Samstag, 28. Oktober 2017

Kanzleramtsvariationen. /// Friedrich Gulda plays Mozart Variations K 455

Merkwürdig



Einer der merkwürdigsten Züge in meinem Charakter ist gewiß der seltsame Aberglaube, womit ich aus jeder Sache eine Vorbedeutung ziehe und in einem Tage hundert Dinge zum Orakel mache. Ich brauche es hier nicht zu beschreiben indem ich mich hier nur allzu wohl verstehe. Jedes Kriechen eines Insekts dient mir zu Antworten über Fragen über mein Schicksal. Ist das nicht sonderbar von einem Professor der Physik? Ist es aber nicht in menschlicher Natur gegründet und nur bei mir monströs geworden, ausgedehnt über die Proportion natürlicher Mischung, wo es heilsam ist?”
Georg Christoph Lichtenberg (1742-99), Sudelbücher, Heft J 715

Eine merkwürdige Sache, fürwahr. Ich leide nicht darunter, deswegen glaube ich nicht, daß er “in menschlicher Natur gegründet” ist, aber doch recht häufig auftreten kann in gläubigen Kreisen, die von früh auf mit Geistern, Göttern und Wundern aufgewachsen sind. Das ist bei Lichtenberg der Fall, stammt er doch aus dem protestantischen Pfarrhaus.

















Donnerstag, 26. Oktober 2017

Veröffentlich in "Child Development"


Die Selbsteinschätzung von Kindern bezüglich ihrer Lese- und Rechenfähigkeiten bestimmt die späteren Leistungen in diesen Fächern.” FAZ 20.9.17
Dies legt eine große Studie (15000 Probanden) nahe. Das ist nicht besonders verwunderlich, baut sich doch eine Motivation langsam auf, wenn nicht ein starkes Talent treibt.

Die Rolle des Fremdbildes wird dabei nicht thematisiert. Man kann aber annehmen, daß es zunächst - schon in den Kleinkinderjahren - eine Rolle spielt. Ein falches Fremdbild, das dem Kind übergestülpt wird, erschwert seine Entwicklung. Ein bestätigendes Fremdbild unterstützt dagegen eine positive Haltung, die sich in die Schulzeit verlängert und ein fruchtbares Lernverhältnis befeuert.













Mittwoch, 25. Oktober 2017

Herbert Elzer: Die Schmeisser-Affäre


Interessanter Fall: 
Herbert Elzer: Die Schmeisser-Affäre. Herbert Blankenhorn, der „Spiegel“ und die Umtriebe des französischen Geheimdienstes im Nachkriegsdeutschland 1946–1958, Band 68 der Historischen Mitteilungen. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2008, gebunden, 373 Seiten, Abbildungen, 70 Euro
Schon damals war der SPIEGEL ein Freund von Fakenews.

Dienstag, 24. Oktober 2017

Sonntag, 22. Oktober 2017

Autumn Leaves - Yenne Lee plays 2004 Pepe Romero Jr.

Katalonien und die Chauvinisten










“Die liberale Doktrin der Selbstbestimmung der Völker wurde 1916 von Woodrow Wilson in einer Rede festgeschrieben … Robert Lansing, Wilsons eigener Außenminister … in sein Tagebuch:

‘In der Formulierung steckt viel Dynamik. Sie weckt Hoffnungen, die sich nie erfüllen können. Ich fürchte, sie wird Tausende von Menschenleben kosten. …’”
So geschah es. Wenn jede Chauvinistenbande - in Katalonien gibt es offenbar mehrere davon - ihr Chauvinistensüppchen auf Kosten einer geglückten Nationenbildung aufheizen kann, dann droht Unheil für die ganze Nation, die eben aus dem Zusammenwachsen verschiedener Stämme und Regionen entstanden ist. Madrid hat vermutlich dem Treiben der regionalen Giftmischer zu lange zugesehen. Regression ist leider immer einfacher als nationale Reifung. Mises hat diese Dynamik nicht durchschaut, Lansing dagegen hat offenbar einfach auf die mitteleuropäischen Siedlungsgebiete geblickt mit ihren vielen Vermischungen, Enklaven und Exklaven. Nach 1918 begannen dort die blutigen Kämpfe zur Vorbereitung der Völkerbundsabstimmungen, die durch Massaker und Vertreibung gefälscht wurden und schließlich zum nächsten Krieg führten. Lansing: “Man denke nur an die Gefühle des Autors (Wilson, WD), wenn er die Toten zählt, die gestorben sind, weil er eine Formulierung geäußert hat!”

Pinker, Gewalt, S. 364f. / Selbstbestimmung als Sprengstoff: zit. in D.P. Moynihan, Pandaemonium: Ethnicity in international politics, 1993, S. 83















Samstag, 21. Oktober 2017

Wenn einmal ein Standpunkt eingenommen, rafft der Verstand alles zusammen, was der Bestätigung dienen kann.









Das ist so eine Sache mit den Wahrheiten.
“Glücklich, wer noch hoffen kann, aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen”, heißt es im Faust.
Das Problem ist also alt, und noch viel älter als der Faust. Schon Schimpansen täuschen ihre Genossen, um die Banane allein zu verzehren. Spätestens aber mit der Erfindung von Göttern beginnt die Geschichte der Fake News, und aus dem Rinnsal wurde ein breiter Strom. Es folgte nämlich die Behauptung, es gebe nur einen wahren Gott, nicht viele Götter, und für den einen wahren Gott wurde gehauen, gestochen und gemordet. Bis heute. Zwischendurch gab es noch allerhand Lug und Betrug, besonders namhaft war die “Konstantinische Schenkung”, eine Fälschung in Großformat, denn halb Italien wurde - angeblich - von Konstantin dem Papst vermacht.
Wer die Fälschungsliste aufstellen wollte, käme an kein Ende. Nicht alles war so schlimm wie die religiösen Fake News, auch Unterhaltsames war darunter, gut erfunden vom SPIEGEL, dem Leitmedium in dieser Sache, aber es war nicht spaßig gemeint: “Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger!”, sollte der späte Bundespräsident Lübke gesagt haben, und “equal goes it loose”.
Der SPIEGEL darf so etwas natürlich, aber keinesfalls Herr Müller auf Facebook. Da beginnt die rote Socke Maas gleich mit der Netzwerkdurchsetzungszensur.

Der Mensch hat nur begrenzte Erkenntnisfähigkeiten, und die meisten Menschen haben nicht nur sehr geringe, sie sind damit auch recht zufrieden und vermissen nichts. Dagegen suchen sie Bestätigung in ihrer Gruppe, bei ihren Kollegen und in ihren Vereinigungen.
Dieser Problematik widmete sich der Vortrag von Markus Dertwinkel-Kalt. Er wärmte mit neuen Befunden auf, was schon Francis Bacon (1561-1626) wußte:

“The human understanding when it has once adopted an opinion (either as being the received opinion or as being agreeable to itself) draws all things else to support and agree with it.”













Donnerstag, 19. Oktober 2017

Heisenberg spielte auch Klavier und fand bei diesem Trio einen weiterführenden Kontakt, seine spätere Frau Elisabeth, wird berichtet. /// Meadowlark Trio - Beethoven Piano Trio Op.1, No.2 - II. Largo Espressivo

Aktiver Boden









“Terra Incognita: Der Boden im System Erde

Vortragender: Prof. Dr. Harry Vereecken, Jülich

Der Boden gehört zu unseren wichtigsten Ressourcen, er versorgt uns mit Nahrung, Rohstoffen und Biomasse und spielt eine wichtige Rolle in der Klimaregulierung. Angesichts einer stetig wachsenden Weltbevölkerung wird seine Bedeutung noch steigen. Doch die Ressource ist durch Überbeanspruchung, Versiegelung und die Folgen des Klimawandels gefährdet. Im Vordergrund des Vortrages steht das „System Boden“, das durch Austauschprozesse eng mit Grundwasser, Biosphäre und Atmosphäre verknüpft ist. Zur Erfassung dieser Austauschprozesse werden neueste Beobachtungstechnologien und Methoden sowie Supercomputermodelle entwickelt.

Mit diesen Simulationsmodellen werden Wasser-, Energie- und Stoffkreisläufe im Boden vorhergesagt, sowohl für einzelne Äcker als auch für Flächen bis hin zu Kontinenten. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für die nachhaltige Nutzung der Ressource Boden und die Entwicklung von Strategien zur Anpassung an den Klimawandel.” (awk)

Das ist ein interessanter Ansatz, doch hat er eine CO2-Schlagseite. Der läßt sich abhelfen durch die Fokussierung auf die schlimmen Boden-Mißbräuche wie Rapsanbau und Vermaisung für Biosprit-Unsinn.

In der Diskussion kam die Rede auf Glyphosat. Vereecken, der zehn Jahre in der Zulassungskommission saß, antwortete, daß es keinerlei Indizien für eine karzinogene Wirkung gegeben habe.














Dienstag, 17. Oktober 2017

Berufsfindung


In der studentischen Beratung fällt immer wieder auf, daß der Berufsfindung zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, sowohl von seiten der Eltern, als auch von seiten der Lehrer; entsprechend schieben viele Schüler und noch die Studenten das Problem vor sich her. Nicht wenige Studenten haben auch im 5. Semester noch keine endgültige Klarheit für sich selbst erlangt. Zwar gibt es inzwischen zahlreiche Hilfen, angefangen von Schulpraktika bis hin zu Seminarangeboten wie “Germanistik und Beruf”, sowie Studienberatung und Coaching, aber sie werden oft zu spät in Anspruch genommen und viel Lebenszeit wird dadurch verschwendet. Die Zahl der Studienabbrecher ist erheblich.

Eine zusätzliche, sehr sinnvolle Maßnahme kann die Aufnahmeprüfung durch die Hochschulen sein. Solche Eingangsprüfungen lassen die Frage nach dem Beruf und einem eventuellen Studium früher stellen und unterstützt auch die Motivation in der Oberstufe. Außerdem sind die Schulnoten als einziger Nachweis immer weniger aussagekräftig, da sie nach Ländern und auch Schulen stark differieren. Längst herrscht auch eine Inflation guter Noten. Wenn die Hochschulen ihre Studenten selbst aussuchen - zum Beispiel über Multiple-Choice-Tests - dann hilft das auch den Abiturienten bei der Selbsteinschätzung und der Berufsfindung.

















Montag, 16. Oktober 2017

Da lob ich mir Lukrez







Braun ist des Lebens goldner Baum




Alles hat Vor- und Nachteile, ja, ja. Aber wie lange haben doch Calvin, Luther und Zwingli - vom Papst nicht zu reden - das empirische Denken und die empirische Wissenschaft aufgehalten!
Man kann es an der alten, großen Schrift des Lukrez im letzten Jahrhundert vor Seneca ablesen:
“Was aus dem Gesagten folgt, zeige ich nun: Geist und Seele sind körperlich, sind materieller Natur. Wir erleben, wie der Geist die Glieder anstößt, aus dem Schlaf sie rüttelt, ihr Verhalten verändert, den ganzen Menschen leitet und lenkt - nichts dergleichen könnte ohne Anstoß und Berührung geschehen, und kein Anstoß wäre umgekehrt möglich ohne Körper und Materie.”
(Lukrez, Über die Natur der Dinge, 3. Buch, dtv S. 109)
Wie wir heute wissen, stößt auch der Körper an, ja, der ganze Mensch ist ein Information verarbeitendes System auf zwei Beinen. Näheres siehe Physiologie und Hirnforschung.
Statt den Lukrez zu lesen bewegte Luther die wahrlich geisterhafte Frage: Wie finde ich einen gnädigen Gott?







Samstag, 14. Oktober 2017

Der totalitäre Staat und die blauäugigen Wichtel







Siebdruck von Tom Gurts - könnte BLAUÄUGIG heißen


“Die Sterne,die begehrt man nicht, aber die Hoffnung … oh, die Hoffnung, nicht die Erfüllung, die Hoffnung war das beste im Leben. ‘Die Hoffnung, so trügerisch sie auch ist, dient doch wenigstens dazu, uns auf einem angenehmen Weg an das Ende des Lebens zu führen.’
Das hatte La Rochefoucauld gesagt, und es war schön, nicht wahr?”
Th. Mann, Buddenbrooks, Teil IX, Kap. 4 (S. 524)
Der dies in einem Verkaufsgespräch anbringt ist der gerissene Makler Gosch, der Thomas Buddenbrook das Mutterhaus der Buddenbrooks unter Preis abhandeln will; weiß er doch den Senator in einer finanziell angespannten Situation.
Mit der Hoffnung wird gern ein Doppelspiel betrieben. Ein totalitärer Staat, der auf großen Energievorräten sitzt, die er billig einsetzen kann, will weitere teure Kernkraftwerke bauen. Sehr seltsam. Da er aber die Vernichtung Israels als Staatsraison pflegt - im letzten Buch des Diktators Chamenei erneut verkündet - enthüllt sich das Vorhaben als der Weg zur Atombombe. Das paßt. Aber nicht zur Hoffnung auf Frieden, mit der die westlichen Wichtelmänner das Atomabkommen mit dem totalitären Iran unterschrieben haben, ohne auf unangemeldeten Kontrollen zu bestehen.
























Schubert: Trio Op. 100 - Andante con moto. Freivogel, Tomkins & Zivian 4...

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Die Roßtäuscherin



Diese Verlautbarung der SPD-Politikerin Bärbel Dieckman wird heute den ganzen Tag verbreitet und ist doch nur eine unverfrorene Verdrehung der Tatsachen und ein dreistes Verschweigen der Hauptsache und Hauptursache, der Bevölkerungsexplosion.

Hunger in Afrika, das heißt Unfähigkeit der Bevölkerung, Desinteresse der politischen Eliten, Korruption auf allen Ebenen, Ausbeutung der Frauen und pausenlose Vermehrung der Bevölkerung.
Beispiel Somalia:
1960 wurde die Einwohnerzahl auf etwa 2 Millionen geschätzt, 1967 auf 2,7 Mio. (dtv-TL), heute beträgt sie über 11 Mio. (Wikip.)
Die riesigen, ökonomisch fast nutzlosen Viehherden der – wie üblich – kriegerischen Nomaden zerstörten die wenigen, landwirtschaftlich nutzbaren Flächen im Süden und an den Flüssen, die immer tiefer gebohrten Brunnen für Mensch und Vieh senkten den Grundwasserspiegel unter die tiefsten Wurzeln der Büsche und Bäume. Die Dürre ist überwiegend selbst erzeugt. Ein fanatischer Fremdenhass trägt zur Verschärfung der Lage bei.
Die Zerstörung der traditionellen Landwirtschaft durch die meist aus männlichen Traditions- und Prestigegründen gehaltenen Viehherden und deren Wasserbedarf ist auch ein wesentlicher Grund für die Hungersnöte in riesigen Gebieten der afrikanischen Halbtrockenzonen von Nordkenia bis nach Westafrika – überall verbunden mit einer Vervierfachung der Bevölkerung in fünfzig Jahren. Der Kampf um das tägliche Brot, um eine Zukunftsperspektive, religiös aufgeladen, ist auch der Hauptursache der islamistischen Terrorbanden dort. Ohne strikte Geburtenbegrenzungsprogramme kann Afrika nicht auf die Beine kommen, eine Kette von Katastrophen ist programmiert. Ähnliches gilt für andere, schnell wachsende Bevölkerungen in Asien.

Die sog. Welthungerhilfe der SPD-Frau verschleiert diese Zusammenhänge, ebenso die UNO, die katholische Kirche und die EU.





























Sonntag, 8. Oktober 2017

Sind so kleine Tierchen





Nachbars alter Kater wartet geduldig auf Mäuse und sonnt sich dabei.





Vortrag von Prof. Dr. Heinz Mehlhorn, Düsseldorf: Parasiten und andere Erreger in Zeiten der Globalisierung und der Klimaerwärmung am 27.09.2017

Seit Anbeginn war das Leben auf der Erde vom Klimawandel abhängig. Da dieser sich aber stets relativ langsam vollzog, konnten sich Pflanzen, Tiere, der Nachkömmling Homo sapiens, aber auch deren Parasiten, Viren, Bakterien und Pilze zumindest irgendwo auf Erden an die neuen Verhältnisse anpassen. So entstanden weltweit lokale Herde, wo es Tiere und später Menschen entweder schafften, sich gegen den Befall zu wehren, oder dort aus der Weltgeschichte abtraten. Da ist es heute in Zeiten der Globalisierung dramatischer. Während früher z.B. Pesterreger Wochen benötigten, per Schiff (und darauf mit Überlebenden) nach Europa vorzudringen, ist dies heute in nur wenigen Stunden per Flugzeug möglich. Dies zeigt, dass wir im scheinbar sicheren Europa auf extrem dünnen Eis sitzen und, wie Beispiele zeigen, nur mit viel Glück und Vorsorge lebensbedrohlichen Seuchen entgangen sind.”

Da kann man nur hoffen, daß es so bleibt. Diese Hoffnung steht allerdings gegen die Wahrscheinlichkeit. Die eindringende Hilfsarbeiterpopulation hat bereits zu einem erneuten Auftreten von in Deutschland bereits verschwundenen Krankheiten geführt (Windpocken bei Erwachsenen, Polio) sowie verstärktem Auftreten altbekannter Parasiten wie Flöhen, Krätzmilben und Läusen.
Die Parasiten sind eine erfolgreiche Spezies und werden es bleiben. Auch unsere Haustiere tragen bei. Sehr anschaulich Mehlhorns Satz: Und dann leckt sich die Katze am Popöchen und verteilt dann die Wurmeier gleichmäßig auf das gesamte Fell.
Man darf hinzufügen: Das Schmusen mit Katzen - insbesondere Freigängerkatzen - sollte Grenzen kennen.

















Freitag, 6. Oktober 2017

Voltaire und Francke

Quelle: https://antjeschrupp.com/2010/11/24/pietismus-und-revolution/


Sie waren Zeitgenossen: Voltaire (1694-1778) und der etwas ältere August Hermann Francke (1663-1727). Dieser der Halle’sche Pietist, jener der skeptischer Aufklärer, der die Novelle “Candide oder der Optimismus” 1759 schrieb. Die Novelle endet mit dem Akzent auf der Arbeit:

Und Pangloß sagte manchmal zu Kandid: »Alle Begebenheiten in dieser besten aller möglichen Welten stehen in nothwendiger Verkettung mit einander, denn: wären Sie nicht wegen Fräulein Kunigundens schöner Augen mit derben Fußtritten aus dem schönsten aller Schlösser gejagt, wären Sie nicht von der Inquisition eingekerkert worden, hätten Sie nicht Amerika zu Fuße durchwandert, dem Freiherrn nicht einen tüchtigen Stoß mit dem Degen versetzt, nicht alle ihre Lama's aus dem guten Lande Eldorado eingebüßt, so würden Sie hier jetzt nicht eingemachte Citronenschale und Pistazien essen.«
»Gut gesagt,« antwortete Kandid, »aber wir müssen unsern Garten bestellen.«

Ob es noch besser hätte gehen können?

Auch Francke betont die Arbeit, allerdings ist die seine die erste Schulstadt, sein Garten sind die Francke’schen Stiftungen. Die Linke bezieht sich mehr auf Voltaire, aber ist sie nicht mehr der Enkel des Pietismus als der Voltaires? Die sozialistische Kibbuzim-Bewegung hat auch ihren Garten bestellt, aber sie ist nur noch Erinnerung. Geblieben ist - nur in Europa und den USA - der Schul- und der Verbesserungsglaube. Ein Irrglaube?


Vgl. https://antjeschrupp.com/2010/11/24/pietismus-und-revolution/











Dienstag, 3. Oktober 2017

Amok












Schlag’ nach bei Pinker:
“Am 13.3.1996 betrat Thomas Hamilton, bewaffnet mit … eine Grundschule in Dunblane, Schottland. … Dort schoß er auf 28 Kinder, von denen 16 tödlich getroffen wurden und tötete ihre Lehrerin … Doch wir hören erschreckend häufig von verbitterten Einzelgängern, die sinnlose Rache nehmen. … Amok ist ein malaiisches Wort für die Mordorgien, die gelegentlich von einsamen Männern begangen werden, die Liebe, Geld oder ihr Gesicht verloren haben. Das Syndrom ist bereits in einer Kultur beschrieben worden, die noch weiter vom Westen entfernt ist - den steinzeitlichen Wildbeutern Papua-Neuguineas.”
Pinker, Denken, S. 449f.


Von dem Las-Vegas-Amokläufer Stephen Paddock ist zudem bekannt, daß er erblich belastet war durch seinen schizophrenen und kriminellen Vater.








Sonntag, 1. Oktober 2017

Devil's Trill Tartini

Antisemitismus


Die Welt ist unübersichtlich, ein rätselhaftes Kräftespiel Abertausender Faktoren. Diese Komplexität überfordert das Gehirn, und es reduziert die Komplexität auf ein oder zwei Wirkkräfte.
“Geld regiert die Welt” benennt eine Kraft und ihr Objekt. Marx hat daraus eine große Geschichte gemacht und in drei Bänden ausgebreitet, bei ihm regiert das “Kapital” die Welt. Hegel sah noch den Weltgeist wirken, aber attraktiver sind für die meisten Gehirne Geld und Kapital. Die sind anschaulicher. Speziell für die Gehirne, die mit beidem weniger gesegnet sind.
Manche Gehirne sind darüber so frustriert, daß sie dem Geld und dem Kapital Agenten zuordnen: Anbeter des goldenen Kalbs, Mammonverehrer, Pfeffersäcke (Holländer), Geldschneider, Banker, etc. Besonders beliebt ist auch die Zuordnung von Agentengruppen wie Chinesen in Malaysia und Juden in Europa.
Einige Juden sind tatsächlich sehr reich - unter vielen, die sehr reich sind - aber eine ethnische Gruppe eignet sich manchmal besser als Handlungsträger als die Müllers und Duponts. Aber das ist oft zufällig, wie die Hugenottenverfolgung im alten Frankreich zeigt. Den Juden eignet jedoch die längste Tradition, wie nicht nur Shakespeares “Kaufmann von Venedig” zeigt. Derzeit gibt es eine Facebook-Seite unter dem Falschnamen “Isabelle Trabelli”, die nur diesem einen Zweck dient:
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Das Zitat stammt von dem ehemaligen FAZ-Herausgeber Paul Sethe; die größten Medienbeteiligungen besitzt in Deutschland aber die SPD. Prominent sind hier jüdische Köpfe dargestellt, die Rothschilds groß plaziert im Zentrum mit Kissinger rechts. Im Hintergrund der dominiert der Davidstern, der Jakob Rothschild wie ein Heiligenschein ziert, flankiert von Freimaurersymbolen und amerikanischen Dollarscheinen. Die antisemitische Stoßrichtung zeigt sich so klar wie übel, und die Verquickung mit den USA ebenfalls. Diese Verquickung will einflüstern - das ist ein alter Topos - daß Amerika von einer jüdischen Plutokratie beherrscht wird, die die ganze Welt versklaven will.  

In diesem Sinne kann man sagen, daß widerliche alte Legenden ein langes, giftiges Leben besitzen, dem man tunlich wehren muß. Denn der einfachen Gehirne sind viele.