verdorben". Der in Rede stehenden Religion könne darüber hinaus der Vorwurf nicht erspart werden, ihre Gläubigen zu autoritätshörigen und ungebildeten Befehlsempfängern erzogen zu haben. In der Kirche herrschten "Dummheit und falscher Eifer". Das Kirchenvolk gebe sich eindeutig "als Kind der Furcht, der Schwäche und der Unwissenheit" zu erkennen. Darüber hinaus hätten sich die Christen immer schon "als grobe Plagiatoren von Fabeln" erwiesen. Diese würden von einer "stumpfsinnigen Menge geheiligt". Von den Geistlichen behauptet er, dass sie "zur einen Hälfte Betrüger sind und zur anderen im Aberglauben stecken". Dabei bezeichnet er die Mönche des Kapuzinerordens kurz und bündig "als heilige stinkende Herde". Der angeblich so tolerante Herrscher ließ es sich nicht nehmen, der Verbrennung christlicher Bücher das Wort zu reden. Zynisch bezeichnet er diese Untat als "gutes Mittel bei kaltem Wetter". << (FAZ 15.2.12 LB)

Man kann über jede einzelne Aussage diskutieren, aber vielleicht sollte man das erst nach dem hörenswerten Interview mit Heinrich Breloer tun, der zu dem Thema KATHOLIZISMUS, Sparte katholische Erziehung, etwas beitragen kann. (hr2 Doppelkopf 23.05h)
Auch ich konnte als Kind katholischen Einrichtungen und ihrer bigotten Machtanmaßung nicht entgehen. Die spirituelle Überspanntheit jeder Religion entfaltet leicht eine Dialektik der 'heiligen' Skrupellosigkeit, die in früheren Zeiten, als die Aufklärung die Herrschaft der Kirche noch nicht entscheidend geschwächt hatte, bis zur Verbrennung von Ketzern und “Hexen” ging. Jetzt wurde die als “Hexe” ermordete Kölnerin Katharina Henot vom Kölner Rat “rehabilitiert”, eine merkwürdige Maßnahme nachdem dieser Christenspuk längst erledigt ist. Das Verfahren betrieb ein evangelischer Pastor; will er den Kölner Katholiken übel und dabei unerwähnt lassen, daß die Lutheraner, vor allem die lutherische Obrigkeit, sich bei der Verfolgung von “Hexen” besonders hervorgetan hat?

Überschüssige Kräfte könnten bei den von der islamischen Orthodoxie Verfolgten zwischen Pakistan und Sudan gut investiert werden.

Müller hätte noch erwähnen dürfen, daß Friedrichs Antichristentum, wie bei Voltaire, in einer grundsätzlichen Abneigung gegen Religion wurzelte; deswegen fand er Voltaires MAHOMET prima.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Unter Hominiden





Alexander III. von Makedonien - der große Kriegstreiber

(Bild: Wiki.)


Denkfiguren der Hominiden: Held und Sündenbock


Ja, ich gebe es zu, ich habe mir damals die Kämpfe des Cassius Clay, welch schöner Name!, angesehen. Es war ein ästhetische Genuß, der Bursche war hübsch und bewegte sich schnell und grazil. Das gab es seitdem nicht mehr, soweit mir bekannt. Außerdem war er ein unterhaltsames Großmaul mit flotten Sprüchen, wenn er da auch oft stark überzog. Nach seinen ersten Siegen hatte er den Heldenstatus weg und den behielt er bis heute, obwohl seine Kämpfe immer schlechter wurden. Die Seil-Boxerei in Kinshasa gegen Foreman war keine Minute sehenswert. Mit jedem neuen schlechten Kampf schien er auch den Verstand zu verlieren, bis er schließlich von drittklassigen Gegnern so verprügelt wurde, daß die Familie ihn aus dem Verkehr zog. Heute fristet er sein Alter mit Parkinson, aber der Heldenstatus klebt an ihm. Man will seine Helden nicht verlieren.
Auch ein Alexander bleibt der Große, obwohl er die zivilisierte Polis-Welt seiner Zeit zerstörte. Auch Namen wie Stalin, Hitler und Mao wären hier zu nennen, die lange von ihrem Anfangsmythos zehrten, Mao wird sogar heute noch hochgehalten.

Ähnlich verhält es sich mit den Sündenböcken. Auch ihrer bedürfen die Hominiden. Der Name stammt aus dem Ritual der Israeliten, zur eigenen Entschuldung einen Bock mit den Missetaten des Stammes beladen in die Wüste zu jagen.
Dieser Tage wurde der Duisburger Bürgermeister von einer SPD-Gewerkschafts-Bürgerinitiative per Abwahlabstimmung aus dem Amt gejagt. Der Ex-Lehrer hatte ein Primatenspektakel, die sog. Love Parade, nach Duisburg geholt, das Publikum quetschte mehrere Jugendliche zu Tode, was dann den Sündenbockbedarf schuf. Direkte Tottreter im Publikum waren nicht auszumachen, es handelte sich um eine Verknüpfung unglücklicher Faktoren rund um eine primitive Menge. Aber ein Sündenbock war begehrt und so traf es den bürgermeisterlichen Initiator.
Die besondere Schwäche des Sündenbockwesens liegt darin, daß die tatsächliche Verantwortlichkeit nicht gestärkt wird, sondern Nebenschauplätze eröffnet werden und Stimmungsmache betrieben wird.
In Afrika werden jedes Jahr Tausende Frauen zu Sündenböcken, sog. Hexen, gemacht, sie werden ausgestoßen, verfolgt und ermordet (“Im ostafrikanischen Tansania müssen der Hexerei verdächtige Frauen sogar mit dem Schlimmsten rechnen: Schätzungen des Familienministeriums zufolge sind dort zwischen 1994 und 1998 rund 5000 Frauen umgebracht worden.” Vgl. Burkina Faso: Die Seelenfresserinnen, Thomas Veser, Ouagadougou, FAZ 3. 11.2007).

Dienstag, 14. Februar 2012

Da fehlt nur noch der Waldi




Der Jäger Abschied

Wer hat dich, du schöner Wald,
Aufgebaut so hoch da droben?
Wohl, den Meister will ich loben,
Solange noch mein' Stimm' erschallt.
Lebe wohl,
Lebe wohl, du schöner Wald!

Tief die Welt verworren schallt,
Oben einsam Rehe grasen,
Und wir ziehen fort und blasen,
Daß es tausendfach verhallt:
Lebe wohl,
Lebe wohl, du schöner Wald!

Banner, der so kühle wallt!
Unter deinen grünen Wogen
Hast du treu uns auferzogen
Frommer Sagen Aufenthalt!
Lebe wohl,
Lebe wohl, du schöner Wald!

Was wir still gelobt im Wald,
Wollen's draußen ehrlich halten,
Ewig bleiben treu die Alten:
Deutsch Panier, das rauschend wallt,
Lebe wohl!
Schirm dich Gott, du schöner Wald!

Eichendorff hat das 1810 gedichtet, Mendelssohn-Bartholdy hat es für Männerchor vertont und in der letzten Zeile ein ‘deutscher Wald’ eingeschmuggelt.
Was die Leute so alles machen. Ob das nötig war? Jedenfalls zehren die Männerchöre heute noch von den Produkten dieser beiden Romantiker.
Interessant ist, daß Gedicht und Lied nach einer langen Phase der starken Abholzung der europäischen Wälder entstand. In Deutschland konnte es entstehen, weil dort, anders als in Italien, noch ein paar Bäume übriggeblieben waren.
Mit der Kohle als neuem, massenhaft verfügbarem Brennstoff begann eine Erholung der Bewaldung, auch durch die Stahlgewinnung, ermöglicht durch die Steinkohle. Für den Eiffelturm brauchte kein Baum mehr gefällt zu werden.
So recht wieder aufgebaut haben den deutschen Wald also Kohle und Stahl:

Kohle gut und Stahl so schön
Ließen unser’n Wald erstehn!

(für gemischten Chor diesmal? Schaun’ Sie doch 'mal, Frau Gubaidulina.)

Montag, 13. Februar 2012

Homs liegt nicht hinter Omsk




Der neue Al-Qaida-Chef ermutigt die syrischen Rebellen. Der Sunnit Aiman al Zawahiri aus Ägypten hat in einer Videobotschaft an die Aufständischen appelliert, das syrische Regime zu stürzen.
(Bild: http://blog.der-angriff.de/al-kaida/aiman-al-zawahiri/)



Leichenrede des Perikles (431 v.u.Z.)

" Wir leben in einer Staatsverfassung, die nicht den Gesetzen der Nachbarn nachstrebt, sondern wir sind eher das Vorbild für andere als deren Nachahmer. Ihr Name ist Demokratie, weil sie nicht auf einer Minderzahl, sondern auf der Mehrzahl der Bürger beruht. Vor dem Gesetz sind bei persönlichen Rechtsstreitigkeiten alle Bürger gleich, das Ansehen jedoch, das einer in irgend etwas besonders genießt, richtet sich im Blick auf das Gemeinwesen weniger nach seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksklasse, sondern nach seinen persönlichen Leistungen wird er bevorzugt. Auch dem Armen ist, wenn er für den Staat etwas zu leisten vermag, der Weg nicht durch die Unscheinbarkeit seines Standes versperrt. Und wie in unserem Staatsleben die Freiheit herrscht, so halten wir uns auch in unserem Privatleben fern davon, das tägliche Tun und Treiben des Nachbarn mit Argwohn zu verfolgen. “ [ ..]

Perikles bzw. Thukydides, der die Rede verfaßt haben soll, überhöht die Athener Realität etwas, waren doch nur ungefähr 10 bis 15% der Kleinstadt freie Stimmbürger. Aber die Vormacht des Adels ist gebrochen, Athen ist verglichen mit dem militaristischen, kommunistisch-kollektivistischen Sparta ein Hort der Freiheit. Das von Perikles formulierte Programm betont die persönliche Freiheit und Tüchtigkeit unabhängig vom sozialen Status. Damit kann es auch heute noch bestehen. Demokratie ohne diese freiheitliche Fundierung ist eine bloße Mehrheitsherrschaft, die ohne Kritik und Kontrolle in Vetternwirtschaft und Korruption führt. Griechenland, Tunesien und Algerien sind Beispiele dafür unter vielen anderen. Es sieht so aus, als ginge auch Ägypten diesen Weg.
Die koptischen Christen behaupten (DLF 13.2.12, Aus Religion u. Gesellschaft), daß im letzten Jahr im neuen islamistischen Ägypten mehr Christen ermordet worden seien als in den 30 Jahren unter Mubarak. Ebenfalls heute meldet die NZZ, daß mehrere christlich-koptische Familien aus einem Dorf in der Nähe Alexandrias vertrieben werden. Nach einem Streit, bei dem es um eine angebliche Beziehung eines Kopten zu einer Mohammedanerin ging, beschloß das der Ältestenrat des Dorfes bei Anwesenheit der Polizei.
Der demokratische Stimmsieg der Muslimbrüder und der Salafisten, so sieht es aus, führt nicht zu Alt-Athener Bürgerfreiheit.

Im Nachbarland Syrien haben die sunnitischen Muslimbrüder in ihren Hochburgen Hama und Homs erneut zu den Waffen gegriffen, um die alawitische Assad-Diktatur zu stürzen. Wollen sie dem Beispiel Ägyptens und Tunesiens folgen?

Al Kaida hat gerade öffentlich in einem Film zum Sturz der verhaßten Alaviten in Damaskus aufgerufen. Natürlich liefern sie auch Waffen und Kämpfer.
In der Assad-Diktatur herrscht, was es im neuen Ägypten nicht gibt: eine gewisse Freiheit in allen nichtpolitischen Bereichen, einschließlich der Religionsfreiheit. Syrien ist das einzige islamische Land, in dem die Christen in Sicherheit und mit Eigentumsrechten leben können. Jetzt allerdings mit der Ausnahme der aufständischen Bereiche, wo islamistischen Banden auch Christen überfallen sollen.
Man darf gespannt sein.
Das Hauptproblem aller arabischen Staaten, der Bevölkerungsdruck und die daraus resultierende Armut und Arbeitslosigkeit besteht auch in Syrien und befeuert Unruhen.
Aufstände und Unruhen schaffen aber keine Arbeitsplätze für die vielen jungen Männer, die ohne Arbeit auch keine sexuellen Beziehungen eingehen und nicht heiraten dürfen. Die sunnitische Orthodoxie in Homs und Hama instrumentalisiert die jungen Männer für ihre islamistischen Machenschaften. Sie sollte zur Gewaltlosigkeit aufrufen.
Seit einem Jahr ist die ägyptische Wirtschaft gelähmt und werden Streiks angezettelt.
Der demokratisch gewählte Islamismus wird die Wirtschaft weiter ruinieren und da dem Teheraner Beispiel folgen, wo der wirtschaftliche Zusammenbruch vor der Tür steht.

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- Syrien:
Hochburgen des Widerstands
FAZ 10.02.2012 · In den syrischen Städten Homs und Hama wird derzeit am heftigsten gekämpft. Schon immer gab es dort Aversionen gegen das Assad-Regime der schiitischen Alawiten. Es gilt in den Augen der Sunniten als ketzerisch.
Von WOLFGANG GÜNTER LERCH"
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- Ägypten: Die Muslimbrüderpartei unterstützte in einer Erklärung die Vertreibung von acht christlichen Familien (s.o., FAZ 13.2.12).

Sonntag, 12. Februar 2012

Darf’s noch weniger sein?





Zum irdischen Seelenheil mit STOA und Epikur (341-270) - im 4. und 3. Jahrhundert vor Seneca



Zweifellos ist die Abkehr vom blutigen Opferkult ein interessantes und prägnantes Phänomen in der Entwicklung der monotheistischen Religionen. (Guy Stroumsa, „Das Ende des Opferkults“. Die religiösen Mutationen der Spätantike.) Erscheint diese Zivilisierung aber nicht im Nachgang des stoizistischen und epikureeischen Denkens? Sind nicht viele Autoren seit Platon Türöffner für sublime Weltbetrachtung gewesen, die im Weiteren auch zu Selbstreflektion und Subjektivität führten? Bereitet nicht bereits die Behandlung des tragischen Zwiespalts der ANTIGONE bei Sophokles (497-406) u.a. die subjektive Reflektion vor? Auch die Perspektivenwechsel in des Euripides (480-406) TROERINNEN (vgl. Aischylos, DIE PERSER) weist in diese Richtung. Dazu ist manche monotheistische Gruppierung bis heute nicht fähig.

Man darf wohl erwähnen, daß die Aufgabe der blutigen Schlachtopfer bei den Monotheisten die Wendung der Blutgewalt nach außen, zur Abschlachtung der Fremdgruppe nicht verhinderte. Die von Jan Assmann (Zum Seelenheil ganz ohne blutige Opfer, FAZ 8.02.2012) gesehene “Vergeistigung” hatte ihre engen Grenzen.

Samstag, 11. Februar 2012

Bravo!





Die Sonne! Sie scheint auch heute! Seit einer Woche.
Dabei ist es kalt, nachts -15°C, mittags -3°C.
Aber sie scheint, die Sonne, unser großer Fusionsreaktor.
Die Sonnenstrahlen bewirken bei niedrigem Sonnenstand im Winter nur wenig Erwärmung auf direkte Weise. Die langwellige Rückstrahlung vom Erdboden wird auch nicht vom Phantasiegas CO2 in der Atmosphäre wiederum zurückgeworfen. Die Füße bleiben kalt. Aber Hauptsache, die Sonne scheint!
Auf, auf, hinaus ins freie Land!

Freitag, 10. Februar 2012

Wer hätte das 1968 gedacht






Wenn es denn dem Informieren, Diskutieren und Erkennen dient, kann man schwerlich etwas gegen eine Boulevard-Zeitung haben, die ein neues Buch vorstellt, DIE KALTE SONNE, in dem Prof. Werner Weber, Prof. Shaviv, Prof. Scafetta und Prof. Svensmark Beiträge geschrieben haben, neben den beiden Herausgebern und Autoren Vahrenholt und Lüning.


Die große Zahl steht meistens für den großen Irrtum, ob bei Wissenschaftsbeamten oder anderen - wissenschaftlicher Fortschritt war stets die Sache einzelner gegen die Herde.

In Europa hielt man immer viel von Einheit und Einheitsmeinung, doch war es seit Stalin und Hitler noch nie so weitgehend gelungen, eine Einheitsmeinung in einem wichtigen, kostspieligen Punkt wie der Klimaprophetie herzustellen, und auch eine Menge Amerikaner machen da mit.
Über die geschickte Nutzung der UNO und ihres “Weltklimarates” (IPCC) wird zudem die Klimaeinheitsmeinung weltweit verbreitet.

Während aber in den USA zugleich sehr kontrovers diskutiert wird, haben sich praktisch alle deutschen Druckmedien ohne Ausnahme selbst gleichgeschaltet, nur gelegentlich durchbrochen etwa in der FAZ und WELT. In der FAZ gibt der Zoologe Müller-Jung den Wadenbeißer gegen unbotmäßige Klima-Standpunkte.
Insofern kann auch der Nichtbildzeitungsleser nur begrüßen, daß die BILD-Zeitung etwas tut, was in der FAZ kaum noch möglich ist, was aber zum guten Bestand eines freiheitlichen Kommunikationsraums zwingend dazugehört: Audiatur et altera pars. Hören wir auch die Gegenseite.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Viele Seelchen schweben über deutschen Ländern




So einen Hugo mit Kappe von Franzien (940-996) hatten die 1800 Deutschländer nicht

(Bildphantasie Carl von Steuben, 1837 / Wiki.)




Thea Dorn und Richard Wagner haben ein Buch mit dem Titel Die deutsche Seele herausgebracht.

So wenig es eine "Seele" gibt, so wenig gibt es eine "Nationalseele". Solche Annahmen entsprangen vor allem dem Nationalismus. Was hätten auch Südfranzosen mit Nordfranzosen zu tun?
Hugo Capet und seine Dynastie haben allerdings gemeinsame Kommunikationsräume, schließlich einen zentralen Kommunikationsraum bewirkt, der von den Jakobinern in Blut getaucht und institutionell verstetigt wurde mit der diktatorischen Zentrale Paris.
Gemeinsame Kommunikationsräume schaffen kulturelle Traditionen, die sehr stabil sein können, wie die Gruppen der Amisch, Mennoniten und Hutterer zeigen. Sie können aber auch durch geschichtliche Katastrophen und beständigen Kulturkampf perforiert werden wie in Deutschland.
Die vielen Deutschländer von Holstein bis Kärnten besaßen aber nie einen Zentralisator wie Hugo Capet und seine Nachfolger. Der Eroberer Napoleon zerschlug das DEUTSCHEN REICH mit seinen rund 1800 reichsunmittelbaren Herrschaften. Der lockere Deutsche Bund beerbte ab 1815 mit 38 Mitgliedern das alte Reich bis 1866, mit dem Norddeutschen Bund (22 Deutschländer) wurde die große deutsche Trennung in Preußendeutschland und Österreich endgültig.
Deutschschweizer und Österreicher gingen eigene Wege, und auch Friesen und Bayern trennen kulturelle Traditionen. Das macht aber nichts. Gäbe es den sozialistischen Länderfinanzausgleich nicht, stärkte das sogar Wettbewerb und Wohlstand.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Großformat







Lob von Gescheitlinks: Wolfgang Venohr würdigt Friedrich II.




Gut, die Liste seiner Fehler ist lang, wie das bei Menschen zu sein pflegt, aber wenn man sich umblickt und auf die Merkel, Wulff, Gabriel, Sarkozy, Monti, Barroso, Zapatero, Papandreou etc. blickt – dann schneidet er nicht schlecht ab: Friedrich Hohenzollern, der Zweite, vor 300 Jahren geboren. Er pflegte seine Deutschfeindlichkeit nicht hinterrücks, wie das heute zu sein pflegt, deutsch sprach er nur mit den Pferden. Ganz im Stil der Pariser Kritik beklagte der französisierende Friedrich noch sechs Jahre vor seinem Tod in der Schrift „De la litterature allemande“ von1780 die zuchtlose Verwilderung der deutschen Sprache und geißelt die abscheulichen Plattheiten in Goethes „Götz von Berlichingen“, den er vermutlich nie gelesen hat.
Trotzdem nahm Goethe ihm das nicht krumm, vielleicht las er seinerseits Fritz nicht, jedenfalls bekannte er in „Dichtung und Wahrheit“, daß er und andere seiner schreibenden Generation ganz „fritzisch“ gesonnen gewesen seien und meint weiter:
„Der erste wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Taten des Siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie ... Betrachtet man genau, was der deutschen Poesie fehlte, so war es ein Gehalt, und zwar ein nationeller; an Talenten war niemals Mangel ...“
Friedrichs Liebe und Förderung für alles Französische und die entsprechenden französischen Einflüsse sieht Goethe dialektisch und insofern „den Deutschen höchst förderlich, indem sie dadurch zu Widerspruch und Widerstreben aufgefordert wurden; ebenso war die Abneigung Friedrichs gegen das Deutsche für die Bildung des Literarwesens ein Glück ... Man tat, was man für recht erkannte, und wünschte und wollte, daß der König dieses deutsche Rechte anerkennen und schätzen solle.“ (7. Buch) Goethe tat das seine und führte, Schiller und andere waren auch noch dabei, die deutsche Sprache wie die Literatur auf einen Gipfelpunkt, auf dem wir heute noch bequem stehen können, wenn wir denn wollen. Das Denglische liegt den heutigen Bundestäglern aber näher als das klassische Deutsch, doch ihr Englisch ist meist recht schlecht, nie könnten sie darin schreiben, wie Friedrich es tat in seinem Französisch. Und er konnte nicht nur schreiben, sondern auch komponieren und musizieren, er brachte sein Land auf allen Gebieten voran, weswegen er bei den französischen Intellektuellen geachtet war und gelobt wurde. „Gute Regierung“ war dabei der Maßstab, der Friedrich über alle seine europäischen Mitregenten hinaushob. Sein Führungsformat, insbesondere bei der Rückkehr zu seines Vaters Friedenspolitik, war beeindruckend.
Man darf also füglich wie Goethe „fritzisch“ gesonnen sein, ohne Friedrichs Fehler zu vergessen. Zu denen gehört gewiß sein Atheismus nicht, da hat er uns, anders als Jürgen Kaube meint („Porzellan mit Wertaufdruck“, FAZ 24.1.12), auch heute noch Gültiges zu sagen. Und nicht zuletzt ist seine auf die Tüchtigkeit der Einwanderer gestellte Zuzugspolitik richtungweisend.

Dienstag, 7. Februar 2012

Eigenartig





Lechts und rinks kann man nicht nur leicht verwechseln - sie leben auch voneinander.

Die einen finden das eigene "Volk" prima - die anderen finden es zum Kotzen. Beide glauben an eine Art Volkstum, an einen Nationalcharakter. Wer sagt ihnen, daß es das VOLK gar nicht gibt? Es gibt zwar die staatsrechtliche Unterscheidung von STAATSVOLK und Regierung, aber ob es sich bei diesem STAATSVOLK um Hühner handelt oder Ostfriesen, spielt, staatsrechtlich, keine besondere Rolle.

VOLK füllt im Grimm’schen Wörterbuch viele Seiten, im Gotischen fehlt er. Er wird zunächst ähnlich wie das heutige ‘Gruppe’ gebraucht, und lädt sich dann national auf wie bei Rückert:
“denn Deutschlands völkerstamm
war groß von anbeginne’ (Grimm Bd. 26, Sp. 513)

Ein Stamm? Kimbern, Friesen, Sugambrier, Ubier, Amsivarier, Chauken, Cherusker, Chatten, Bataver, Alemannen, Sueben, Baiuwaren und Limiganten bekriegten und vertrieben sich gegenseitig und schlugen sich mit den Römern herum; sie zogen von der Küste nach Süden und von Osten drängten Hunnen und Awaren heran, allüberall ihr Erbgut verteilend. „Deutschlands Völkerstamm“ begann also vielfältig als Völkerwandergemisch, wuchs lange nicht zusammen und besteht heute aus den Österreichern, Deutschen und Schweizerdeutschen.
In Deutschland trennt auch heute noch viel die faulen, aber gemütlichen Friesen von den fleißigen und etwas steifen Schwaben, etwas reduziert formuliert, und auch das protestantische Franken ist anders als Oberbayern.
Daß die Bayern am stärksten ihre Eigenart bewahrt haben, bildet heute einen Teil ihrer Attraktivität für ausländische Touristen und Investoren.
Einen deutschen Nationalcharakter wird man bei dieser heterogenen Geschichte schwerlich finden, doch hat der Wettbewerb zwischen den deutschen Kulturen einiges bewirkt. Der Wettbewerb wiederum besitzt nur über die Kultur eine spezifische Eigenart.
Bei den calvinistischen Einwanderern in Preussen war weniger das Französische produktiv als ihre wirtschaftliche und wissenschaftliche Führungskraft. Und noch nach 1945 waren es weniger die ostpreussische oder schlesische Eigenart der von Stalin und seinen Helfern Vertriebenen, als der unbedingte protestantische Fleiß und Aufbauwille, der ganz wesentlich den neuen deutschen Wohlstand aus Ruinen schuf, während das katholische Bayern lange noch arm blieb.

Montag, 6. Februar 2012

Eisige Erwärmung






Utopie

Mühelos verweilen
in dem
was ist

Wolf Doleys

Sonntag, 5. Februar 2012

Ein Held der westlichen Welt





Die dümmsten Bauern haben die größten Kartoffeln, heißt es.
Abwandelnd könnte man formulieren:
Die dümmsten Sozialisten kriegen den besten Wirtschaftsminister.
Ludwig Erhard. Geboren 4. Februar 1894.

Allein das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung macht ihn unsterblich.

Samstag, 4. Februar 2012

Fasziniert von Rausch und Zerfall - Trakl











Der Eisenhändlersohn, der am 3. Februar 1887 in Salzburg geboren wurde, war etwas Besonderes. Der Wiederholung der 4. Gymnasialklasse wegen ungenügender Leistungen in Latein und Mathematik folgte der Schulabbruch in der 7. Klasse aus den gleichen Gründen, Alt-Griechisch war noch dazugekommen.
Chloroform-Berauschungen hatten da schon begonnen, und vielleicht führte die lockende Nähe zu Rauschmitteln zur Aufnahme einer Apothekerlehre, die er mit gutem Erfolg abschloß, nun auch vertraut mit Morphium und Veronal.
Ob der Umgang damit zu seiner geistigen Zerrüttung führte, oder ob nicht eine angeborene Neigung zu Rausch und Wahn drängte, läßt sich nicht beantworten. Auch andere experimentierten mit Drogen – Ernst Jünger, Gottfried Benn – ohne ihnen zu verfallen. Seine bildhafte Phantasie verhalf ihm jedenfalls zu eindringlicher Lyrik, oft schaurig-schön:

In den einsamen Stunden des Geistes
Ist es schön, in der Sonne zu gehn
An den gelben Mauern des Sommers hin.
Leise klingen die Schritte im Gras; doch immer schläft
Der Sohn des Pan im grauen Marmor.

(aus „Helian“, Trakl)

Er starb, gerade 27 Jahre alt, an einer Überdosis Kokain.

Freitag, 3. Februar 2012

Schon die Trilobiten taten es





“Immer früher, immer freier?” fragte der DLF, “Der Umgang mit Sexualität heute” bei Jugendlichen war ihm eine Sendung wert. Der Psychologe Konrad Weller aus Merseburg las aus Studien heraus, daß dies nicht der Fall sei, sondern eher inzwischen eine gegenläufige Entwicklung zu verzeichnen sei, obwohl die “Versexung” in der Öffentlichkeit und im Internet sich ungebremst zeige. Auch besorge die Individualisierung recht unterschiedliche jugendliche Verhaltensweisen. -


Die öffentliche Sexpropaganda dürfte wohl anhalten, da primitive Verhaltensweisen stets auf breites Publikumsinteresse rechnen können und die Werbung auf archaische Bilder nicht verzichten wird. Unterfüttert wird die Sexbilderwelt allüberall durch den Freudianismus und den Freudo-Marxismus, der die sexuelle Befreiung ausrief und es über 1968 bewirkte, daß Sexpropaganda sich nachhaltig mit einem ‚Freiheitsmantel’ schmücken durfte und darf. Mit der Verrentung der 68er-Redakteure könnte diese Masche langsam auslaufen.

Was würde eine „basale Anthropologie“ (Begriff Adolf Portmanns) zum Thema beisteuern?

Zunächst einmal den Hinweis, daß die Sexualität ein uralter botanischer und zoologischer Hut sei, der aber auch schon im Tierreich mit zahlreichen Darstellungsformen, auch recht merkwürdigen, auftritt. Dies um so mehr im Humanbereich, wo sich biologische Grundfunktionen mit kultureller Offenheit paaren. Zwar lassen sich viele menschliche Gemeinsamkeiten im sexuellen Verhalten weltweit feststellen (vgl. Wickler/Seibt, Männlich – weiblich), doch kommen auch viele Variationen vor von der Promiskuität bis hin zum religiös begründeten Sex-Verzicht.

Diese breitbandige Offenheit des Menschen gibt Spielraum zur kulturellen Gestaltung. Am gesamtkulturellen Erfolg in Technik, Wissenschaft, Wohlstand und Zivilisation läßt sich dann ablesen, welche sexkulturellen Gestaltungsformen sich im weltweiten Angebot als erstrebenswert darstellen. Die afrikanische Promiskuität etwa dürfte nicht darunter fallen.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Doch nach Meran?





Es friert Stein und Bein, nachts bei -10C, tags -5°C; wenigstens fällt kein Schnee.

Anders in Osteuropa, es hat sogar bis Syrien hinunter geschneit, in der Ukraine und in Polen gibt es bei Temperaturen bis -33° Frosttote.

Vor diesem Frost munkelte das AWI:
“Neue Studie zeigt Zusammenhang zwischen arktischer Meereisbedeckung im Sommer und dem Winterwetter in Mitteleuropa

Potsdam/Bremerhaven, den 26. Januar 2012. Auch wenn die aktuelle Wetterlage scheinbar dagegen spricht: Die Wahrscheinlichkeit für kalte, schneereiche Winter in Mitteleuropa steigt, wenn die Arktis im Sommer von wenig Meereis bedeckt ist. …”

Das Wetter hat’s gelesen und sich gleich erkältet. Ich werde es einmal umgekehrt ausprobieren.

Ansonsten tut sich nichts weiter beim Arktiseis, siehe Anthony Watts: http://wattsupwiththat.com/reference-pages/sea-ice-page/


Kälter insgesamt, was die Erdmittelwerte betrifft (ein statistisches Produkt) Januar 2012 betrifft, melden die Satellitenmessungen der Uni Alabama Huntsville:
-0,1°C unter Mittelwerteichung (siehe http://wattsupwiththat.com/2012/02/02/uah-global-temperature-anomaly-goes-negative-2/)

Mittwoch, 1. Februar 2012

Brecht, Grass und Benno von Wiese





Nichts Neues in den Novellen

Ach, Benno, auch du
Auf der Wiese der Nazis.
Was hast du gelernt von deinem Vater Leopold?
Ja, das Gelernte hat keine Chance gegen Eitelkeit,
Ehrgeiz und Opportunismus.
Adieu, Humboldt, dein Bildungsbegriff
Schwebt über den Dingen,
Es fehlen ihm beide Beine.


Wolf Doleys